Oberhausen. 40 Eigenheime sind im Oberhausener Stadtteil Sterkrade geplant - direkt am Landschaftsschutzgebiet. Warum es plötzlich ganz schnell gehen muss.

Der Plan, im Hinterland der Kirchhellener Straße ein Neubaugebiet für freistehende Eigenheime zu entwickeln, dümpelt seit Jahren vor sich hin. Seit 2017 hat das Rathaus den Auftrag dafür. Ohne großes Vorankommen. Aber jetzt muss plötzlich alles ganz schnell gehen. So schnell, dass die Bezirksvertretung Sterkrade, sie sich politisch mit den Plänen auseinandersetzen muss, sich in seiner jüngsten Sitzung aber mit einer mündlichen Mitteilung zufriedengeben musste. Denn die schriftlichen Unterlagen waren noch nicht fertig.

Es geht um bis zu 40 freistehende Einfamilienhäuser auf jeweils mindestens 500 Quadratmetern Grundstücksgröße. Laut Vorplanung können es sogar bis zu 800 Quadratmeter sein. Sie sollen beiderseits des evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Hauses an der Mozartstraße entstehen, also in zweiter Reihe hinter den vorhandenen Häusern entlang der Kirchhellener Straße. Die Bebauung soll auf zusätzlichen 31.000 Quadratmetern Fläche bis ans Landschaftsschutzgebiet Reinersbachtal herangeführt werden, direkt an dessen Grenze aber nur eingeschossig sein.

2025 sollen die ersten Häuser gebaut werden

„Die Nachfrage ist immens. Da haben wir uns ins Zeug gelegt“, begründete Chef-Stadtplaner Thomas Palotz die plötzliche Eile. Schon am 21. Juni soll der zuständige Planungsausschuss beschließen, dass die Unterlagen für die Öffentlichkeit ausgelegt werden. Dies ist eine gesetzliche Voraussetzung für den Neubau. Für die ebenfalls gesetzlich vorgeschriebene Beratung mit allen Unterlagen in der Bezirksvertretung blieb da keine Zeit. 2025 sollen die ersten Häuser gebaut werden.

Bebauungspläne enthalten sehr genaue Bestimmungen, was und wie in einem Gebiet gebaut werden darf. Oft werden sie in den Bezirksvertretungen kaum diskutiert und durchgewunken. Die zugehörigen Papiere sind umfangreich, oft weit über 100 Seiten, die Materie ist kompliziert. Die Bezirksvertretung hat aber immer die Möglichkeit, Anregungen aus der örtlichen Sicht zu geben.

Wünsche aus Bürgeranhörung nicht berücksichtigt

So auch im Fall der geplanten Häuser: Dominik Sporkmann (CDU) und Ratsherr Helmut Brodrick (SPD) erinnerten daran, dass sich die Eigentümerinnen und Eigentümer der bereits vorhandenen Häuser zwischen ihren Grundstücken und dem Neubaugebiet eine neue Straße wünschen, um zusätzliche Parkplätze zu schaffen und von hinten an ihre Gärten heranzukommen. Es soll aber, wie geplant, bei einem Wirtschaftsweg für Schubkarren bleiben. Die neuen Baugrundstücke müssten sonst kleiner ausfallen.

Dabei schien bei einer Bürgeranhörung 2019 eine Lösung simpel: Alt-Eigentümer äußerten schon damals den Wunsch nach einer Straße hinter den Gärten. Und Interessenten für den Baugrund wünschten sich kleinere Grundstücke, um Kosten zu sparen. Doch nach jetzigem Stand wird wohl keiner der beiden Wünsche erfüllt.

Grüne halten nicht dagegen

Fast so, als müsse er sich dafür entschuldigen, brachte Norbert Axt (Grüne) vor, man sei eigentlich gegen die Bebauung. Gründe nannte er nicht, auch nicht den Klimaschutz. Dabei gelten freistehende Eigenheime, vor allem mit viel Beton, als große Klimakiller. Seine Frage, wie es mit einem Blockheizkraftwerk dort aussehe, also mit einer energiesparenden Erzeugung von Strom und Warmwasser vor Ort, beantwortete der neue Stadtplaner Christoph Hülsebusch negativ. Das lohne sich dort nicht.

Zwischen den neuen Häusern wird von Im Hüttenbusch aus auch die neue Zufahrtsstraße verlaufen und an die Mozartstraße anknüpfen. Weiter nördlich wird die Schubertstraße etwas verlängert. Auf der Fläche haben früher Schrebergärten gestanden.

Neuer Kindergarten mit Zufahrt für Elterntaxis

Schon nicht mehr im Gebiet des neuen Bebauungsplans liegt das Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Es befindet sich damit im sogenannten Außenbereich, der eigentlich von Bebauung freigehalten werden soll. Auf Nachfrage erklärte Thomas Palotz, die Kirchengemeinde wolle dort ihr Gemeindehaus durch einen Kindergarten ersetzen.

Das zuständige Gremium der Landschaftsschützer (Landschaftsbeirat) habe schon Zustimmung signalisiert. Es sei aussichtsreich, das ausnahmsweise zuzulassen, einschließlich der Zufahrt für die Elterntaxis.