Oberhausen. Das Friedensdorf hilft kranken Kindern aus armen Ländern. Der Bedarf steigt, aber die Spenden sinken. Jetzt haben auch Kliniken noch ein Problem.
Das Friedensdorf Oberhausen kämpft mit geringerem Spendenaufkommen. Im vergangenen Jahr ist der Gesamtbetrag um 8,09 Prozent zurückgegangen. Dem Hilfswerk standen damit 376.000 Euro weniger zur Verfügung als noch im Jahr 2022.
Für die Entwicklung können laut Friedensdorf mehrere Ursachen ausschlaggebend sein. Beispielsweise sei die Zahl von Vereinen, Organisationen und Initiativen, die um Spenden bitten, immer weiter gestiegen. Gleichzeitig war in Deutschland während des vergangenen Jahres das gesamte Spendenaufkommen rückläufig.
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Niedriger fielen auch die Einnahmen aus, die das Friedensdorf durch richterlich angeordnete Auflagen erhielt, wenn beispielsweise am Ende eines Gerichtsverfahrens ein Verurteilter Abgaben an einen Sozialverein zahlen soll. Ein Minus von 21.000 Euro musste die Einrichtung verkraften, das kommt einem Rückgang von 45 Prozent im Vergleich zu 2022 gleich.
Friedensdorf Oberhausen: Lage für die Kinder wird immer prekärer
Einsätze und Leistungen musste das Friedensdorf aber trotz der Einbußen nicht zurückfahren, so eine Sprecherin. Aber sie verweis auch darauf, dass das Hilfswerk angesichts von Kriegen, globalen Krisen und (Natur-)Katastrophen in wachsendem Maße gefragt sei. In zahlreichen Ländern, die zu den Einsatzgebieten der Organisation zählen, fehle eine medizinische Versorgung, die Lage für Kinder werde immer prekärer. Als Beispiele nennt das Friedensdorf Angola, Kambodscha oder Zentralasien, „wo starke Armut den Alltag diktiert“. Besonders groß sei der Hilfsbedarfin Afghanistan. „Das Land wird nicht nur von einer Hungersnot geplagt, sondern auch immer wieder von schweren Naturkatastrophen erschüttert.“
Dem Friedensdorf gelang es im vergangenen Jahr, dass rund 200 Kinder aus acht verschiedenen Ländern wie Afghanistan, Georgien oder Usbekistan in Deutschland kamen und hier jetzt medizinisch behandelt werden. Fast genau so viele Kinder brachte das Friedensdorf wieder zurück. Insgesamt 207 Mädchen und Jungen schließen die Familien wieder in ihre Arme.
70 ambulante Eingriffe in neuem Medizin-Zentrum
Sehr froh ist das Friedensdorf über den Bau des Medizin-Zentrums, der vor drei Jahren erfolgte. Seither können Ärzte direkt auf dem Gelände des Friedensdorfs ambulante Eingriffe durchführen, 70 waren es im vergangenen Jahr. Durch den neuen Trakt konnte die Organisation ihre Kapazitäten erweitern, zugleich werden Kliniken entlastet, weil die Nachsorge jetzt auch das Friedensdorf übernimmt.
Um Kindern für eine OP die Trennung von den Eltern zu ersparen, hat das Friedensdorf schon vor Jahren damit begonnen, Operationen in den jeweiligen Heimatländern zu bezahlen, beispielsweise in Armenien, Kirgistan und Usbekistan. 2023 ist nun Afghanistan hinzugekommen. „In Kabul werden uns immer mehr Kinder mit schweren Knochenentzündungen vorgestellt“, berichtet Birgit Stifter. Da der Bedarf an Hilfe seit der Machtübernahme durch die Taliban so rasant gestiegen ist, finanziert das Friedensdorf nun Behandlungen in Kliniken der Hauptstadt. Seit Projektstart im November bis Jahresende konnten etwa 20 Mädchen und Jungen operiert werden. Nach Afghanistan soll Angola als Projektland folgen.
Mit gewisser Bitternis blickt das Friedensdorf auf die nahe Zukunft. Die Zahl der Betten, die Krankenhäuser angesichts des Kostendrucks zur Verfügung stellen können, ist sehr begrenzt. Zugleich steigt der Bedarf an medizinischer Hilfe. Statt zwei Flügen mit Dutzenden von Kindern könnte das Hilfswerk auch durchaus zehn Flüge buchen. „Aber unserer Hilfe sind Grenzen gesetzt, der Bedarf in unseren Partnerländern ist zu groß“, sagt Birgit Stifter.
Neue Wege der Hilfe
Die Hilfe des Friedensdorfes für die weiteren Projektländer Armenien, Gambia, Irak, Kambodscha, Kirgistan, Tadschikistan, Usbekistan soll weiterlaufen.
Aus Kostengründen hatte das Friedensdorf den traditionellen Versand von Paketen nach Tadschikistan 2022 einstellen müssen.
Die Unterstützung geht aber weiter. Jetzt kauft werden Mehl, Reis, Zucker, Tee, Öl und Seife vor Ort gekauft und von der Partnerorganisation „Dechkadai Sulh Derewnja Mira“ verteilt. Dies schafft Arbeitsplätze im Land und hilft nachhaltig.
„Diese Hilfe ist weiter bitter nötig“, betont Claudia Peppmüller, die die Lebensmittelverteilungen 2022 und 2023 in den ersten Tagen begleitet hat.