Oberhausen. Öl auf der Emscher hat im Juni für Aufsehen gesorgt. Das Ereignis hat Folgen: Der Fluss-Umbau muss warten, bis der Ursprung des Öls geklärt ist.
Die Öl-Verunreinigung auf der Emscher zwischen Oberhausen und Dinslaken, zu der es am 25. Juni 2023 gekommen ist, hat ein größeres Nachspiel als bislang erwartet: Solange der genaue Grund für den damaligen Ölfilm auf dem Fluss nicht beweiskräftig gefunden ist, startet die Emschergenossenschaft nicht den nächsten Bauabschnitt zur Umgestaltung des Holtener Bruchs im Stadtnorden von Oberhausen.
Das hat am Mittwochabend Ilias Abawi, der Sprecher der Emschergenossenschaft, auf Anfrage der Redaktion bestätigt. Zunächst war der Grund für die plötzliche Öl-Verunreinigung nach einem sommerlichen Starkregen wochenlang unbekannt geblieben. Dann stellte sich am 6. September bei einer Umweltausschuss-Sitzung in Oberhausen heraus, dass es sehr wohl einen konkreten Verdacht dazu gibt.
Wie Dr. Mirko Matthias Lindic vom städtischen Bereich Umwelt in der Ausschusssitzung berichtete, könnte eine Altlast auf dem Gelände von OQ Chemicals, vormals Ruhrchemie, den Ölfilm ausgelöst haben. Ab 26. Juni 2023, einen Tag nach Beginn der Verunreinigung, hat der Fachmann der Oberhausener Stadtverwaltung nachgeforscht. Das Öl sei aus dem Deichkörper an der Emscher ausgetreten, in Höhe von OQ Chemical. Der vorherige Starkregen hatte offenbar dazu geführt, dass Öl auf diese Weise in den Fluss gelangte. Bei der Quelle der Verunreinigung könne es sich eventuell um eine „sehr alte Altlast“ auf dem Gelände der ehemaligen Ruhrchemie in Holten handeln. Doch bewiesen sei das noch nicht, betonte Dr. Lindic in der Ausschusssitzung am 6. September. Jetzt werde ein Gutachten dazu erstellt.
Ergebnisse des Gutachtens in den ersten Monaten des nächsten Jahres
Dass so ein Gutachten derzeit in Arbeit ist, bestätigt Ilias Abawi im Gespräch mit der Redaktion. Das Ergebnis werde frühestens in den ersten Monaten 2024 vorliegen. Dann könne man hoffentlich beweiskräftig sagen, woher das Öl im Juni 2023 gekommen sei und auf welchem genauen Weg es in die Emscher gelangt sei.
Erst dann könne man verantworten, den nächsten Bauabschnitt zur Umgestaltung des Holtener Bruchs zu beginnen. Das Areal liegt direkt gegenüber des Chemiewerks. Der nächste Bauabschnitt beinhaltet die Beseitigung des bisherigen linksseitigen Emscherdamms entlang des Holtener Bruchs. Der neue, viel weiter außen liegende Damm ist ja bereits erstellt. So erhält die Emscher in diesem Abschnitt eine riesige Überschwemmungsfläche, die für das gesamte Fluss-System von großer Bedeutung ist, um künftige Hochwasserwellen abzufangen.
Im Falle von Starkregen und Hochwasser sollen im Holtener Bruch ab Mitte des Jahrzehnts Wassermengen bis zu rund 1,6 Millionen Kubikmeter aufgefangen werden – das entspricht dem Inhalt von knapp zehn Millionen Badewannen. Zugleich wird die renaturierte Emscher am Rande des Holtener Bruchs kurvenreich gestaltet. Es entsteht eine für die gesamte Region einzigartige Auenlandschaft, die vielen Vogelarten beste Lebensbedingungen bietet.
Unterdessen geht aber erst einmal die Spurensuche in Sachen Ölfilm weiter. Offenbar handelte es sich bei der Verunreinigung vom Juni 2023 um ein Ölgemisch, das in der Vergangenheit bei der Herstellung von Flugzeugbenzin eine Rolle spielte. In der jüngsten Umweltausschuss-Sitzung erinnerte sich manch ein Politiker sofort an die industrielle Vergangenheit der Holtener Ruhrchemie. Eventuell bildet die Quelle der Verunreinigung ein Rückstand aus der einstigen Kriegsproduktion an diesem Standort.
Infoveranstaltung unter freiem Himmel an der Kurfürstenstraße
Die Emschergenossenschaft hatte am Mittwochabend, 13. September, die Nachbarn des Holtener Bruchs zu einer Infoveranstaltung an der Kurfürstenstraße eingeladen. Dabei ging es allerdings nicht in erster Linie um den Ölfilm vom Sommer, sondern um alle möglichen Aspekte der Emscher-Renaturierung zwischen Biefang und Holten. Fast 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter auch viele Mitglieder der Bürgerinteressengemeinschaft (BIG) Biefang, waren vor Ort präsent, stellten Fragen und informierten sich unter freiem Himmel über zahlreiche Punkte der Fluss-Umgestaltung.