Oberhausen. In Oberhausen-Schmachtendorf lockt bis Montagabend die Kröößkirmes mit Buden und Karussells. Ein Fahrgeschäft kennen Generationen von Kindern.
Die Kirmeswelt. Unendliche Weiten. Auch wenn die kleine Kröößkirmes in Schmachtendorf eher gemütliche 25 Schausteller anlockt, drehen sich hier echte Überflieger. Auf dem Kinderkarussell „Star Trek“ haben sich bereits Generationen von jungen Kirmes-Fans wie Captain Kirk oder Picard gefühlt. Dass Science-Fiction-Liebhaber ausgerechnet zum Kirmesauftakt am Freitag weltweit den offiziellen Star-Trek-Tag feierten, ist allerdings Zufall.
Die Sonne brennt auf dem Marktplatz. Pünktlich glänzen alle 8000 LED-Leuchten. Die 14 bunten Weltraum-Kabinen, mit dem niedlichen Dach und gelben Blinklicht im Heck, drehen an Greifarmen ihre ersten Runden. Das Raumschiff Enterprise thront als Miniatur-Modell wie eine Krone in der Karussell-Mitte.
Die Kinder sind hier selbst Piloten. Sie können die putzigen Kabinen mit einem Steuerhebel eigenständig auf bis zu fünf Meter Höhe befördern und wieder herunter - oder lieber gemächlich auf dem Boden kreisen.
Kirmes Oberhausen: 8000 LED-Lichter, 14 Raumschiffe und jede Menge Tradition
Jutta Krenz heißt die Chefin. Das kleine Kassenhäuschen, in dem sie Fahrchips verkauft und eine kleine Kirmes-Diskothek mit CDs in den Regalen weiß, ist ihr zweites Wohnzimmer. Nach dem Tod ihres Mannes, der Oberhausener Schausteller-Legende Willi Krenz, vor fünf Jahren führt die 77-Jährige das bekannte Fahrgeschäft auch weiterhin von Platz zu Platz.
Das Karussell, eine Familienangelegenheit: Die Schaustellerin bleibt lieber im Hintergrund. Dafür erzählt Neffe Kristoffer Krenz, der auch beim Aufbau hilft: „Star Trek ist das größte Karussell seiner Art. Normalerweise führen die Modelle zwei Kabinen weniger mit sich.“ Unter Schaustellern heißt der Pressluftflieger, der Kinder zum Jauchzen bringt, übrigens „Big-Baby-Flug“.
Kirmes in Oberhausen: Karussell wechselte Namen - aus Ufo-Jet“ wurde „Star Trek“
Zwei Transporter fahren das Karussell jährlich auf 15 Kirmesplätze im Umkreis. Darunter befindet sich die große Cranger Kirmes in Herne. Bei der Sterkrader Fronleichnamskirmes dreht sich der „Star Trek“-Flieger wie eh und je an seinem Stammplatz auf dem Neumarkt.
„Doch alles begann genau hier in der Umgebung“, sagt Kristoffer Krenz und deutet auf das Areal hinter der Dudelerstraße. „Bei der Schmachtendorfer Frühlingskirmes drehte sich das Karussell vor knapp 50 Jahren zum ersten Mal - damals noch auf einem freien Feld.“ 1974 sucht die Familie bei der Interschau, einer großen Fachmesse für Karussells, nach einem neuen Modell - und wird bei der Firma Lenz aus Frankreich fündig.
Zunächst startet die Kinderattraktion unter dem Namen „Ufo-Jet“ mit Raketen, zeitgenössischer Neonverkleidung und Weltraum-Accessoires garniert. Erst 1998 wird aus dem Ufo der heutige Trekkie-Kreisel. In den alten Industriehallen am Duisburger Konrad-Adenauer-Ring, die heute den Zooladen Zajac beherbergen, bauen die Schausteller das Karussell um.
Kirmes Oberhausen: Kinos borgten den Schaustellern ihre Plakate für die Kulissen
Das neue Thema liegt nicht unwesentlich an Juttas Schwager Klaus Krenz: „Ich war und bin ein großer Star-Trek-Fan. Ich habe Willi das neue Thema damals vorgeschlagen - und er hat ja gesagt.“ Das Internet ist in den 1990er-Jahren als Recherche-Quelle allerdings noch nicht sonderlich verbreitet. Für die Airbrush-Kulissen borgen Kinos den Schaustellern alte Star-Trek-Filmplakate als Vorlagen aus.
Doch die Weltraum-Saga fungiert nicht als alleiniges Lockmittel, obwohl die alte TV-Serie dank etlicher Fortsetzungen und Kino-Neuverfilmungen immer noch aktuell ist. Kristoffer Krenz: „Eltern kennen das Star-Trek-Thema natürlich gut. Kleineren Kindern geht es aber hauptsächlich um die Bewegung. Sie wollen einmal wie ein Vogel fliegen.“
>>> Schaustellerfamilie investiert ins Kinderkarussell
Das Kinderkarussell „Star Trek“ ist ein Klassiker. Dafür muss die Schaustellerfamilie Krenz jährlich investieren. Frischer Anstrich, neue Böden, moderne Beleuchtung, Wartung der Motoren und Mechanik. Jedes Jahr fließen tausende Euro in Erneuerungen, sagt Schausteller Kristoffer Krenz. Alle drei Jahre erfolgen größere Anschaffungen, die eine fünfstellige Eurosumme verschlingen.
Der Rummel in Schmachtendorf ist noch nicht beendet: Die Kröößkirmes öffnet auch am Montag, 11. September, zwischen 13 und 21 Uhr an der Schmachtendorfer Straße.