Oberhausen. Der Oberhausener Norden ist seit Jahren geplagt von Baustellen. Nun kommt eine neue Großbaustelle auf die Sterkrader zu – Bauzeit: fünf Jahre.
Gerade sind rund um die ehemalige Kultkneipe „Yesterday“ die Vorarbeiten für den großen Betuwe-Umbau am Bahnhof in Sterkrade angelaufen, da haben die Beamten aus dem Rathaus der Bezirksvertretung Sterkrade ihre Pläne für die nächste Großbaustelle präsentiert: den Bau der Umgehungsstraße "L 215 neu" für 15 Millionen Euro. Er wird nötig, weil der Bahnübergang Weseler Straße ersatzlos fortfallen soll.
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Denn die Schranken dieses Bahnübergangs wären künftig fast dauerhaft geschlossen, wenn die Eisenbahnstrecke von Oberhausen nach Emmerich und weiter nach Rotterdam (die Betuwe-Linie) erst dreigleisig ausgebaut ist, um den Güterverkehr besser bewältigen zu können. Den Sterkradern stehen damit fünf Jahre lang, von 2023 bis 2028, weitere erhebliche Unannehmlichkeiten bevor.
Zwei marode Brücken werden erneuert
Die größte Herausforderung dabei ist gar nicht der Bau der 1,4 Kilometer langen Umgehungsstraße selbst. Denn die verläuft künftig auf einer Brachfläche zwischen der ehemaligen Hoag-Bahnlinie und der künftigen Betuwe-Linie. Die Hoag-Trasse dient heute als Fernradweg, sie war viele Jahrzehnte eine Güterbahnstrecke zum Rheinhafen nach Walsum.
Kopfzerbrechen bereitet den Planern vielmehr die Weierstraße - und der Zeitablauf der verschiedenen Baustellen. Man bastelt deshalb an Übergangslösungen. Das Problem: Gleich zwei marode Brücken, eine über die Hoag-Trasse und die andere über die Betuwe, müssen ersetzt werden. Und dafür muss die Weierstraße monatelang gesperrt werden. Denn für die Brückenbaustellen benötigen die Bauarbeiter das für die Umgehungsstraße geplante Gelände als Baustraße. Damit aber wird die Weseler Straße mit dem Bahnübergang vorerst noch für den Autoverkehr gebraucht.
Umleitung über die Sternstraße
Weil aber der Ausbau des dritten Gleises der Betuwe nicht so lange warten kann, bis die Brücken erneuert sind, muss der Bahnübergang Weseler Straße vorher aufgehoben werden. Das geht nur, indem ein Radweg, der heute nach Nordwesten von ihr abzweigt, bis zur nächsten Querstraße, der Sternstraße, als Umleitung hergerichtet wird - mitsamt einer provisorischen Verbreiterung des heutigen Bahnübergangs Sternstraße.
Erst wenn beide Brücken fertig sind, kann die "L 215 neu" auf ihrer bis zu 22 Meter breiten Trasse mitsamt Gehweg und zwei Radfahrstreifen fertiggestellt und mit einem großen Kreisverkehr an die Weierstraße im Osten und an die Weseler Straße in Höhe Sternstraße im Westen angebunden werden. Die Weseler Straße endet dann künftig von Alsfeld aus in einer Wendeschleife unter der Autobahnbrücke. Vom heutigen Bahnübergang bis zur Sternstraße soll sie abgerissen werden.
Vier Krötentunnel geplant
Zu den Besonderheiten des Verlaufs der neuen Straße gehört, dass sie leicht nach Süden verschwenkt werden muss, weil ein direkt an die Betuwe angrenzendes früheres Teerklärbecken der Ruhrkohle-AG umfahren wird. Es dient künftig als sogenanntes Sicherungsbauwerk, wird also so hergerichtet, dass Regenwasser von oben die darunter lagernden Gifte im Boden nicht ins Grundwasser ausschwemmen kann.
Weiter nordwestlich muss zudem ein Pumpwerk der Emschergenossenschaft angebunden werden. Diese Zufahrt wird als Zufahrt der Feuerwehr an die Gleise ausgebaut. Wegen der schwierigen Grundwasserverhältnisse wird das Regenwasser auf die Fahrbahn in Gräben beiderseits der Straße geleitet, darf nicht versickern. Da die Umgebung ein bedeutender Lebensraum für Kröten darstellt, sind entlang der Straße vier Krötentunnel vorgesehen.
Fünf Jahre Bauzeit sind vorgesehen
Baurecht für die Bahnstrecke (und den Abbruch des Bahnübergangs) ergibt die laufende Planung für die Betuwe. Baurecht für die neue Straße schafft ein Bebauungsplan der Stadt. Damit er bis Ende 2022 steht, muss zuvor das Sicherungsbauwerk für das Teerklärbecken fertig sein.
Mit dem Bau der Straße soll Anfang 2023 begonnen werden, mit dem Abbruch der Brücken der Weierstraße Anfang 2025. Anfang 2026 soll der alte Bahnübergang rückgebaut werden. Bis dahin muss die Umleitung über die Sternstraße stehen. Wenn die Brücken Ende 2026 fertig sind, wird die Umgehungsstraße an die Weierstraße angebunden und der Kreisverkehr gebaut. Mitte 2028 soll alles fertig sein.
Die Baukosten werden auf 15,1 Millionen Euro geschätzt. Auf die Stadt Oberhausen kämen dafür nur Kosten zu, wenn sie die Geh- und Radwege an der neuen Straße selbst bezahlen muss, weil der heutige Bahnübergang gar keine aufweist. Das ist noch offen. Die neuen Geh- und Radwege würde die Stadtkasse mit rund 6,4 Millionen Euro belasten.