Oberhausen. In Oberhausen ist ein Hotel neuen Typs gestartet. Alles läuft digital ab, ob Buchen oder Auschecken. Das wollten wir genauer wissen.

Wer dieses Hotel betritt, wird vergeblich nach einer Rezeption suchen, auch Zimmerschlüssel sind passé. Bar oder Spa sowieso. In dieser Herberge geht es ganz und gar digital zu. Willkommen in den Apartments von Limehome.

Der Eingang wirkt so unscheinbar, dass kaum ein Passant in der Oberhausener Innenstadt dahinter ein Hotel vermutet. Daneben befinden sich die Räume der AOK an der Paul-Reusch-Straße. Einst hatte hier die Volksbank Rhein-Ruhr ihr Zuhause, der Sitz ist längst Geschichte. Nach einem aufwendigen Umbau warten nun 23 Zimmer auf Gäste. Besucher, die die Suiten buchen wollen, können das mit ein paar Klicks online erledigen und zwar über das Portal von Limehome. Das Unternehmen ist an 240 Standorten in Europa vertreten, seit kurzem auch in Oberhausen. Über drei Etagen sind die Zimmer hier verteilt, die einzelnen Stockwerke mit einem Fahrstuhl erreichbar.

Auf der Tastatur im Foyer gibt der Gast die für ihn reservierten vier Ziffern ein - und schon gelangt er in das Hotelgebäude.
Auf der Tastatur im Foyer gibt der Gast die für ihn reservierten vier Ziffern ein - und schon gelangt er in das Hotelgebäude. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Fürs Buchen braucht der Gast ein Selfie

Hat der Gast sich für einen Zeitraum seines Hotelaufenthaltes entschieden, muss er mit einer eingescannten Kopie des Personalausweises online seine Identität nachweisen und „uns auch ein Selfie zukommen lassen“, erklärt Unternehmenssprecherin Nicola Schneider. Wie funktioniert es aber, dass der Gast dann auch in sein Zimmer kommt, wenn doch niemand vor Ort ist? „Wir schicken ihm am Anreisetag eine Mail zu, mit der er einen vierstelligen Code generieren kann“, sagt Schneider. Bei einem Ortstermin führt sie vor, wie es funktioniert. An der Eingangs- und an der Zimmertür sind Tastaturen angebracht, die dafür sorgen, dass bei den vier Richtigen, also den vier passenden Zahlen, der Gast Einlass erhält.

Alle Apartments haben eine Küchenzeile, sagt Unternehmenssprecherin Nicola Schneider. Denn Mahlzeiten bietet das Haus nun mal nicht an.
Alle Apartments haben eine Küchenzeile, sagt Unternehmenssprecherin Nicola Schneider. Denn Mahlzeiten bietet das Haus nun mal nicht an. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Eines fällt beim Betreten der Zimmer sofort ins Auge, nämlich die Küchenzeile. Rein digital bedeutet nun mal auch, dass das Hotel keine Mahlzeiten anbietet, noch nicht einmal ein kleines Frühstück. „Wir möchten aber natürlich unseren Gästen die Chance bieten, sich selbst zu versorgen“, erklärt die Managerin. Also finden die Übernachtungsgäste hier neben Kochplatten auch Teller, Tassen, Gläser, Geschirr - eben alles, was zur Grundausstattung gehören dürfte, um etwas zuzubereiten, so dass der Magen nicht mehr knurrt. Damit die Besucher für den Einkauf keine langen Wegen zurücklegen müssen, wählt Limehome Standorte, in deren unmittelbaren Umgebung Lebensmittelgeschäfte und Bäckereien zu finden sind. „Vor allem haben wir dabei Innenstädte im Blick“, sagt Schneider.

Zwei der Zimmer sind für vier Personen gedacht. Alle übrigen Apartments sind kleiner, als Unterkunft für Einzelpersonen oder Paare geeignet.
Zwei der Zimmer sind für vier Personen gedacht. Alle übrigen Apartments sind kleiner, als Unterkunft für Einzelpersonen oder Paare geeignet. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Standards gibt es bei diesem Hotelbetreiber aber nicht nur bei der Wahl des Ortes, sondern auch für das Innenleben der Suiten. Bis auf zwei Zimmer haben alle Apartments eine ähnliche Größe, 22 oder 23 Quadratmeter. Schlaf- und Aufenthaltsraum gehören ebenso dazu wie Bad und WC. Das Mobiliar ist eher schlicht gehalten, die Küchenzeile kommt in grün, Sofa und Schrank in grau daher. Für Farbtupfer sorgen unter anderem Decken, altrosa gemustert. „Diese 21 Zimmer sind für Einzelpersonen und Paare gedacht“, erklärt Nicola Schneider. In den beiden übrigen finden bis zu vier Personen Platz.

