Oberhausen. Wir haben sie monatelang getestet: Die Mängel-App soll Oberhausener Bürgern helfen, die Lebensqualität in ihrer Heimatstadt zu verbessern.
Wer aufmerksam durch seine Heimatstadt spaziert, kann viele Gründe finden, sich auf seinem Weg aufzuregen: Da liegen Müllkippen, da quellen Mülleimer über, da wird Sperrmüll tagelang nicht abgeholt, da sorgen Löcher im Boden für Stolpergefahren, da brennt eine Straßenlampe nicht. Doch wenn man sich ärgert, ist eine Lösung noch längst nicht in Sicht.
Seit August aber hat es jeder einzelne in der Hand, die Lebensqualität seiner Mitmenschen zu verbessern, selbst wenn er nicht selbst zur Schüppe und zum Werkzeugkasten greifen will: Die Stadt Oberhausen hat eine Oberhausen-App herausgebracht, mit der man Mängel im Stadtgeschehen ans Rathaus melden kann. Immerhin ist diese App auf Android-Handys und IOS-Handys (Apple) nach seiner Vorstellung im August bis Mitte Dezember rund 20.000 Mal aus den App-Stores heruntergeladen worden. So viele Bürgerinnen und Bürger können also losziehen und die Stadt bei ihren Mammutaufgaben unterstützen, in dem sie Hinweise geben.
Denn zu Spitzenzeiten sind zwar zwei Dutzend Profis im Stadtgebiet unterwegs, um Schlaglöcher auf den Straßen oder kippelige Bürgersteig-Pflaster zu finden, doch diese Straßenbegeher können selbstverständlich nicht ständig überall sein, um Schäden zu entdecken. Da ist die Stadt für jeden Hinweis von Bürgern dankbar - 900 Mal sind bereits Mängel im öffentlichen Raum mit Hilfe der App gemeldet worden.
Wie funktioniert diese App auf dem Mobiltelefon? Diese Redaktion hat das über Wochen ausprobiert, immer wieder mal Löcher, funktionsuntüchtige Spielgeräte, verschmutzte Schilder oder gefährlich gelockerte Pflastersteine den Fachbediensteten im Rathaus gemeldet. Unser Test hat einiges Aufschlussreiches ergeben.
Die Oberhausen-App mit Mängelmelder gibt es kostenlos in den App-Stores
Erstens: Jeder kann die Oberhausen-App kostenlos aus dem App-Store von Apple oder aus dem Google Play Store bei Android-Handys herunterladen. Sie ist leicht mit dem Suchwort „Oberhausen“ zu finden; man erkennt sie an dem blauen Oberhausen-Wappen.
Zweitens: Wer die App öffnet, erfährt schnell, wie das Wetter aktuell ist oder wo man sich gerade in Oberhausen befindet. Unter der Überschrift „Digitales Rathaus“ auf der ersten App-Seite ist der Mängelmelder zu finden - ein Fingerdruck genügt und auf dem Bildschirm tauchen vier Elemente auf: Ein Foto-Zeichen, mit dem man direkt ein Foto aufnehmen kann, eine Karte mit seinem Standort, ein Textfeld „Mängel“ und ein Textfeld „Persönliche Daten“, in dem man seinen Namen schreiben und die E-Mail-Adresse angeben soll.
Drittens: Die tatsächliche Meldung ist einfach: Entweder man macht ein aktuelles Foto vom gerade entdeckten Mangel oder lädt ein zuvor gemachtes aus der Foto-Mediathek hoch. Beim Standort kann der aktuelle Ort verwendet werden, an dem man sich befindet, oder, wenn man sich schon nicht mehr an dem Ort des Mangels aufhält: Man klickt einen anderen Standort auf der Karte an. Danach kann man die Art des Mangels nennen, in dem man aus einer Reihe von Vorgaben den nächst-treffenden auswählt: „Wilde Müllkippe/Verschmutzung“, „Schaden an der Fahrbahn“, „Schaden an einem Verkehrsschild“, „Ampel defekt“ oder „Schaden an einer Baustelle“ beispielsweise. Anschließend kann man im Kommentarfeld noch Details des Mangels beschreiben. Nach Eingabe des Namens und der Mail-Adresse inklusive Zustimmung zum Datenschutz kann man auf den Button „Mängel melden“ drücken - und schon gehen die Infos ans Rathaus.
