Oberhausen. Laster sollen auf der Autobahn A 42 vor der maroden Kanalbrücke künftig gewogen werden. Denn nur noch leichte Autos sollen diese passieren.
Wer aus Oberhausen in Richtung östliches Nordrhein-Westfalen mit dem Auto vordringen will, hat es zumindest bis zum Frühjahr 2024 schwer: Die Rhein-Herne-Kanalbrücke zwischen der Abfahrt Bottrop-Süd und dem Autobahnkreuz Essen-Nord bleibt nach Auskunft der zuständigen Autobahn GmbH Westfalen für Pkw und Lkw wegen ihres maroden Zustands auf jeden Fall gesperrt. Dass diese Brücke grundlegend saniert werden muss und durch Risse eine Gefahr für Autofahrer darstellt, hat sich erst am vergangenen Wochenende nach umfassenden Untersuchungen gezeigt. Für Laster mit einem Gewicht von über 3,5 Tonnen kann deshalb die Sperrung sogar über mehrere Jahre dauern, bis eine neue Brücke gebaut worden ist.
Angesichts des dichten, aber stark belasteten Autobahnnetzes im Ruhrgebiet können Oberhausener Autofahrer durchaus ausweichen - und die A42 auf dem Weg ins östliche Ruhrgebiet ganz meiden: Entweder hoch auf der A 516 zur Autobahn A2 oder runter entlang der Mülheimer Straße zur Autobahn A 40. Da dies viele Autofahrer der Region machen werden, drohen hier natürlich in den nächsten Monaten sogar noch mehr Staus und zähfließender Verkehr als üblich. Doch die Alternative, sich durch die innerstädtischen Straßen bis nach Essen durchzuschlagen, dürfte für viele mit noch mehr Ärger und Zeitverlust verbunden sein, als den Umweg über die nördliche und südliche West-Ost-Autobahnverbindung zu nehmen.
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Damit die Autobahn über die 1970 gebaute Kanalbrücke mit ihren heutigen Rissen zumindest für den nicht so schwergewichtigen Pkw-Verkehr überhaupt freigegeben werden kann, denken die Fachleute der Autobahn GmbH daran, eine Lkw-Waage vor der Brücke zu installieren, damit dort künftig wirklich nur Lkw unter 3,5 Tonnen Gesamtgewicht entlang fahren.
Eine solche Anlage ist in Nordrhein-Westfalen im Prinzip bewährt und sortiert schwarze Schafe unter den Lkw-Truckern, die eine für Laster gesperrte Brücke unerlaubt benutzen wollen, erfolgreich aus: Im Herbst 2016 wurde an der Leverkusener Rheinbrücke auf der Autobahn A1 eine solche Waage-Anlage installiert. Ignorierte hier ein Fahrer solch ein Durchfahrtverbot, zwang eine Schranke ihn, rechts abzufahren, und ein Bußgeld von 150 Euro wurde fällig. Von 2018 bis 2023 sammelte auch Duisburg Erfahrungen mit Wiegeanlagen, die zu schwere Laster vor der maroden A40-Rheinbrücke stoppten. Das Problem einer solchen Schrankenanlage mit Waage: Die Lkw und alle anderen Autos werden vor einer solchen Anlage auf eine Geschwindigkeit von nur noch 30 oder 40 Stundenkilometern schrittweise heruntergebracht - Staus sind da oft programmiert.
Nun wabert durch Bottrop das bisher noch unbestätigte Gerücht, diese Lkw-Wiegeanlage werde im westlichen Teil der Kanalbrücke der A42 auf Oberhausener Gebiet platziert - ausgerechnet auch noch in Höhe der durch das Centro stark belasteten Ausfahrt „Oberhausen-Neue Mitte“. Da 15 Millionen Besucherinnen und Besucher auf Shopping-Tour im Jahr allein das Westfield-Centro in der Neuen Mitte besuchen und darunter viele mit dem Auto anreisen, droht mit der Lkw-Waage und -Schrankenanlage ein noch größeres Staurisiko an der Centro-Ausfahrt.
Bernd Löchter, Sprecher Westfalen der Autobahn GmbH des Bundes, beruhigt allerdings ein wenig die Gemüter: „Es ist derzeit noch viel zu früh, darüber etwas zu kommunizieren, denn bisher ist die Planung noch nicht so weit, dass der Standort der Lkw-Waage feststeht. Es gibt bisher nur grobe Ideen.“ Vor Weihnachten sei es unmöglich, hier verlässliche Angaben zu machen, erst im Laufe des Januars 2024 werde sich herauskristallisieren, wo die Waagen installiert werden müssen.
Und auch die Stadt Oberhausen will zu diesem Zeitpunkt lieber noch nichts sagen. Nach einer Sitzung im Rathaus-Bereich Mobilität heißt es auf Anfrage der Redaktion nur: „Zu der geplanten Lkw-Wiegeanlage und Schrankenanlage können keine detaillierten Angaben gemacht werden.“
Wirtschaftsvertreter appellieren derweil an die Autobahn-Planer, die Belastung für die heimische Wirtschaft so gering wie möglich zu halten und den notwendigen Bau der neuen Autobahnbrücke zügig voranzutreiben. Kerstin Groß, Hauptgeschäftsführerin der IHK zu Essen, fordert von den Städten außerdem: „Die Ausweichstrecken – ob über Autobahnen oder innerstädtisch – sollten so schnell wie möglich von allen nicht unbedingt notwendigen Baustellen entlastet werden.“ Auch für größere Umbauarbeiten im Schienenverkehr sei jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.