Oberhausen. Oben fließt polnisches Bier, unten wird gelesen: im neuen Literaturkeller Oberhausen. Am 15. März wird er eröffnet – mit einem besonderen Gast.

Schon Ende vergangenen Jahres war die Vorfreude zu spüren, nun kann es endlich losgehen: Oberhausener Literatur-Liebhaber haben einen neuen Treffpunkt, wo sie ihrer Leidenschaft frönen können: Ab sofort gehen die Bücherfans zum Lesen in den Keller.

Gemütliche Polstersessel vor einer hippen Backsteinwand, eine Lese-Couch und an den Wänden Werke des verstorbenen Künstlers Walter Kurowski alias Kuro: Im Dezember haben Gdanska-Wirt Czeslaw Golebiewski und Literaturhaus-Vorsitzender Hartmut Kowsky-Kawelke den frisch renovierten Kneipenkeller direkt am Altmarkt präsentiert. Er dient den Mitgliedern des Literaturhauses nun als Vereinsheim – und Schauplatz der vielen Lesungen, die die rührigen Ehrenamtler des Vereins regelmäßig organisieren.

Freuen sich auf den offiziellen Start des neuen Literaturkellers: Hartmut Kowsky-Kawelke (links) und Gdanska-Wirt Czeslaw Golebiewski, aufgenommen im Dezember 2022.
Freuen sich auf den offiziellen Start des neuen Literaturkellers: Hartmut Kowsky-Kawelke (links) und Gdanska-Wirt Czeslaw Golebiewski, aufgenommen im Dezember 2022. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Außerdem erwecken die Liebhaber guter Geschichten und schöner Poesie ihren Literarischen Treff nach viel zu langer Corona-Zwangspause zu neuem Leben: Zwei Mal im Monat, immer mittwochs um 19 Uhr, treffen sie sich in lockerer Runde im Keller, trinken gemeinsam einen Wein oder Kaffee, sprechen über die aktuelle Lektüre oder anstehende Veranstaltungen. Wer mitreden möchte, sei herzlich willkommen, sagt Hartmut Kowsky-Kawelke. Der Eintritt ist frei.

Die Premiere des Literarischen Treffs war bereits am 1. März. Weiter ginge es am 15. März – wenn an diesem Tag der neue Literaturkeller nicht offiziell eröffnet würde. Zu diesem Anlass haben die Literaturhaus-Macher einen ganz besonderen Gast eingeladen: Schriftsteller Ingo Schulze liest an diesem Abend aus seinem neuen Essay-Band „Der Amerikaner, der den Kolumbus zuerst entdeckte“.

Gemütliche Lese-Ecke im Literaturkeller im Gdanska Oberhausen.
Gemütliche Lese-Ecke im Literaturkeller im Gdanska Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Schulze, gebürtiger Dresdner und Wahl-Berliner, ist Metropolenschreiber Ruhr: Mit diesem Projekt will die Essener Brost-Stiftung nach eigener Aussage „zur literarischen Begegnung und Auseinandersetzung mit dem Ruhrgebiet, seinen Menschen und seiner Kultur anregen“. Dafür lädt die Stiftung Autoren und Autorinnen ein, ein Jahr lang im Ruhrgebiet zu leben, um Menschen und Kultur zu entdecken – und darüber zu schreiben. Über den neuen Roman, der so derzeit entsteht, wird Schulze am 15. März ebenfalls im Literaturkeller sprechen. Womöglich bringt er auch einen Überraschungsgast mit, werben die Oberhausener Programm-Macher.

Carolin Würfel ist am 10. März in Oberhausen zu Gast.
Carolin Würfel ist am 10. März in Oberhausen zu Gast. © Veranstalter | Literaturhaus

„Im Literaturkeller ist Raum für Neues, in einer gemütlichen Clubatmosphäre“, sagt Kowsky-Kawelke, weist aber darauf hin, dass die Literatur im Gdanska nun selbstverständlich nicht im Untergrund verschwindet. Auch die weiteren Veranstaltungsräume wie das Theater und der Konzertsaal haben weiter Bestand. Etwa für den Frauensalon des Literaturhauses: Im Gdanska-Theater ist bereits am Freitag, 10. März, Carolin Würfel mit ihrem Buch „Drei Frauen träumten vom Sozialismus“ zu Gast. Die junge Autorin und Journalistin „liefert ein eindrucksvolles Porträt von drei DDR-Schriftstellerinnen: Maxie Wander, Brigitte Reimann, Christa Wolf“, heißt es in der Ankündigung. Der Frauensalon begebe sich zusammen mit der Autorin auf eine literarische Reise zu diesen Frauen, deren Sprachkunstwerke schon vor mehr als vierzig Jahren auch in der Bundesrepublik anerkannt waren und diskutiert wurden.

In der Lesereihe „Zur Sache!“ sind am Freitag, 24. März, Samira El Ouassil und Friedemann Karig zu Gast, Programm: Erzählende Affen. El Oassil und Karig seien „Meister im Erklären komplexer Zusammenhänge“, schwärmt Kowsky-Kawelke. „Die beiden schaffen es jede Woche, in ihrem Podcast ,Piratensender Powerplay’ die Vorgänge der Woche einzufangen und für ihre Zuhörer besser verstehbar zu gestalten.“ Mit journalistischem Hintergrund und in unterhaltsamer Form sei mit den Erzählenden Affen „ein wunderbares Buch entstanden, das verdeutlicht, wie richtig erzählte Geschichten die gesellschaftliche Diskussion und Entwicklung prägen.“ Der Eintritt am 24. März kostet 15 Euro, ermäßigt 7,50 Euro.

Das Gdanska am Altmarkt

Die Lesungen des Literaturhauses beginnen um 19 Uhr, Einlass ist jeweils um 18 Uhr. Der Abend mit Samira El Ouassil und Friedemann Karig kostet Eintritt (15, ermäßigt 7,50 Euro). Der Eintritt zu den beiden anderen Lesungen ist frei, es geht der Hut rum. Kartenreservierung: literaturhaus-oberhausen.de

Die Kultkneipe Gdanska liegt mitten in der Innenstadt, am Altmarkt 3. Den Literaturkeller erreichen Interessierte über die Gutenbergstraße 8, ebenso das Gdanska-Theater (Eingang im Hof).