Bisher meldeten die Oberhausener 900 Mängel der Stadt Oberhausen über die neue App
Viertens: Per Mail benachrichtigen die rührigen Beschäftigten der Beschwerde-Hotline der Stadt den mängel-meldenden Bürger so: „Wir haben Ihr Anliegen erhalten und an den zuständigen Fachbereich weitergeleitet.“ Bis Mitte Dezember zählten die Beschwerdeempfänger 900 Mängel-Mails aus allen verfügbaren Kategorien. Besonders häufig melden die Oberhausener Falschparker und Verschmutzungen, wie wilde Müllkippen oder Abfall rund um die Glas- wie Papiercontainer.
Fünftens: Die Redaktion hat seit September sechs Mängel gemeldet, von denen vier sehr schnell behoben worden sind. So lag die Hängematte auf dem Spielplatz des Saporischschja-Platzes Ende September auf dem Boden - und wurde sehr schnell wieder neu befestigt. Natürlich kann man nicht feststellen, ob die gemeldeten Mängel ohnehin aufgefallen wären und die Reparatur auch ohne Meldung vollzogen worden wäre. Nicht so gut geklappt haben zwei weitere Mängelmeldungen: Die Schrift auf dem Schild der „Bank des Dialogs“, auf der Fremde ins Gespräch kommen sollen, ist bis heute unleserlich vergilbt - und auch das durch eine defekte und entfernte Lampe entstandene Loch ausgerechnet vor dem Bert-Brecht-Haus auf der Paul-Reusch-Straße besteht auch heute noch.
Dagegen ist ein ähnliches Lampenloch auf dem Bürgersteig zwischen Taxi-Stand und Bahnhofs-Gebäude, notdürftig nur zum Teil mit Teer aufgefüllt, mit einer Warnbake verdeckt worden, so dass dort niemand mehr im Dunkeln umknicken kann. Schnell beseitigt wurden Ende Oktober lockere Gehwegplatten mit scharfer Stolperkante auf dem Bürgersteig vor dem Postbank-Gebäude und Mitte November auf dem Platz zwischen dem Schreibwarengeschäft Gentsch und der Sparkassen-Zentrale an der Wörthstraße.
Sechstens: Ob der Mangel behoben wurde oder nicht, welche Gründe die Stadt hat, einen Schaden nicht anzupacken (vielleicht ist er zu geringfügig?) - auf diese Information, auf diese Rückmeldung müssen die Mängelmelder unter den Bürgern bislang verzichten. Man erhält keinen Stand des Fortschritts der Mängelbehebung oder den Vollzug. Warum ist das so?
Die Stadt verspricht bisher nur, die Meldung auf jeden Fall entweder an die eigene Fachabteilung oder den zuständigen Grundstückseigentümer weiterzuleiten: Dies können zum Beispiel die Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO), die Energieversorgung Oberhausen (EVO), die Stoag, die Deutsche Bahn, Straßen NRW oder private Grundstückseigentümer sein. Nach Auffassung der Stadt wäre es heute noch viel zu kompliziert und aufwändig, auch noch eine Rückmeldung von den unterschiedlichen Verantwortlichen an die Beschwerde-Hotline zu organisieren, die wiederum den meldenden Bürger informieren müsste. Gleichwohl versucht das Stadt-Team, das die App entwickelt, in Zukunft ein Rückmeldesystem zumindest für einige Fälle mitzuprogrammieren.
Trotz der neuen Mängel-App: Bürgertelefon der Stadt Oberhausen bleibt erreichbar
Die Stadtspitze sieht die neue App, die schon vor vielen Jahren angekündigt und endlich im August 2023 verwirklicht worden ist, als vollen Erfolg an. „Wir freuen uns sehr über die zahlreichen Rückmeldungen der Bürgerinnen und Bürgern und arbeiten weiterhin daran, die App mit diesen Hinweisen zu verbessern.“ Tatsächlich klappt der Einsatz dieser App nach unseren Erfahrungen in der Realität sehr gut, für Bürger in Oberhausen gibt es keinen Grund mehr, NUR zu schimpfen - sie können schimpfen UND zugleich dafür sorgen, dass sich die Lebensqualität in ihrer Heimat erhöht.
Wer übrigens lieber doch keine App auf seinem Mobiltelefon nutzen möchte, kann auch wie früher immer noch das Bürgertelefon anrufen oder anmailen: Unter der Telefonnummer 0208-825-7777 werden sämtliche Bürgerbeschwerden über Missstände auf öffentlichen Flächen in Oberhausen entgegengenommen (montags bis donnerstags zwischen 7 und 17 Uhr und freitags von 7 bis 14 Uhr). Außerdem besteht die Möglichkeit, Mängel jederzeit online unter der Mailadresse beschwerde@oberhausen.de zu melden.