Oberhausen. Herbert Mombauer sammelt leidenschaftlich gerne Briefmarken. Allein eine Sammlung umfasst 1,7 Millionen Stück. Zu Besuch in seinem Markenreich.
Die Straße, das Wohnhaus, alles sieht so aus wie überall in Oberhausen. Vermutlich wissen nicht mal die Nachbarn, welcher Schatz sich hinter der Fassade verbirgt. Er braucht ja auch nicht viel Platz, der Schatz. Wobei: Für die Winzlinge, die Herbert Mombauer angesammelt hat, benötigt er schon viel Raum. Denn der Oberhausener nennt Millionen Briefmarken sein Eigen. In einer Art Büro in seiner Wohnung sind sie in Alben fein säuberlich sortiert. Allein seine Sammlung der Reihe „Industrie und Technik“ umfasst 1,7 Millionen Stück in 226 Alben.
Herbert Mombauer schlägt ein Album auf, Reihe um Reihe sind die Briefmarken eingeheftet, alle mit demselben Abstand. Die Seiten sind mal grün, mal rot. „Eingealbt“, sagt der 80-jährige Oberhausener und beugt sich über ein Album. „Das Wort habe ich erfunden.“
Briefmarken zu 100er-Paketen zusammengeschnürt
Das Gebiet der Philatelie oder Briefmarkenkunde ist groß, sehr groß. Manche jagen seltene Drucke und kostbare Sammlerstücke, andere vervollständigen Sätze. Herbert Mombauer geht es um alles. „Vorzugsweise Deutschland.“ In den Schränken stehen die Alben wie Bücher, auf einem Tisch in der Raummitte hat er Alben aufgeschlagen und Kartons aufgestellt. Zu 100er-Paketen sind die Briefmarken zusammengeschnürt und in Teeschachteln und Zigarettendosen gefasst.
Die Marken sind natürlich nicht vom Brief abgepult oder ausgeschnitten. Herbert Mombauer löst sie vorsichtig im Waschbecken ab. Auf der Fensterbank neben seinem Bett liegt ein Brettchen mit gewellten Marken. „Die trocknen seit gestern.“ Denn das Gummi auf der Rückseite muss intakt sein. „Sonst sind sie wertlos.“ Auch die Zähne sollten unbeschädigt sein, andernfalls verlieren die Marken an Wert.
Danach geht’s ans Einsortieren. Herbert Mombauer nimmt ein Album aus dem Regal, stellt es zurück, greift das nächste raus. Er hat sie sortiert nach ihrem Wert: „20 Pfennig, 30 Pfennig, 50 Pfennig.“ Von den „50ern“ aus der Serie „Industrie und Technik“ hat er am meisten, mehr als 200.000 Stück. Wenn Alben noch nicht vollständig sind, dreht er sie um. Die Innenseite zeigt nach vorne. Pfiffig.
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Rekordverdächtige Sammlung
Herbert Mombauer versucht, den Überblick zu halten. Das gelingt ihm aber nur bei seiner Lieblingssammlung. Er hat alle Alben im Computer notiert, ihre Stückzahl aufgeschrieben und kommt auf exakt 1,712378 Millionen Briefmarken. Rekordverdächtig. „Vielleicht bin ich der einzige“, sagt er. Aber das Sammlergebiet ist eben groß. Irgendwo in Brasilien gebe es einen, der hat wohl 14 Millionen Stück insgesamt. Aber nur von einer Serie, das könnte schon Guinnessbuch-würdig sein, denkt Herbert Mombauer.
Vor 40 Jahren packte ihn die Sammelleidenschaft. Schon als Jugendlicher habe er sich dafür interessiert, aber erst in der Mitte des Lebens entbrannte die Liebe zur Marke. Von 1976 bis 1982 erschien die Serie „Industrie und Technik“. Als Stahlbaukonstrukteur war das für ihn ein passendes Thema. Herbert Mombauer hat den blauen Kran mitgebaut, den man von der A59-Brücke bei Duisburg sehen kann. „Der größte Portalkran der Welt“, sagt er. Darauf sei er noch heute stolz. Seine gigantische Sammlung wäre für den riesigen Kran keine Anstrengung wert. Aber es kommt eben auf die Relation an.
Sammler beschäftigt sich jeden Tag drei Stunden mit den Briefmarken
Etwa drei Stunden beschäftigt sich der Witwer täglich mit seiner Sammlung. „Durchs Internet ist einiges hinzugekommen“, sagt er. Gerade erst hat er Post mit neuen Marken bekommen. Die Sammelfreunde tauschen die Marken aus, legen den Briefen Listen bei, was noch fehlt. Herbert Mombauer sieht dann selbst nach, gar nicht so einfach bei so vielen Alben. „Manchmal finde ich das Album einfach nicht.“
Tauschbörse für Briefmarkenfreunde
Auch auf Tauschbörsen erweitert Herbert Mombauer seine Sammlung. Die nächste Briefmarken-Tauschbörse in Oberhausen findet am Samstag, 25. Februar 2023, im Freizeithaus des Revierparks Vonderort statt.
Herbert Mombauer ist zudem Vorsitzender des Skatclubs „Die Joker Oberhausen“, der „ehemals größte deutsche Skatclub“. Training ist immer dienstags um 15 Uhr im Vereinslokal an der Güterstraße 31.
Seine Sammlung ist ausgeufert, sie ist in den Flur und in ein weiteres Büro seiner Wohnung übergeschwappt. Im Wohnzimmer reihen sich ebenfalls ein Dutzend Kartons aufeinander. Was macht er mit all den Marken? „Enkelkinder...“, sagt Herbert Mombauer. Seine Tochter wohnt in England. Er grinst verschmitzt. „Die müsste schon mit einem VW-Bus kommen, wenn sie sie abholt.“
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