Oberhausen. Für über sieben Millionen Euro hat Oberhausen seinen Ratssaal ertüchtigt – SAT.1 fällt dazu das Gebaren eines berühmten Königs aus Frankreich ein.
Wenn eine gebeutelte Stadt wie Oberhausen ihren historischen, fast hundert Jahre alten Ratssaal für über sieben Millionen Euro aufmöbelt und gar eine Stuckdecke aufwendig restaurieren lässt, dann ist klar, dass die Aufregung darüber nicht lange auf sich warten lässt.
So hat die NRW-Redaktion von SAT.1 das populäre Thema gleich erkannt – und einen Bericht für ihre Landes-Nachrichtensendung abgeliefert, der mit einer bemerkenswerten Anmoderation versehen ist. Moderator Bastian Wiedenhaupt zieht eine Parallele zwischen dem verschwenderischen Erbauer des Luxus-Schlosses Versailles bei Paris vor über 350 Jahren und dem heutigen Ausgabeverhalten der Oberhausener Stadtspitze.
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„Ist Sonnenkönig Ludwig XIV. aus seinem Grab auferstanden und regiert jetzt in Oberhausen? Anders kann man sich den Saal, der gerade im Oberhausener Rathaus gebaut wurde, fast gar nicht erklären. Aus dem Ratssaal ist ein echtes Prunkstück geworden. Der Dank gilt allen Steuerzahlern, denn der Raum hat mindestens sieben Millionen Euro verschlungen.“ So heißt es in dem SAT.1-Bericht.
Denkmalschützer: Diese Stuckdecke ist bundesweit einzigartig
Der Filmbeitrag wird standesgemäß eingeleitet mit der majestätisch klingenden inoffiziellen britischen Nationalhymne „Rule Britannia“ zum wackeligen Handy-Schwenk über die ästhetisch einzigartige Relief-Decke mit silbernem Schlagaluminium sowie orangenen und anthrazitfarbenen Farbtönen. So etwas gibt es in Deutschland kein zweites Mal, versichern Denkmalschützer.
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Und so textet SAT.1-Autor Christian Schmidt munter auf die Bilder des Rathauses und bleibt im Sonnenkönig-Vergleich: „Feinster Stuck, silbernes Schlagaluminium – ein Ratssaal zum Niederknien; ja, das ist Oberhausen und nicht etwa Schloss Versailles.“ Dagegen geschnitten sind besonders triste Bilder von Leerständen und Müllbeuteln auf der Marktstraße in der Oberhausener City. In der Fußgängerzone befragte Bürger finden, das Geld könne man besser woanders einsetzen: „Sieht schön aus, aber muss nicht sein.“ Oder: „Das ist wie eine Oper für hundert Millionen Euro – die braucht kein Mensch.“
Und angesichts von zwei Milliarden Euro Schuldenlast der 210.000-Einwohner-Großstadt bleibt auch Eberhard Kanski vom Bund der Steuerzahler nichts anderes übrig, als zu wettern: „Die Prioritäten sind völlig falsch gesetzt. Schulen, Straßen im jämmerlichen Zustand – in dieser Situation kann man doch nicht Geld ausgeben für einen neuen Ratsaal, auch wenn das ein Baudenkmal ist.“
Hier der Bericht der SAT.1-NRW-Nachrichtenredaktion im Original:https://www.sat1nrw.de/aktuell/oberhausen-saniert-ratssaal-fuer-rund-sieben-millionen-euro-237195/