Oberhausen. Das Ruhrbistum will neue Wege gehen, um Menschen zu überzeugen. Dazu muss sich die Kirche auf ihren Kern besinnen. Ein Kommentar.

Dieses Frühjahr zeigt in Oberhausen auf eindrucksvolle Weise: Die Zeit der Volkskirche ist vorbei. Die Katholiken erfinden sich neu und sie werden ihre Kirche auf eine völlig neue Weise in die 30er und 40er Jahre dieses Jahrhunderts führen. Ab Ende 2025 gibt es die „Katholische Stadtkirche Oberhausen“. Herz Jesu, St. Marien, St. Pankratius und St. Clemens gehen darin auf. Was lange undenkbar schien, wird schon bald wahr.

In gleich zwei katholischen Gotteshäusern in Oberhausen hat im Februar der letzte Gottesdienst stattgefunden: in St. Michael und in St. Johannes Evangelist. Kurz darauf hat es dann den großen Debattenabend zur Kirchenzukunft gegeben. An diesem Abend konnte man etwas Ungewöhnliches sehen: eine beinahe vollbesetzte große Kirche. Hunderte Katholiken und Katholikinnen hatten sich in Herz Jesu versammelt. Das macht Hoffnung und es zeigt: Es gibt einen „harten Kern“ von Menschen, denen das künftige Schicksal ihrer Kirche keineswegs egal ist, die sich einbringen und die zeigen wollen, dass katholisches Leben in Oberhausen weiter eine Chance hat, die Gesellschaft entscheidend mitzuprägen.

Chance für christliche Werte in einer polarisierten Gesellschaft

In unserer sich immer mehr polarisierenden Gesellschaft kann gerade den Katholiken eine wichtige Aufgabe zukommen. So verstaubt zentrale christliche Werte wie Nächstenliebe und Fürsorge manchem erscheinen mögen, so groß ist zugleich die Chance, die in diesen Werten liegt. Eine Gesellschaft der ständigen Aufgeregtheiten kann eine Prise christlicher Gelassenheit durchaus gut gebrauchen.

Redakteur Michael Bresgott kommentiert die Zukunft der katholischen Kirche in Oberhausen.  
Redakteur Michael Bresgott kommentiert die Zukunft der katholischen Kirche in Oberhausen.   © FFS | Gerd Wallhorn

Wer ist heute eigentlich noch in der Lage, sich für zehn oder 15 Minuten still und leise in eine Kirchenkapelle zu setzen, um ohne Handyklingeln und Push-Nachricht mal zu sich selbst zu kommen? Christen wissen, wie das geht und sie wissen, warum ihnen das wichtig ist. Bei ihnen geht es dabei sogar um mehr als um Selbstoptimierung auf dem Weg der Spiritualität. Ihre Spiritualität greift über ihr eigenes Sein hinaus und ist auf Gottesglauben gebettet.

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Doch wer will solche Sätze heute noch lesen und hören? Kaum jemand. Auch das ist beim Debattenabend in Herz Jesu deutlich geworden. „Viele Menschen verstehen uns gar nicht mehr. Sie verstehen gar nicht mehr die Sprache, die wir mit Blick auf unseren Glauben nutzen“, sagte ein Debattenteilnehmer. Was wiederum belegt: Die Volkskirche ist wirklich passé. Eine weiterhin deutlich schrumpfende katholische Kirche hat nun die Aufgabe, eine neue Zukunft zu gewinnen. In Oberhausen und darüber hinaus.