Oberhausen. Der Impro-Spezialist tritt mit seinem neuen Programm „Schmitzefrei“ in Oberhausen auf. Im Interview spricht er über seine Pandemie-Erfahrungen.

Comedian Ralf Schmitz (48) kehrt auf die große Bühne zurück. Am 21. Januar 2023 ist er in der Arena Oberhausen mit seinem Programm „Schmitzefrei“ zu Gast. Im Interview spricht er über Veränderungen durch die Corona-Pandemie und warum Leute trotz Krisen den Humor nicht vergessen sollten.

Herr Schmitz, wann und wo waren Sie das letzte Mal im Urlaub?

Ralf Schmitz: (lacht) Oh, das ist eine sehr gute Frage, da muss ich erstmal überlegen. Also in den ersten beiden Pandemie-Jahren gar nicht. Ach ja, ich war zuletzt bei Freunden in Paris, wenn man das Urlaub nennen kann.

Urlaub ist auch Thema des neuen Programms „Schmitzefrei“ – was erwartet die Zuschauer?

Die Show ist ein bisschen zweigeteilt, die eine Hälfte ist aus meinem Urlaubskosmos mitgebracht. Zum Beispiel sah ich mal in einem Zug ein älteres Ehepaar. Die beiden machten eine Weinreise – der Mann wollte aber einfach nur ein Kölsch. Sie haben sich immer mehr in die Haare bekommen, aber pointenstark. Zudem spiele ich bekannte Fernsehshows mit Star Wars-Charakteren nach, zum Beispiel sitzt Darth Vader bei „Wer wird Millionär?“. Der übrige Teil ist weiterhin improvisiert.

Das Programm wurde bereits vor Pandemiebeginn geschrieben. Hat sich durch Corona daran etwas geändert?

Ganz wenig, das meiste war zeitlos. Die Improvisationen bringen sowieso schon mit, dass es topaktuell ist. Allerdings rufen die Leute nun andere Begriffe herein als früher.

Darf man über Corona Witze machen oder wollen die Leute davon nichts mehr hören?

Also ich würde kein Programm zur Pandemie machen, das wäre wohl zu viel. Aber wir sind meiner Meinung nach an einem Punkt, bei dem man über pandemische Erfahrungen auch wieder lachen darf. Das entspannt die Sache dann auch, weil man einen Teil überwunden hat.

Gibt es für Sie Grenzen bei diesem Thema – wenn ja, wo?

Generell, auch früher schon, gehe ich über die Grenze der Verletztheit nicht hinaus, auch wenn die jeder woanders zieht. Ich habe aber auch kein Bedürfnis, diese Grenze auszuloten. Es gibt aber keine Schranke von wegen, das darf man nicht sagen. Ich finde, Comedy hat sogar die Aufgabe, dass jeder für sich die Grenze zieht. Ich bin großer Fan von Ricky Gervais (britischer Comedian und Schauspieler, Anm. d. Red.). Der Mann ist mit einem unfassbar sympathischen Lächeln einer der bösesten Menschen, die es gibt, weil er sagt: Der Witz ist das Entscheidende. Wenn wir uns verbieten, bestimmte Begriffe zu benutzen, sind wir auf dem völlig falschen Trip.

Worüber würden Sie keine Witze machen?

Über schlimmste Krankheiten, da möglicherweise im Publikum jemand sitzt, der selbst oder in der Familie gerade etwas Ähnliches erlebt hat. Es gibt genug Möglichkeiten, andere Knöpfe zu drücken, die mehr Spaß machen.

Sie sprechen Spaß an. Kann das in der aktuellen Zeit mit vielen Krisen auch den Menschen helfen?

Absolut. Die ursprüngliche Aufgabe, Menschen zum Lachen zu bringen und sich mal auf das Gute zu fokussieren, um wieder Kraft zu sammeln – das muss gerade jetzt sein. Ich biete dem Publikum folgenden Service an: Kommt zwei, drei Stunden zu mir, danach könnt ihr mit frisch aufgeladenen Batterien wieder durchstarten. Den Menschen eine Abwechslung zu liefern, ist die Aufgabe von Komikern.

Wie sehr wurde die Kulturszene von Corona durchgeschüttelt und haben große Hallen überhaupt eine Zukunft?

Bei allen Ansichten, die Menschen vertreten, wird die Wahrheit irgendwo dazwischen liegen. Wirklich wissen werden wir es nie, man kann nicht in Millionen Köpfe schauen. Es ist wohl eine Gemengelage aus vielen Situationen. Ich glaube, dass das alles weiterhin eine Chance hat, weil die Besucher lachen wollen. Momentan warten die Leute einfach ab und sind vorsichtig. Kann ich mir ein Ticket kaufen oder muss ich aufgrund der hohen Energiekosten Geld sparen? Auf der anderen Seite sagen manche: Wenn schon der ganze Blödsinn außen herum passiert, dann gönne ich mir das jetzt. Ich kann die abwartende Haltung jedoch verstehen. Außerdem muss man erstmal die Tickets nutzen, die man seit drei Jahren am Kühlschrank hängen hat. Aber egal, ob 15.000 oder 500 Zuschauer: Die Menschen werden wiederkommen.

Könnte denn Comedy auch ohne Live-Publikum funktionieren?

Wenn Sie den Bühnenkünstler in mir fragen, der würde Nein sagen. Auf der anderen Seite gibt es manche Radioformate und Podcasts, die auch so funktionieren. Ohne Publikum ist es aber wirklich schwer, weil es mir die Richtung weist und sagt: Das, was du gerade machst, ist komisch, denn nichts ist spontaner und ehrlicher als ein Lachen. Diese Rückmeldung ist entscheidend. Niemand würde absichtlich lachen.

Sie waren schon Teil einiger TV-Shows, auch als Moderator. Bei welcher wären Sie gerne mal dabei?

„Last One Laughing“ ist ein tolles Format. Mich würde aber auch ein neues Talk-Format interessieren, um mich mit Menschen austauschen zu können – mit der ein oder anderen Pointe dabei. Das würde mir Spaß machen.

>>> Ralf Schmitz: Bühnenmann und langjähriger Fernseh-Moderator

Karten für den Auftritt von Ralf Schmitz am Samstag, 21. Januar 2023, um 20 Uhr in der Rudolf-Weber-Arena sind in verschiedenen Kategorien ab rund 36 Euro über die Arena-Homepage oder www.eventim.de erhältlich. Der 48-Jährige lebt in Bonn und moderierte mehrere Jahre das Datingformat „Take Me Out“ bei RTL. Seit Herbst 2021 moderiert er drei Shows auf Sat.1: Die Impro-Comedyshow „Halbpension mit Schmitz“ sowie die Dating-Shows „Paar Love“ und „Voll verschossen“.