Oberhausen. Bei der Ehrengarde feierte der amtierende Prinz Jörg I. sein Heimspiel. Nachfolge wird historisch: Erstmals regiert eine Frau als Ministerin mit.
Freitagabend im Ebertbad Oberhausen, die Stimmung schwappt über: Die Ehrengarde der Stadt Oberhausen feiert ihren Gardeball. Mehrere hundert Menschen jubeln dabei auch Stadtprinz Jörg I. (Becker) zu. Kein Wunder, er ist aktueller Karnevalsprinz, also der höchste Vertreter der Narretei, und stammt aus den Reihen der feiernden Jeckengesellschaft. Ein waschechtes Ebertbad-Heimspiel!
Doch auf den Gängen der hiesigen Karnevalsfeten wird bereits getuschelt. Noch bis zum Aschermittwoch hat Becker und sein Prinzenteam mit Minister und Hofmarschall das Amt inne. Doch der neue Regent der kommenden Session ist hinter den Kulissen längst beschlossene Sache.
Die junge Karnevalsgesellschaft „Glück auf“ feiert 1 x 11 Jahre und hatte einen Antrag gestellt, den künftigen Stadtprinz zu stellen. Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Der Bewerbung hat das Plenum aus Delegierten der 20 Oberhausener Karnevalsgesellschaften bereits zugestimmt.
Karneval Oberhausen: Schlagersänger wird im November inthronisiert
Noch aber bleibt es geheimnisvoll: Der Hauptausschuss Groß-Oberhausener gibt als Dachverband der Karnevalsvereine noch keinen Namen an die Öffentlichkeit und verweist auf die offizielle Vorstellung beim Empfang der „schönsten Stadttöchter“ (Stoag, EVO, WBO, Sparkasse), die Anfang Februar für geladene Gäste stattfindet.
Nach unseren Informationen aber wird bald ein Schlagersänger auf dem Narrenthron sitzen. Thorsten Eckrich, besser bekannt als Stimmungssänger „Ecki“, schnappt sich in der Session 2024/2025 als Stadtprinz das Zepter. Der Sänger von Titeln wie „Bodo mit dem Bagger“ wird im November 2024 in der Luise-Albertz-Halle als Regent inthronisiert.
Sein Prinzenteam setzt sich zudem historisch zusammen: Erstmals regiert mit Yvonne Geschke eine Frau als Ministerin mit. Was in der heutigen Zeit ungewöhnlich klingt: Bislang bestand das Oberhausener Regententrio mit Prinz, Hofmarschall und Minister stets aus Männern. Nur die Paginnen waren Frauen.
Karneval Oberhausen: Nach Corona-Session - Aktueller Prinz auf Ehrenrunde
Der Oberhausener Dachverband hatte seine ursprüngliche Satzung zuletzt geändert. Demnach können alle Brauchtumspositionen geschlechtsneutral besetzt werden. Ein rein weibliches Prinzenteam der Alten Oberhausener Karnevalsgesellschaft (AOK) für die aktuelle Narrenspielzeit war 2022 jedoch noch bei der Abstimmung der Oberhausener Vereine gescheitert. Bei der aktuellen Wahl gab es für die neue Ministerin dagegen keine Gegenstimmen.
Auf der bunt beleuchteten Bühne des Gardeballs am Freitag spielte der neue Regent aber keine Rolle: Stadtprinz Jörg I. (Becker), als Discjockey dem Showgeschäft ebenfalls nicht unbekannt, betrat die Bühne in singender Form mit seiner großen, stets in farbenfrohen Kostümen tanzenden Prinzengarde.
Prinz Jörg regiert schon zum zweiten Mal, durfte in der Corona-Zeit wegen diverser Lockdowns und Beschränkungen allerdings nur bei wenigen Terminen auf die Bühne. „Es war der schwierigste Moment, meiner Garde, die sich zuvor zwei Jahre auf die Prinzenzeit vorbereitet hatte, sagen zu müssen, dass es keine Auftritte mehr gibt.“
Becker darf deshalb in der sehr kurzen Session 2023/2024 (in gut drei Wochen ist sie schon wieder vorbei) eine Ehrenrunde drehen. Der Auftritt beim Gardeball fiel dementsprechend abendfüllend aus. Gesungener Tenor: „Wir sind eine große Familie.“
Karneval Oberhausen: Micky Brühl bringt Strand von Mallorca mit
Ansonsten plante die Ehrengarde für ihren vierstündigen Reigen kurzfristig und notgedrungen um: Das bekannte Kölner Tanzkorps Rheinveilchen musste unerwartet die Reise nach Oberhausen absagen. Der Grund: Zu viele Krankheitsfälle. Dafür sprang eine Partysängerin ein, die nur eine kurze Anreise zurücklegte. Ina Colada unternahm den (Katzen-)Sprung aus Bottrop-Kirchhellen ins Oberhausener Ebertbad.
Dabei ist die Sängerin von Party-Songs wie „Die Gummibärenbande“ und „Wodka mit Irgendwas“ eher am Ballermann zuhause und absolviert etliche Mallorca-Auftritte. Trotzdem meinte sie schunkelverliebt: „Karneval hat mit so viel Liebe zu tun.“ Statt Zicke-Zacke-Hymnen konzentrierte sich Ina Colada diesmal auf bekannte Karnevalslieder wie „Pirate“ (im Original von Kasalla) oder „Prinzessin“ (von den Höhnern). Das kam an, der Bass pochte allerdings spürbar zu heftig.
Mit Micky Brühl stand zwischen weiteren Schunkelbands zudem eine echte Karneval-Legende aus Köln im Narrenring. Brühl gehört zu den Gründungsmitgliedern der Mundart-Gruppe Paveier („Schön ist das Leben“), mit der er als Hauptsänger und Frontmann über Jahrzehnte auftrat. Auch „Buenos Dias Matthias“ (Mit alle Mann am Ballermann…) brachte Brühl als Kostprobe mit. „Ich bin noch nie in Oberhausen aufgetreten. Ihr kennt ja doch einige Lieder…“
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