Oberhausen. Zwölf namhafte Bands und Solisten spielen am 7. und 8. Juli im Zentrum Altenberg schillernden Mix aus Südstaaten-Rock und Songwriter-Harmonien.

„Americana“ ist ein wunderbar schillernder, aber gerade deshalb auch nicht niet- und nagelfester Begriff für eine neue und zugleich traditionsverbundene US-Musik: Er changiert vom alternativ aufgefassten Country & Western bis zum jüngeren Südstaaten-Rock, der sich freigespielt hat von alten Ressentiments. Inzwischen gibt es sogar auf dem europäischen Kontinent verwegene Americana-Musiker – vor allem im schon immer nach „C & W“ verrückten Irland. Für sie ist es dann nur noch eine Stippvisite nach Oberhausen.

Denn im Zentrum Altenberg hat sich das „Static Roots Festival“ in wenigen Jahren einen klangvollen Namen erspielt, dank Dietmar Leibecke. Der Mülheimer hat sich das Festival ausgedacht – aus einer Privatinitiative heraus. 2016 kamen mehrere private Jubiläen zusammen und so entschied sich der IT-Unternehmer zu seinem 50. Geburtstag ein eigenes semi-öffentliches Festival auf die Beine zu stellen. Daraus erblühte jenes Americana-Event, das sich in Szene-Kreisen bereits bis „über den Teich“ herumgesprochen hat.

John Miller Murry, der gestandene Americana-Recke aus Tupelo, Mississippi (genau, das Heimatstädtchen eines gewissen Elvis Aaron Presley), wagte sogar das Statement: „Static Roots ist das letzte echte Festival auf der Welt.“ Prangt so natürlich jetzt auf der gleichnamigen Homepage, die für ihr internationales Publikum durchgängig in Englisch gehalten ist.

Schatzkästlein launiger kultureller Verweise

Für die nun sechste Auflage übernimmt den Startschuss am Freitag, 7. Juli, um 17 Uhr „One Eleven Heavy“, die sich als Power-Duo in der nicht leicht Eisbrecher-Rolle bewähren dürfen: James Jackson Toth und Nick Mitchell Maiato lieben hörbar die Musik ihrer „Seventies“-Vorbilder wie Little Feat und Grateful Dead. Ihr jüngstes Album „Poolside“ beschreiben Kritiker als Schatzkästlein launiger kultureller Verweise: von „Twin Peaks“ bis zu „Unsere kleine Farm“.

Ihnen folgt die kanadische Singer-Songwriterin Evangeline Gentle mit einem Klang, der Folk, Pop und traditionellere Americana vereint. Ihre stimmungsvoll-berührende Musik fand mit dem 2020er Debütalbum „Evangeline Gentle“ bereits beachtliche Resonanz bei Kritikern und Fans. Ihr älterer Landsmann Jim Bryson zählt seit zweieinhalb Jahrzehnten zur Szene und gilt als einer ihrer großen Geschichtenerzähler. Sein erstes Solo-Album „The Occasionals“ avancierte prompt zu den „zehn besten Americana-Alben des 21. Jahrhunderts“.

Den Puls des Publikums beschleunigt dann das irische Trio Rowan (der englische Name der Vogelbeere): Sänger und Gitarrist Dylan Howe samt seiner Mitstreiter Fionn Hennessy-Hayes und Kevin Herron repräsentieren die Indierock-Seite des Festivals. Die Drei aus Cork haben sich auf der grünen Insel mit ihrem Drive schon einen guten Ruf erspielt. Für die in Oberhausen besten bekannten Headliner des Freitags heißt das: Cordovas sind gefordert. Mit dem pressfrischen neuen Album „Fallen Angels of Rock’n’Roll“ beehrt die Hutträger-Combo aus der Americana-Metropole Nashville bereits zum dritten Mal die „Static Roots“-Fans.

Hingebungsvolle Shows mit Country, Rock und Blues

Das niederländische Frauen-Trio „Woolf“ betört zum Auftakt des Festival-Samstags um 14.30 Uhr sein Publikum mit ausgefeiltem Satzgesang, eine zeitgemäße Variante der CSN-Harmonien. Eine vergleichbare Innigkeit zelebrieren auch Mikaela and Jordan Burchill aus Austin, Texas, die als Duo „Beth / James“ auftreten.

Das kanadische Sextett „The Hello Darlins“ hat nicht nur einen Cup für den niedlichsten Bandnamen verdient. Die Sechs verschmelzen auch sehr gekonnt Country und Rock mit Blues und liefern hingebungsvolle Shows. Stetson-Träger Dylan Earl aus Arkansas repräsentiert den traditionellen C & W-Aspekt des Festivals. Wenn der Südstaatler dem nächsten Auftritt zuhört, dürfte er staunen: Auch aus Norwegen kommt sensationell guter Country, gespielt und gesungen von Malin Pettersen.

Die Elogen für das britische Paar „Ferris & Sylvester“ spannen sich vom „alternativen Simon & Garfunkel“ bis zu Vergleichen mit dem 1970er Country-Soul von „Delaney & Bonnie“ – Hauptsache, es gibt ein schön geschnörkeltes „&“ im Bandnamen. Das gilt auch für „John Blek & the Rats“ und dass dieses jugendfrische irische Sextett (erneut aus Cork) der Rolle des Festival-Rausschmeißers gewachsen ist, haben die Stammgäste im Zentrum Altenberg längst bewiesen.

Wahlweise mit Festival- oder Tagestickets

Beim einzigen deutschen Americana-Festival geschieht nach wie vor alles aus Liebe zur Musik: So gehen sämtliche Umsätze aus dem Verkauf von Merchandise-Artikeln an Ärzte ohne Grenzen (Médecins Sans Frontières, MSF).Die um 10 Euro erhöhten Ticketpreise von 79 Euro plus Gebühren für das Festivalticket erscheinen so ebenfalls akzeptabel. Außerdem gibt’s Tagestickets für jeweils einen der beiden Abende: Sie kosten 45 Euro für Freitag, 7.7., und 55 Euro für Samstag, 8. Juli. Apropos: Wer seine Karten direkt im Zentrum Altenberg kauft, spart sich die Gebühren von rund 9 Euro.Die Türen im Zentrum Altenberg, Hansastraße 20, öffnen am Freitag um 16 Uhr, am Samstag um 14 Uhr. Online informiert (in englischer Sprache) staticrootsfestival.com