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Wenn der Fernseher streikt oder kein Wasser fließt

Wenn sich nun die Gäste eingerichtet haben, aber der Fernseher nicht funktioniet, der Herd nicht will oder aus der Dusche kein Wasser kommt, was dann? Mit der Bestätigungsmail für ihren Aufenthalt haben die Kunden auch gleich eine Notfallnummer erhalten, die sieben Tage die Woche rund um die Uhr erreichbar ist. Zunächst werde sicherlich versucht, das Problem am Telefon zu lösen, schildert Schneider. Die Erfahrung zeige, dass es manchmal nur ein paar Hinweise bedarf, und schon flimmert der Bildschirm, erwärmen sich die Kochplatten und fließt auch Wasser im Bad. Sollten aber alle Bemühungen zum Scheitern verurteilt sein, „haben wir auch Mitarbeiter vor Ort, die weiterhelfen“.

Blick ins Schlafzimmer. Wer seinen Zahnputzbecher vergessen hat, findet hier Ersatz, der auch als Coffee-to-go-Becher genutzt werden kann. So steht es auf der Verpackung.
Blick ins Schlafzimmer. Wer seinen Zahnputzbecher vergessen hat, findet hier Ersatz, der auch als Coffee-to-go-Becher genutzt werden kann. So steht es auf der Verpackung. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Apropos Personal: Limehome hat Reinigungsfirmen unter Vertrag, die nach einem Aufenthalt wieder klar Schiff machen. „Die meisten unserer Gäste bleiben etwa für zwei Nächte“, gibt die Managerin an. Falls es mehrere Tage sind, kommen Reinigungskräfte zwischendurch vorbei. „Sie kündigen sich aber per SMS an, damit der Gast auch informiert ist“.

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Geschäftsreisender hatte lange Wartezeiten satt

Neben Urlaubern sind es vor allem Geschäftsreisende, die sich für Hotels von Limehome entscheiden. Aus ihren Kreisen stammt auch der Gründer des Untenehmens. Der Münchener Josef Vollmayr war viele Jahre als Unternehmensberater für McKinsey tätig und ständig auf Achse. Mit der Zeit nervten ihn aber die langen Wartezeiten an der Rezeption und manchmal auch die festen Zeiten für die Mahlzeiten.

Das brachte ihn auf die Idee, mal etwas ganz Neues auszuprobieren, das „kontaktlose Hotel“, das sich mit digitalen Techniken in die Tat umsetzen lässt. In Aachen nahm die Erfolgsgeschichte, die vor fünf Jahren begann, ihren Lauf. Die Expansion soll mit derzeit 5000 Apartments europaweit aber noch längst nicht zum Abschluss gekommen sein. Ein eigenes Team sucht weiterhin nach neuen Plätzen. Dabei nehmen die Hoteliers nicht nur Metropolen wie Berlin, München oder Madrid ins Visier. Gerade auch in mittelgroßen Städten will das Unternehmen Fuß fassen. „Hier ist die Konkurrenz anderer Hotels auch deutlich geringer“, erläutert Nicola Schneider.

Dass es einen Markt für diese Geschäftsidee gibt, zeigt sich auch in Oberhausen. „Wir sind hier zu 90 Prozent ausgebucht“, so die Vertreterin von Limehome. Und auch an den weiteren Standorten sei die Nachfrage sehr groß. Das liege sicherlich auch am Preis. Das Unternehmen bewege sich meist auf dem Niveau der Anbieter im Umfeld. Der Preis schwanke allerdings und hänge wie bei den Mitbewerbern von der Saison ab. Was kostet aber nun schlussendlich ein Zimmer in Oberhausen? „Um die 50 bis 70 Euro pro Nacht.“ In der Regel könne man auch bis ein oder zwei Tage vorher stornieren, ohne dass zusätzliche Kosten anfallen.

Limehome: In rund 40 deutschen Städten vertreten

Limehome hat derzeit 5000 Suiten an 235 Standorten in 115 Städten unter Vertrag. In rund 40 deutschen Städten sind Hotels der Kette zu finden.

Fest angestellt sind bei Limehome rund 200 Beschäftigte, die sich rein um Buchungen, Planungen und Organisation kümmern. Der Hauptsitz ist in München, eine weitere Vertretung findet sich in Madrid.

Kapitalgesellschaften gehören zu den Eigentümern des Unternehmens, das - wie auch in Oberhausen - die Objekte nicht selbst besitzt, sondern anmietet. Regionale Objektmangerinnen und -manager kümmern sich um Wartung und Pflege in den Häusern.

Im obersten Stockwerk wartet noch eine Überraschung

Geht nun der Aufenthalt zu Ende, erhält der Gast eine SMS mit einem Link zur Limehome-Seite. Er wird dann gebeten, den Zeitpunkt zu nennen, wann er das Zimmer verlässt. Ist er am Ende seiner Reise angelangt, fehlt nur noch die Rechnung. Die folgt - prompt per Mail. Warten an der Rezeption hat sich erübrigt, allerdings trifft man auch auf keine Mitreisenden mehr. Gemeinschaftsräume sucht man sowieso vergebens, aber vielleicht kommt man mit anderen Gästen im obersten Stockwerk in Kontakt. Da stehen in einem Raum versammelt die Waschmaschinen - und leisten ihre Dienste.