Oberhausen. Leo Meier lässt in „Zwei Herren von Real Madrid“ Kickerstar Sergio Ramos auftreten. Sein Debüt ist aber keine Abrechnung mit dem Sport-Business.
Für die kommende Uraufführung im Studio muss man sich als Theaterliebhaber glatt ein bisschen Fußballwissen zusammendribbeln. Denn – vermeintliche Sensation: Sergio Ramos, 16 Jahre lang eiserner Verteidiger-Recke bei Real Madrid, philosophiert im ausverkauften Theater über den Sinn des Lebens – und erteilt auch noch einem Männerpaar seinen Segen. Klar, dass dies nicht die Lebenswirklichkeit eines vierfachen Vaters und zigfachen Millionärs ist. Aber in Leo Meiers Debüt-Drama darf Elias Baumann als Ramos groß auftrumpfen. Die ausverkaufte Premiere steigt am Sonntag, 15. Januar, um 18 Uhr.
Als Schauspieler, sagt Leo Meier, habe er mit dem Theater weitgehend abgeschlossen – als Autor aber scheint der 27-Jährige aus Duisburg einen fulminanten Kick zu erleben (um hier einfach mal ein Lieblingsadjektiv von Sportreportern hinzuschreiben). Eine aktive Fußballer-Vergangenheit lässt sich bei diesem Dramatiker nicht nur vermuten – Leo Meier erzählt ausgesprochen gerne und lebhaft davon. Dabei war sein persönlicher „Peak“ als technisch versierter und flinker Spieler mit Tordrang schon im zwölften Lebensjahr erreicht: Danach wurden die Gegenspieler zu groß „und Fouls waren keine Fouls mehr“.
Zum Profifußball-Background seiner „zwei herren von real madrid“ (so Meiers Kleinschreibung) sagt der WM-Boykotteur denn auch abgeklärt: „Ich brauchte einen toxischen Ort der Doppelmoral.“ Dem muss man wohl zustimmen, denn wer kennt schon schwule Fußballprofis? „Da gibt’s nur austrainierte Hetero-Männer“, sagt Leo Meier hörbar ironisch. Dabei sind seine „Zwei Herren“ gar keine Abrechnung mit einem obszön überbezahlten Sport-Business – sondern eher noch mit seinen Erfahrungen als Bühnenschauspieler.
Die Fußballprofis pflegen feinfühligen Umgang
„Müssen wir im Theater zweieinhalbstündigen Diskurs zeigen?“, fragt Leo Meier. „Funktioniert Theater nur über Probleme?“ Sein Text sei als Suche nach einem spezifischen „Sound“ entstanden: einer Sprache, die nach seinem Empfinden auf der Bühne nicht mehr gut gepflegt wird. Und wie die zwei Worte „Zwei Herren“ andeuten, geht’s dem Autor um eine gepflegte, er sagt, „zärtliche“ Sprache.
Als Regisseurin bestätigt Maike Bouschen enthusiastisch: „Mit diesem Text kann man gar nicht zärtlich genug umgehen.“ Die Herren Fußballprofis pflegen einen feinfühligen Umgang miteinander, bleiben konsequent beim „Sie“ und wahren selbst in den absurdesten Situationen die Contenance. „Profis müssen ständig performen“, meint die Regisseurin, da sei Champions League wie großes Schauspiel. Die Uraufführung lässt deshalb aber keine Bälle durch das kleine Studio kullern. Leo Meier hat ganz andere Absurditäten erfunden: etwa Drachen als Haustiere. „Und seinem Text sind wir ziemlich treu geblieben“, versichert Maike Bouschen.
Der Autor widmet sich unterdessen bereits einem anderen Vierbeiner: „Ich, Akira“ schreibe er aus der Perspektive des Hundes von Volksverhetzer Attila Hildmann. Sein Erstlingswerk aber habe er gerne ans Oberhausener Ensemble gegeben: „Man muss seine Arbeit abgeben, dann erst wird es magisch. Sie kennen den Text ja viel besser als ich.“
Der Premierentermin ist bereits ausverkauft
Im Gegensatz zum Großen Haus am Will-Quadflieg-Platz ist das Studio auch in diesen Wochen spielbereit. Denn hat das Theater (wegen einer Erkrankung) den Premierentermin von „Zwei Herren von Real Madrid“ auf Sonntag, 15. Januar, um 18 Uhr verschoben. Diese erste Vorstellung der Uraufführung ist ausverkauft.
Im Januar folgt nur ein weiterer Termin und zwar am Samstag, 28., um 19.30 Uhr. Karten zu 15 Euro, ermäßigt 5 Euro, gibt’s unter 0208 8578 184, per E-Mail an service@theater-oberhausen.de