Oberhausen. Nach dem tödlichen Unfall wird die Kirmes in Oberhausen fortgesetzt. Entscheidung muss schwer gefallen sein. Doch sie war richtig. Ein Kommentar.

Man kann und will es sich nicht vorstellen: Man verliert das eigene Kind bei einem tragischen Unfall. In dieser Situation war die Schaustellerfamilie zu einer Überlegung gezwungen: Sollte die Kirmes am letzten Tag fortgesetzt werden oder nicht?

Die Schaustellerfamilie äußerte den „ausdrücklichen Wunsch“, dass die Fronleichnamskirmes in Sterkrade nicht abgebrochen wird. Darauf stützte sich die Stadt, als sie um 11 Uhr die Fortsetzung bekanntgab. Und respektierte damit den Wunsch der Familie.

Blink-Lichter und Kuscheltiere passen nicht zu einem schrecklichen Todesfall

Kurze Zeit später kochte im Internet aber eine Debatte hoch: Ist es nicht respektlos, eine Kirmes stattfinden zu lassen, wenn ein Mensch gestorben ist? Auf den ersten Blick ja: die tausenden Blink-Lichter, die rauschenden Fahrgeschäfte, die Kuscheltiere – das alles passt nicht zu einem schrecklichen Todesfall. Doch zur Kirmes gehört auch, dass dort Menschen arbeiten. Sie verdienen ihr Geld damit und sind auf die Einnahmen angewiesen. Erst recht nach der Corona-Pandemie, die den Schaustellern ihr Geschäft genommen hat.

In der Propsteikirche St. Clemens direkt auf dem Kirmesplatz zündeten Menschen Kerzen an.
In der Propsteikirche St. Clemens direkt auf dem Kirmesplatz zündeten Menschen Kerzen an. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Der Schaustellerfamilie gebührt also größter Respekt. In einer Situation, in der alles andere unwichtig erscheint, trafen sie eine wichtige Entscheidung: Die Kirmes soll wie geplant weitergehen, damit die Einnahmen der anderen 380 Schausteller nicht wegbrechen.

Getrauert haben die Schausteller trotzdem. Am Montag trugen viele schwarze Kleidung, hängten schwarze Tücher an ihren Buden auf. Manche wollten nicht mehr arbeiten und schlossen. Dass die Kirmes fortgesetzt wurde, bot den Betreibern die Chance, auf ihre Art den Verlust zu betrauern. Auf der Arbeit, mit den Kolleginnen und Kollegen, mit der Familie.