Oberhausen. Die Stadt Oberhausen verwendet eine kuriose Telefontechnik: Wenn ein Beschäftigter telefoniert, hört ein weiterer Anrufer kein Besetztzeichen.

Sie haben es immer wieder versucht, doch in den Osterferien waren die Fachbeamten im Oberhausener Rathaus nach der Erfahrung dieser hartnäckigen Bürgerinnen absolut nicht erreichbar. „Ich habe es zusammen mit meiner Steuerberaterin immer wieder mehrmals unter verschiedenen Durchwahlen versucht, doch seit Wochen geht niemand aus der Fachabteilung ans Telefon oder meldet sich auf unser Schreiben“, erzählt eine Oberhausener Finanzberaterin der Redaktion.

Bei ihr ging es um eine hohe finanzielle Belastung: Die Stadt hat wie eh und je die Gewerbesteuervorauszahlung am Ende des Quartals von ihrem Konto abgebucht – doch das sollte diesmal unbedingt unterbleiben. „Die Geschäfte laufen im Moment nicht gut: Die Kunden verzichten angesichts der gestiegenen Zinsen auf Baudarlehen – beispielsweise.“ Folge: Die Provisionseinnahmen der erfahrenen Finanzberaterin sind seit Jahresbeginn so stark gesunken wie nie zuvor in ihrer langjährigen Berufskarriere. „Ich habe dann sogar das Bürgerservicetelefon unter der Rufnummer 0208-825-7777 angerufen – aber auch da hat keiner abgehoben. Selbst dort nicht“, empört sich die Kauffrau. Nur im Oberbürgermeister-Büro, in der Stadtkanzlei, erreichte sie eine Beschäftigte im direkten Umfeld von Oberbürgermeister Daniel Schranz: „Sie hat gesagt, sie wolle sich darum kümmern. Wenigstens das.“

Viel mehr Oberhausener als üblich wollten das Rathaus am Telefon erreichen

Mittlerweile ist der Fall gelöst, versichert die Stadt-Pressestelle auf Nachfrage der Redaktion. Doch was war da in den Osterferien los? Denn auch die Redaktion hat bei ihren Versuchen, die -7777 zu erreichen, also das Bürgertelefon (von 7 bis 17 Uhr im Einsatz), keinen Erfolg gehabt. Tatsächlich räumt die Stadtspitze ein, dass es ausgerechnet beim Kontakt mit denjenigen, die den Bürgerinnen und Bürgern schnell helfen sollen, zu Problemen gekommen ist – und bittet indirekt um Entschuldigung. „Dass die Leserin diese Erfahrung machen musste, bedauern wir sehr.“

Schon vor Beginn der Osterferien hätten die Rathaus-Beschäftigten registriert, dass viel mehr Menschen als üblich versuchten, mit der Stadtverwaltung in Kontakt zu kommen. „Dies hat dazu geführt, dass die Gespräche nicht in der gewohnten Schnelligkeit angenommen werden konnten“, schreibt die Stadt. Dabei hat man die Hotline nach eigenen Angaben bereits während der Corona-Pandemie personell deutlich verstärkt – und von dieser Serviceeinheit ist danach auch niemand abgezogen worden.

Ein seit Jahren bestehendes Telefonproblem der Oberhausener Stadtverwaltung hält sich zudem hartnäckig: Wenn ein Stadtbediensteter in seinem Büro telefoniert, dann hört der Anrufer nicht etwa ein Besetztzeichen und ahnt zumindest: „Hier arbeitet tatsächlich jemand.“ Sondern der Anrufer hört ein Freizeichen, als würde es klingeln und niemand abheben.

Telefon im Rathaus in Benutzung – doch es tönt ein Freizeichen

Kein Wunder, dass deshalb Bürgerinnen und Bürger enttäuscht sind, wenn sie den Eindruck haben, die Büros seien leer gefegt oder – schlimmer noch – die Anrufklingel würde von den Stadtbediensteten bewusst ignoriert. Diese unglückliche Konstellation ist Daniel Schranz, dem Chef der Stadtverwaltung, bereits vor einigen Jahren aufgefallen – und strebte schon damals eine Neuerung der Telefontechnik an. Nun ist es endlich so weit, hofft zumindest die Pressestelle. „Der technische Ausbau der Hotline wurde vorangetrieben und eine spezielle Callcenter-Software installiert. Diese befindet sich gerade in der Testphase und wird zukünftig Anrufende darauf hinweisen, dass zum nächsten freien Platz verbunden wird, wenn alle Leitungen besetzt sind.“