Oberhausen. Bund und Länder reagieren auf die anhaltende Kritik an der Maskenpflicht in Pflegeheimen. Gut so, sagt der Oberhausener Sprecher der Altenheime.

Eine sofortige Abschaffung der Masken- und Testpflicht in den Pflege- und Alteneinrichtungen in Oberhausen forderte Stefan Welbers noch in seiner Funktion als Sprecher der Alteneinrichtungen im soeben aufgelösten Corona-Krisenstab der Stadt. Er vertritt damit die einhellige Meinung der Seniorenheim-Leitungen in der Stadt. Die mittlerweile bundesweite Kritik hat inzwischen dazu geführt, dass die Gesundheitsminister von Bund und Ländern reagierten. Ab dem 1. März entfallen fast alle Test- und Maskenpflichten.

„Und das ist auch richtig so“, meint Welbers. „Es ist kaum noch nachzuvollziehen, dass in der Welt außerhalb der Gesundheitseinrichtungen fast keine Corona-Beschränkungen mehr anzutreffen sind, in den Gesundheitseinrichtungen aber schon.“ Alle Einrichtungen in Oberhausen registrierten zwar noch vereinzelte, phasenweise sogar auch noch vermehrte Coronainfektionen bei ihren Beschäftigten und Bewohnern. „Doch bei durchweg milden Verläufen sind Beschränkungen niemandem mehr vermittelbar.“ Der Impfstatus in den Oberhausener Einrichtungen sei hoch – und zwar bei den Beschäftigten und den Seniorinnen und Senioren gleichermaßen. Fast alle hätten inzwischen eine fünfte Corona-Impfung erhalten und wünschten sich nun endlich eine Rückkehr in einen normalen Alltag ohne Masken.

„Auch die vom NRW-Gesundheitsministerium verordnete und recht merkwürdige Testnachweispflicht halten wir für überflüssig“, führt Welbers weiter aus. Denn diese sieht vor: „Sobald ein Besucher uns versichert, er sei getestet, reicht das aus, ob er sich aber wirklich getestet hat und auch negativ ist, können wir nicht mehr überprüfen.“ Deshalb könne man das doch auch gleich lassen.

Hohe Immunität älterer Menschen durch Impfungen und durchlebte Corona-Infektionen

Kritik üben die Leitungen der Pflegeeinrichtungen in Oberhausen vor allem aber auch an bundesweit uneinheitlichen Vorgaben sowie an einer „teils widersprüchlichen Verordnungsflut“. „Die Kommunen tun uns an dieser Stelle leid, sie müssen es umsetzen.“ In Oberhausen habe die Zusammenarbeit mit der Stadt während der Pandemie dagegen sehr gut funktioniert. „Die Vertreter der ambulanten und stationären Pflege waren frühzeitig in den Krisenstab einbezogen worden, das war nicht selbstverständlich.“

Unterstützung erhalten die Oberhausener Einrichtungen von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e.V., die ebenfalls ein unverzügliches Ende der Masken- und Testpflicht für Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen wie auch für ihre Besucher fordert. Der Dachverband begründet dies ebenfalls mit der bereits erzielten hohen Immunität älterer Menschen durch Impfungen und durchlebte Corona-Infektionen.

Stefan Welbers ist Geschäftsführer des Seniorenzentrums Gute Hoffnung leben und Sprecher der Oberhausener Alteneinrichtungen im Krisenstab der Stadt.
Stefan Welbers ist Geschäftsführer des Seniorenzentrums Gute Hoffnung leben und Sprecher der Oberhausener Alteneinrichtungen im Krisenstab der Stadt. © FUNKE/Fotoservices | Gerd Wallhorn

Soweit so gut. Doch inzwischen ist die Corona-Variante XBB1.5., die sich zunächst in den USA auffällig rasch verbreitet hatte, auch in Deutschland nachgewiesen worden. Corona-Experte Christian Drosten und andere Wissenschaftler erwarten, dass sie sich durchsetzen wird. XBB1.5. gilt als die bislang ansteckendste Corona-Variante. Sogenannte Durchbruchsinfektionen bei Geimpften und Genesenen kommen nach Angaben des amerikanischen Gesundheitsministeriums CDC häufig vor. Immerhin: Über schwerere Verläufe ist bislang nichts bekannt. Menschen, die sich 2022 oder 2023 noch nicht mit dem Coronavirus infiziert haben, rät Drosten dennoch zum Booster. Dies gelte besonders für Senioren oder Menschen mit Vorerkrankungen.

Steht damit möglicherweise nun bald eine sechste Impfung für die Bewohnerinnen und Bewohner der Oberhausener Alteneinrichtungen an? „Nein“, sagt Stefan Welbers, „das ist derzeit nicht geplant, aber wir behalten die Lage selbstverständlich im Blick.“

Die inzwischen bundesweite Kritik an Masken- und Testpflicht in den Gesundheitseinrichtungen stieß jetzt auf offene Ohren. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern reagierten. Weitere Schutzvorgaben sollen nun tatsächlich vorzeitig beendet werden. Ab dem 1. März (statt erst ab dem 7. April) fallen in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen wie Krankenhäusern, Arztpraxen und eben auch Pflegeheimen fast alle Masken- und Testpflichten weg. Konkret bedeutet dies: Ärztinnen, Pflegekräfte und alle anderen Beschäftigten brauchen keine Masken mehr zu tragen. Auch für Bewohner sollen dann keine Einschränkungen mehr gelten. Doch ein Haken bleibt: Wer Angehörige in Heimen und Krankenhäusern besucht, soll noch immer eine Maske tragen müssen. Ein Test ist aber nicht mehr nötig. Die Maskenpflicht bleibt aber auch für Patientinnen und Patienten in Arztpraxen bestehen.