Oberhausen. Fünf Stunden Programm, 3000 Luftballons und ein später Stargast: Prunksitzung der 1. KG Königshardt in Oberhausen hielt Überraschungen bereit.
Nein, für Kurzarbeit ist die 1. KG Königshardt im Oberhausener Norden nicht gerade bekannt. Die Prunksitzung in der Kiefernhalle endete in den Vorjahren schon mal gegen 1 Uhr nachts. Diesmal hielten sich Narren beinah unheimlich ans Zeitprotokoll. Kurz nach 23.30 Uhr marschierte die Bühnenbesetzung aus. Das bedeutete trotzdem: 300 Minuten Programm. Also fünf Stunden.
Wie funktioniert eine Großsause vor 630 Narren in einer ausverkauften Sporthalle? „Mit viel Arbeit“, sagt der 1. Vorsitzende Oliver Reuter. „Seit Donnerstag sind wir in der Halle beschäftigt. Wir haben ausgeräumt, was nicht in die Halle gehört. Haben einen Boden mit Matten verlegt. Und die Mietmöbel wie Tische, Stühle und Theken eingeräumt.“
Die Sitzbänke ziehen sich vom Eingang bis an den Hallenrücken. Dort zapfen, spülen und servieren Kellner, was die Hände hergeben, während vorne „dreifaches Helau“ das wuselige Tratschen unterbricht. 30 Personen Servicepersonal bringen Bier (3 Euro für 0,25-Gläser) zu gut gelaunten Narren. „Lillet Wild Berry“ und „Aperol Spritz“ haben die Königshardter als Versuchsballon jeweils 100 Mal vorbereitet. Nach einer Stunde sind die Mischgetränke alle weggeschlürft. „Wir müssen nachbestellen.“
Karneval Oberhausen: Gäste erscheinen schon Stunden vorher
Verkleidet sind nur wenige, das ist in Königshardt üblich. In Schunkellaune sind sie trotzdem. „Im Dezember waren alle Tickets weg“, sagt Geschäftsführerin Siri Schlaer-Grünert. „Auch für den Altweiberball gibt es keine Karten mehr.“ In dieser Woche werden vermutlich die letzten Tickets für die Kindersitzung verkauft. „Es gibt noch Anfragen ohne Ende. Die Leute haben wieder Lust zu feiern.“
Gegen 18.45 Uhr ging‘s los. Um 17.30 Uhr startete der Einlass in die Halle. Doch schon eine weitere Stunde vorher standen die ersten Gäste vor der Tür. Eiseskälte? Egal! Königshardt im Karnevalsfieber.
Die Kölner Band Kaschämm singt rheinisch korrekt: „Ich ben ne Räuber“. Eine Bandbegleiterin fotografiert die stehend schunkelnden Narrinnen und Narren. Auch einen eigenen Video-Filmer hat die Kapelle mitgebracht. Social Media wird auch für Karnevalsbands immer wichtiger.
Comedian Thorsten Bär ist aus Hamburg angereist – und erscheint pünktlich. „Trotz vereister Straßen…“ Der Büttenredner bekennt sich als Fußball-Fan des Hamburger Sportvereins und kokettiert: „Ich steh auf Schmerzen!“ Der Gag zündet aber nicht. Der HSV führt im zeitgleich steigenden Zweitliga-Spiel auf Schalke schon 2:0.
Wie geschmiert läuft es wenige Meter weiter. Vereinshelfer buttern Mettbrötchen, geben Currywurst aus und verteilen Bockwürste (alles 3 Euro). Bis zu 50 Helferinnen und Helfer packen mit an. Die Puste geht ihnen nicht aus. 3000 Luftballons werden eigenhändig zu großen Girlanden in den Vereinsfarben Gold und Schwarz verknotet.
Karneval Oberhausen: Mike Leon Grosch singt „Sarah“ als Song-Premiere
Monatelang haben auch die Tanzgarden geprobt. Der eine große Moment wird stark umjubelt. Stolze Eltern und Großeltern zücken Handykameras. Von manchen Tänzerinnen hört man Steine der Erleichterung plumpsen. Auch der Showtanz in Schneewittchen-Kostüm hat vorzüglich funktioniert.
Seit 32 Jahren zeigen die Hardter ihre Elferratsshow. Mit Live-Gesang und Proben im Tonstudio. Conferencier Hans-Hermann Mleczak: „Am Anfang war es noch alles andere als königlich.“ Mit Kniffen und Training haben die reiferen Herren (und eine Profi-Sängerin) aber eine unterhaltsame Show mit Hits wie „Joana“ von Roland Kaiser aus der „Hitkiste“ gezaubert.
Kurz vor Schluss fährt Mike Leon Grosch aus Köln vor. Auf drei schnelle Reporter-Fragen möchte der Schlagerstar eine halbe Stunde vor seinem Auftritt nicht antworten („Bin im Tunnel“, „Nicht angefragt“). Beim Gang zur Bühne lässt er sich später von Security-Personal abschirmen. Einige Gäste wundern sich und vergleichen ihn mit Stargästen vorheriger Jahre: „Das gab es bei Anna-Maria Zimmermann und Olaf, dem Flipper aber nicht.“
Kaum steht Grosch auf der Bühne, herrscht Top-Stimmung. Als er seinen Hit „Wunderschön“ anspielt, kreischen die längst in der ersten Reihe tanzenden Närrinnen lautstark. Grosch kann mit „Sterkrade, Klosterhardt und Königshardt“ drei Oberhausener Stadtteile benennen – und geizt nicht mit Zugaben. Seinen noch nie gespielten Song „Sarah“ gibt es als „Oberhausen-Premiere“ obendrauf.