Oberhausen. In den Oberhausener Tresohr Studios gibt es 2024 feine Konzerte. Auf der Bühne steht ein Musiker mit dreisaitiger Gitarre und ein Streaming-Star.
Vorfreude ist durchaus angebracht bei Musikbegeisterten: Nach beinahe vier Jahren erklingen wieder die „Tresohr Sessions“ in den gleichnamigen Studios an der Mülheimer Straße 24 in Oberhausen. Für den standesgemäßen Auftakt hatten noch im alten Jahr die Krautrock-Veteranen von „Birth Control“ gesorgt. Deren in Oberhausen mitgeschnittenes Live-Album wird exklusiv zum Record Store Day, am Samstag, 20. April 2024, erhältlich sein.
Nach den progressiven Maximalisten geht‘s betont minimalistisch ins neue „Sessions“-Jahr: In der Punkwelt verbindet man die Zahl Drei bekanntlich mit dem Klischee vom Song in drei Akkorden. Das Duo „False Lefty“ will am Freitag, 12. Januar, um 20 Uhr antreten, um mit Klischees zu brechen. Drei Saiten, drei Trommeln: Mehr braucht das walisisch-oberösterreichische Newcomer-Duo nicht für seinen energischen Post-Punk- und Indie-Sound. Schlagzeugerin Veva spielt drei Trommeln im Stehen und Sänger Tom bespannt seine Gitarre nur mit drei Saiten. Die Band lässt das Unwichtige einfach weg. Was bleibt, ist impulsive Musik. „False Lefty“ setzt auf Minimalismus und liefert gute Musik mit zwei Menschen, drei Saiten, drei Trommeln.
Etwas grandioser wird‘s am Sonntag, 28. Januar, mit „The Sessions Collective“, das seine Musik – wie der Name schon sagt – als kollektiven Prozess versteht. Gestartet war man als neue Ruhrpott-Underground-Konzertreihe, in der es anfangs schon aus Prinzip keinen einzigen komponierten Song gab. Die Musik vorm Publikum entstehen zu lassen, war der treibende Gedanke des Ensembles um Bassist Marius Goldhammer und Schlagzeuger Hendrik Lensing, die auf der Bühne spontan Jazz-, Hip-Hop- oder Indie-Elemente improvisierten. Umtriebig, treibend, schnell und verrückt, aber auch melodiös und erhebend – so gelingt‘s mit Unterstützung durch Keyboarder Felix Waltz, Sänger Marvin Becker und Trompeter Christian Kappe. Das Destillat der frühen Sessions-Abende gibt es jetzt auch in handlicheren Songformaten – oder, wie die Musiker meinen: als „kollektive Kreativ-Trips zum Mitnehmen“.
Schwedischer Netflix-Hit für „Tote Mädchen lügen nicht“
Auch die leisen Klänge stehen den „Tresohr-Sessions“ ausnehmend gut – und „Meadows“ will am Montag, 4. März, den Beweis antreten. Der schwedische Singer-Songwriter Christoffer Wadensten kommt nur mit seiner Gitarre und dem „Wiesen“-Pseudonym in die Tresohr-Studios, um einen Abend zwischen Melancholie und Zufriedenheit zu gestalten. Von der ersten „Meadows“-EP „The only Boy awake“ aus dem Jahr 2016 wurde der Titeltrack in die Netflix-Serie „Tote Mädchen lügen nicht“ („13 Reasons why”) aufgenommen und entwickelte sich zum Streaming-Hit. Der Fingerstyle-Gitarrist demonstriert in dem Song seine beeindruckende Virtuosität. Sein Gesang muss sich dahinter nicht verstecken, so gefühlvoll und melancholisch setzt er seine Stimme ein.
Entschieden schräger wird‘s mit „Three for Silver“ am Mittwoch, 10. April. Lucas Warford, leitet dieses lose Ensemble aus wechselnden Musikern und rühmt sich einer Kritiker-Eloge, die den Bandleader als „Acid-Baby von Tom Waits und Les Claypool“ bezeichnet hatte: Das wäre dann eine kratzige Stimme zu komplexen Bassläufen. Andere wählen für Lucas Warfords Musik das Etikett „Doomfolk“, also die düstere Seite folkloristischen Traditionsbewusstseins. „Three For Silver“ mixen unbekümmert die Genres, spielen abgefahrene Instrumente und sehen sich als Garanten für wilde Abende.
Konzerte im Studio mit „richtig gutem Sound“
Die „Tresohr Sessions“ beginnen jeweils um 20 Uhr (Einlass 19 Uhr) in den Tresohr Studios, Mülheimer Straße 24 in Oberhausen. Karten kosten im Vorverkauf über Eventbrite 25 Euro, für Schüler und Studenten 15 Euro, online informiert tresohr-sessions.de – und verspricht „richtig guten Sound“. Parkplätze stehen unmittelbar vor den Studios zur Verfügung.