Oberhausen. Kurz vor dem Abflug erschütterte ein Erdbeben die afghanische Region. Die 80 Kinder, die das Friedensdorf mitnehmen wollte, blieben unverletzt.
Schock für das Team des Oberhausener Friedensdorfes: beim 89. Hilfseinsatz in Afghanistan erlebten drei Friedensdörfler kurz vor dem Abflug nach Deutschland ein Erdbeben. „Wir wurden vom Erdbeben völlig überrascht. Das ganze Gästehaus hat mächtig gewackelt“, berichtet Claudia Peppmüller, die mit Birgit Hellmuth und dem ehrenamtlich tätigen Arzt Dr. Ralf Steinen-Perschken vor Ort war. Das Erdbeben geschah am 21. März.
Über die Nachrichten habe das Team erfahren, dass das Beben in Tadschikistan andauerte. „Wir machten uns große Sorgen um unseren tadschikischen Partner, aber auch, dass uns weitere Erschütterungen in Kabul erwarten. Alle hatten sofort die Bilder aus der Türkei und Syrien im Kopf“, erzählt Peppmüller. Am nächsten Tag habe das Team aber erfahren, dass den 80 Kindern, die das Friedensdorf mit nach Deutschland nehmen wollte, nichts passiert sei. Andere Regionen wie die Grenzregion zu Pakistan hätten nicht so viel Glück gehabt, sagt Peppmüller. Die nördliche Provinz Balkh sei von einer Sturzflut erfasst worden.
80 Kinder mit nach Deutschland zur Behandlung genommen
Das Friedensdorf hat bei dieser Reise 80 Kinder mit nach Deutschland nehmen können, die in Dinslaken nun eine medizinische Behandlung erhalten. Birgit Hellmuth zeigte sich über die Versorgungslage in Afghanistan schockiert: „Der Allgemein- und Ernährungszustand der Kinder bereitet uns immer größere Sorgen. Bei den meisten fühlt man bei den Untersuchungen nur noch die Rippen. Auch sehen wir wieder viele Wunden und eitrige Knochenentzündungen, die nur mit einfachen Lappen abgedeckt sind, und das oft über einen längeren Zeitraum. Die Situation wird immer dramatischer.“
Für Verbände, eine medizinische Behandlung oder eine warme Mahlzeit hätten 90 Prozent im Land kein Geld mehr zur Verfügung. Deshalb seien die Familien der 80 Kinder, die nun in der Obhut des Friedensdorfes sind, erleichtert, ihren Nachwuchs in medizinischer Behandlung zu wissen.
Im Gegenzug kamen 49 Kinder wieder nach Hause. Sie waren zuletzt in Deutschland. Bei ihrer Ankunft in der afghanischen Hauptstadt wurden sie im Hauptgebäude auf dem Gelände des Roten Halbmondes, der Partner-Organisation des Friedensdorfes, in Empfang genommen. Die Begrüßung der Kinder war ein besonderes Ereignis für alle Beteiligten. Mit Freudentränen in den Augen versuchten die Eltern, ihre Kinder innerhalb der Gruppe der kleinen Rückkehrer zu erblicken, um sie wieder in ihre Arme schließen zu können.
Afghanistan: Dank an Spenderinnen und Spender
Das Friedensdorf konnte bei seiner Reise auch die gespendeten Fischdosen und medizinischen Hilfsgüter überreichen. „Unsere Partner haben diese Hilfe überaus dankbar angenommen und haben uns gebeten, diesen Dank an alle Spenderinnen und Spender weiterzugeben. Die große Spendenbereitschaft wird als ein deutliches Zeichen der Solidarität von den Menschen im Land wahrgenommen. Sie freuen sich, dass viele in Deutschland das Schicksal der Kinder in Afghanistan nicht egal ist“, erklärt Birgit Stifter, Leiterin des Friedensdorfes.