Oberhausen. Wärmepumpen sollen Ersatz für alte Gas- und Ölheizungen sein. Ein Oberhausener Energieberater und früherer Professor hat genau nachgerechnet.

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Seit Jahren schon ist der Oberhausener Energietechniker Theodor Belting als Energieberater tätig – eigens vom Bundeswirtschaftsministerium anerkannt. Doch an dem Kurs von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), wie Hauseigentümer künftig heizen sollen, übt der Fachmann heftige Kritik. Vor allem die Rolle, die der Bund den Wärmepumpen beimisst, weckt bei dem Wissenschaftler erhebliche Bedenken.

Ein Vierteljahrhundert lang war Belting an der Fachhochschule in Münster als Professor für Energietechnik tätig. Noch im Ruhestand hat er derzeit einen Lehrauftrag an der Uni Duisburg-Essen mit dem Schwerpunkt Kraftwärmekopplung und betreibt ein eigenes Büro als Berater.

Effizienz nur bei Dämmung und passenden Heizkörpern gegeben

Wärmepumpen sind seit Monaten so stark gefragt, dass Lieferengpässe bestehen und Kunden mit langen Wartezeiten rechnen müssen.
Wärmepumpen sind seit Monaten so stark gefragt, dass Lieferengpässe bestehen und Kunden mit langen Wartezeiten rechnen müssen. © dpa | Silas Stein

Für den 67-Jährigen sind es nicht allein die aktuellen Lieferengpässe bei Wärmepumpen, die ihn ein großes Fragezeichen hinter diese Technik setzen lassen. Nach seiner Meinung wird der Eindruck erweckt, als handele es sich um ein Allheilmittel im Kampf um den Klimaschutz. Doch bei allen Vorteilen sollte man auch die Grenzen bedenken.

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Viel zu wenig Beachtung findet nach Auffassung des Energietechnikers, dass Luftwärmepumpen nur dann effizient zum Einsatz kommen können, wenn zwei Voraussetzungen erfüllt sind: ausreichende Dämmung und passende Heizkörper.

Gerade ältere Häuser, die den Wohnungsbestand in Oberhausen bestimmen, weisen danach längst nicht das hohe Maß an Isolierung auf, das für die Pumpen zwingend vorhanden sein muss. „Ansonsten verbraucht die Anlage viel zu viel Strom. Das können sich Hausbesitzer finanziell überhaupt nicht leisten und wäre auch vollkommen unwirtschaftlich.“ Den Eigentümern bleibe kaum eine andere Wahl, als kräftig Geld in die Hand zu nehmen. Um Fassaden zu dämmen – möglicherweise auch das Dach – , um darüber hinaus neue Fenster einzubauen, „sind enorme Ausgaben erforderlich, die durchaus sechsstellig ausfallen können“.

Darüber hinaus sei in vielen Fällen auch ein Austausch der Heizkörper unausweichlich. Für Wärmepumpen eignen sich nun mal nur solche mit großen Oberflächen, wie sie beispielsweise Fußbodenheizungen bieten. Doch in einer hohen Zahl an Wohnungen seien Rippenheizungen vorhanden, beobachtet Belting. Kauf und Installation passender Geräte verschlingt durchaus eine fünfstellige Summe.

Der Aufwand sei auch deshalb so hoch, weil die Heiztechnik in einer Wohnung Richtlinien erfüllen müsse. Für hiesige Breiten in Nordrhein-Westfalen sei nun mal vorgesehen, dass eine Heizung auch bei Außentemperaturen von minus 12 Grad noch in der Lage sein müsse, für wohlige Wärme von 20 Grad zu sorgen.

Im Fall von Mehrfamilienhäusern sieht Fachmann große Probleme

Belting hat bei seiner Skepsis aber längst nicht nur Eigenheime im Visier. Noch ausgeprägter sind seine Zweifel, wenn er an Mehrfamilienhäuser denkt. Oftmals fehle es in und außerhalb der Gebäude an Platz, um die Luftwärmepumpen einzubauen, zumal auch hier auf die Eigentümer enorme Investitionen zukommen würden.

Schließlich könne die sogenannte Wärmewende nur gelingen, wenn damit auch ein umfangreicher Ausbau des Stromnetzes einhergehe, hebt der Wissenschaftler hervor. Die Notwendigkeit ziehe der Gesetzgeber sicherlich nicht in Zweifel, aber am Ende seien es die örtlichen Versorger, die sich darum kümmern müssten. Vor ihnen liege aber noch ein langer Weg.

Mehr Werbung hat nach Beltings Ansicht die Solewärmepumpe verdient. Dazu sind mehrere tiefe Bohrungen im Garten eines Grundstückes erforderlich. Die Sole, eine frostgeschützte Flüssigkeit, entzieht dem Boden Wärme, die dann an das Heizsystem abgegeben wird. Der Wirkungsgrad solcher Anlagen sei sehr hoch, sagt Belting, der Stromverbrauch wiederum eher gering. Die Anschaffungskosten liegen, so der Fachmann, zwischen 20.000 bis 30.000 Euro. Solche Ausgaben seien auch bei Kauf und Einbau einer Luftwärmepumpe üblich. Der Vorteil von der Energie aus dem Erdreich: Sie kommt ohne Außengeräte aus, die durch das Ansaugen der Luft meist viel Lärm verursachen.

Ob sich – als weitere Möglichkeit – Solarkollektoren für ein Haus rechnen, ergibt sich erst nach einer sehr eingehenden Wirtschaftlichkeitsanalyse. Mittlerweile gebe es nur noch Fördergelder, wenn mit einer solchen Anlage sowohl die Warmwasserversorgung als auch die Heizung betrieben werden. In unseren Breitengraden komme man aber nicht umhin, dann zusätzlich eine Gastherme oder eine Wärmepumpe einbauen zu lassen.