Oberhausen. Die Schulen in Oberhausen sind im Schulsozialindex neu eingestuft worden. Die Höchstnote wurde fünfmal vergeben. Was das bedeutet.

  • Das NRW-Bildungsministerium hat den Schulsozialindex aktualisiert
  • Fünf Schulen aus Oberhausen wurden mit der Höchstnote bewertet
  • Oberhausens Schuldezernent Jürgen Schmidt sieht den Index kritisch

Wie steht es um die Schule meines Kindes? Wer sein Bild ergänzen möchte, kann einen Blick in den aktuellen Schulsozialindex werfen. Das 2020 eingeführte Ranking aller Schulen in NRW wurde jetzt vom NRW-Schulministerium aktualisiert. Die Auswertung soll die soziale Zusammensetzung einer Schule einordnen und aufzeigen, wo mehr Unterstützung nötig ist.

Die Idee dahinter: Statt wie früher alle Schulen gleichmäßig mit Personal und Etat zu versorgen, soll der Schulsozialindex dazu beitragen, Grundschulen, Gymnasien, Realschulen und Gesamtschulen besser auszustatten, wenn sie in sozial herausfordernden Gebieten liegen. In diesem Schuljahr wurden bereits über 6300 Lehrerstellen, Stellen für deutschen Sprachunterricht und Grundschul-Sozialpädagogen nach diesem Index zusätzlich auf die Schulen mit höheren Noten verteilt. Mithilfe des Sozialindex werden aber auch Gelder für Projekte verteilt.

Bauen für die Zukunft: An der Gesamtschule Osterfeld entsteht ein Multifunktionskomplex.
Bauen für die Zukunft: An der Gesamtschule Osterfeld entsteht ein Multifunktionskomplex. © Oberhausen | Lars Fröhlich

Bewertet werden die Schulen anhand von vier Kriterien: Die Kinder- und Jugendarmut, der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die in ihrer Familie nicht vorwiegend Deutsch sprechen, der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die nach Deutschland gezogen sind und die Menge an Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf. Die Noten werden auf einer Skala von 1 bis 9 vergeben.

Das Ergebnis für Oberhausen ist teilweise wenig überraschend: Die Brüder-Grimm-Schule, die Concordiaschule und die Adolf-Feld-Schule, die eine hohe Quote an zugezogenen Kindern aufweisen, werden mit der höchstmöglichen Punktzahl bewertet. An allen drei Schulen lag die Ausländerquote im vergangenen Schuljahr bei über 40 Prozent. Auch wenig überraschend: Die Hirschkampschule, die im vergangenen Schuljahr die geringste Ausländerquote hatte (unter 5 Prozent), wird als einzige Grundschule mit einer „1“ bewertet.

Schulsozialindex: Gymnasium am besten bewertet

Bei den weiterführenden Schulen gibt es interessante Unterschiede: Die Gesamtschulen in der Stadt liegen teils weit auseinander. Die Gesamtschule Weierheide und die Gesamtschule Heinrich Böll werden mit einer vier bewertet, die Gesamtschule Osterfeld hingegen mit einer 8 und die Fasia-Jansen-Gesamtschule in der Innenstadt mit einer 9. Die beste Note hat - auch das kaum überraschend - ein Gymnasium. Das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium wird mit einer zwei kategorisiert.

Lehrerinnen und Lehrer, aber auch die Stadtspitze beäugen den Schulsozialindex mit gemischten Gefühlen: Einerseits ist es positiv, wenn der herausfordernde Bedarf bei einer Schülerschaft mit Familienwurzeln aus 140 Staaten oder vielen Kindern aus armen Familien endlich anerkannt und berücksichtigt wird, andererseits besteht die Gefahr, dass ein höherer Sozialindex den Eindruck bei Eltern verfestigt, bei der jeweiligen Schule handele es sich um eine schwierige Schule. Dass diese Schulen im Vergleich zu anderen nun besser denn je ausgestattet werden, droht, zu wenig beachtet zu werden.

Jürgen Schmidt, Schuldezernent in Oberhausen.
Jürgen Schmidt, Schuldezernent in Oberhausen. © Oberhausen | Gerd Wallhorn

Sabine Meder, Schulleiterin der Fasia-Jansen-Gesamtschule, misst dem Index allerdings nicht so viel Bedeutung bei: „Wir freuen uns über jedes Kind, das unsere Schule besucht.“ Die Zusammensetzung der Schülerschaft habe sich in den vergangenen Jahren nicht geändert.

Schuldezernent Jürgen Schmidt kommt zu einer „differenzierten“ Bewertung: Zum einen könnte durch den Schulsozialindex „Ungleiches auch ungleich behandelt“ werden. „Der Schulsozialindex bietet die Chance, dass in Brennpunktschulen mehr investiert werden kann.“ Das Land NRW, das für Personalangelegenheiten zuständig ist, könnte etwa mithilfe des Schulsozialindex die Stellen besser verteilen. Auf der anderen Seite kann sich auch Schmidt manche Bewertungen, also die Höhe des Schulsozialindex für die eine oder andere Schule, nicht erklären. Es käme deshalb darauf an, wie die Bewertung begleitet wird. „Bei den Noten geht es um sachliche Argumente, nicht um Konfliktsituationen.“ Das müsse auch in die Schulen transportiert werden.

Schulsozialindex NRW: So wurden die Oberhausener Schulen bewertet:

Grundschulen:

  • Schule a. d. Oranienstraße: 3
  • Grundschule am Froschenteich: 4
  • Hartmannschule: 3
  • Melanchthonschule: 4
  • Bismarckschule: 3
  • Brüder-Grimm-Schule: 9
  • Falkensteinschule: 8
  • Königschule: 4
  • Kastellschule: 4
  • Robert-Koch-Schule: 5
  • Hirschkampschule: 1
  • Jacobischule: 4
  • Rolandschule: 5
  • Astrid-Lindgren-Schule: 6
  • Steinbrinkschule: 7
  • Erich.Kästner-Schule: 8
  • Landwehrschule: 5
  • Adolf-Feld-Schule: 9
  • Marienschule: 4
  • Alsfeldschule: 3
  • Luisenschule: 4
  • Concordiaschule: 9
  • Postwegschule: 3
  • Overbergschule: 7
  • Grundschulverbund Buschhausen: 4
  • Ruhrschule: 4
  • Schwarze-Heide-Schule: 4
  • Schule am Siedlerweg: 6
  • Wunderschule: 5

Weiterführende Schulen:

  • Anne-Frank-Realschule: 9
  • Friedrich-Ebert-Realschule: 4
  • Theodor-Heuss-Realschule: 5
  • Gesamtschule Osterfeld: 8
  • Heinrich-Böll-Gesamtschule: 4
  • Fasia-Jansen-Gesamtschule: 9
  • Heinrich-Heine-Gymnasium: 6
  • Elsa-Brändström-Gymnasium: 6
  • Sophie-Scholl-Gymnasium: 3
  • Freiherr-vom-Stein-Gymnasium: 2
  • Gesamtschule Weierheide: 4
  • Bertha-von.Suttner-Gymnasium: 5