Essen. Ralf Schmitz ist als Komiker im Fernsehen und auf der Bühne erfolgreich. Bald startet sein Soloprogramm „Schmitzefrei“ – wir sprachen mit ihm.

Den Auftrittsverboten zum Trotz: Ralf Schmitz gehört zu den meistbeschäftigten Komikern Deutschlands. Nachdem er das RTL-Dating-Erfolgsformat „Take Me Out“ im vergangenen Frühjahr nach acht Jahren an Jan Köppen abgab, starteten gleich zwei Sendungen mit dem 47-Jährigen auf Sat.1, darunter wieder eine Dating-Show namens „Voll Verschossen“. Parallel wartet der Wahl-Bonner auf den Tourstart zum neuen Solo „Schmitzefrei“. Patrick Friedland sprach mit ihm über die Show, in der Schmitz persönliche Reiseerinnerungen teilt und seine TV-Aktivitäten.

Sie warten schon fast zwei Jahre auf den „Schmitzefrei“-Tourstart – der droht jetzt wieder auszufallen. Wie geht es Ihnen?

Ralf Schmitz: Körperlich soweit sehr gut, nur die Gefühlslage ist gemischt. Andererseits müssen wir nach vorne sehen. Die Aufgabe des Komikers ist, eine Auszeit zu liefern. Und wenn wir jetzt schon wieder nicht in den Urlaub fahren oder fliegen können, bekommen wir hoffentlich -- natürlich mit Maßnahmen – wenigstens die Möglichkeit, im Theater zwei bis drei Stunden Urlaub machen zu können. Es ist mein Job, dieses Gefühl von Sand unter Füßen und Sonne auf der Haut zu vermitteln. Und wann, wenn nicht jetzt, hätten wir das so sehr nötig?

Das Programm ist schon vor Pandemiebeginn geschrieben worden, sie war für Frühjahr 2020 geplant – wie wird Ihre Show durch Corona beeinflusst?

Es wird schon anders sein als das, was ich für vor anderthalb Jahren geplant hatte. Aber „fertig“ ist bei mir immer relativ. Spontane Ideen kann ich jederzeit hinzufügen und ungefähr die Hälfte ist ohnehin Improvisation.

Geht selbstironisch damit um, dass ihn alle für einen Wirbelwind halten: Ralf Schmitz.
Geht selbstironisch damit um, dass ihn alle für einen Wirbelwind halten: Ralf Schmitz. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Worauf dürfen sich die Zuschauer freuen?

Wir durchleben unter anderem einen Tag im Urlaub. Ich hole jemanden auf die Bühne, dessen Urlaubstag stehle ich, und er oder sie darf mir sagen, ob das, was ich da mache, falsch oder richtig ist. So muss ich erraten, wie der typische Urlaubstag des Gastes aussieht.

Beim Stichwort „Urlaubserzählungen“ denken viele mit Schaudern an Opas alte Dia-Vorträge. Nehmen Sie das auch mit auf?

Sehr schöne Idee, das wäre was für ein Stand-up (lacht). Die Hauptgeschichte ist, dass ich in die Rolle eines Papas schlüpfe, der mit den Kollegen auf Betriebsausflug geht, aber diese so behandelt, als wären sie seine Familie, weil er gerade aus dem Familenurlaub kommt und den noch nicht hinter sich lassen konnte. Das stelle ich mir witzig vor, weil da das Beste aus zwei Welten zusammengebracht wird – das machen wir in der Komik ja gerne.

„Das war unglaublich peinlich und unangenehm“

Kommen auch persönliche Urlaubsgeschichten vor?

Ja, aber auch berufliche Reisen gehören dazu. Ich übernachte ja auf Tour auch mal mehrere Nächte im selben Hotel. Und man muss ja schon mal nachts oder am frühen Morgen raus. Da, wo vorher drei Nächte am Stück das Bad war, war in der Nacht danach im anderen Hotel die Zimmertür. Ich stehe da also auf dem Flur, werde wach vom Bewegungsmelder, die Zimmertür schlägt hinter mir zu …joa, und es ist unglaublich peinlich und unangenehm (lacht). Ein Telefon gab es auf dem Gang natürlich auch nicht.

Wo ist das passiert?

Ich habe mir ewig geschworen, das nie zu verraten. Hinterher findet noch jemand alte Videoaufnahmen.

Wohin reisen Sie denn selbst gerne?

Ich orientiere mich gern immer wieder neu, aber es gibt seit Kindertagen eine Affinität zu Südfrankreich. Auch des Essens wegen.

Auch interessant

Können Sie denn Französisch sprechen?

Können wäre zu viel gesagt, ein bisschen geht. Ich schlage mich durch, wenn ich muss.

Welche Reise haben Sie als nächstes geplant?

Tatsächlich Südfrankreich, da gibt’s ein sehr nettes kleines Hotel, gebucht ist aber noch nichts. Man muss eben in diesen schwierigen Zeiten spontan schauen, was geht. Und eine Fernreise im Winter in die Sonne würde ich gerne machen.

Apropos „schwierige Zeiten“: Wie froh sind Sie, wegen Ihrer TV-Shows im Gegensatz zu vielen Berufskollegen auch in Zeiten von Auftrittsverboten präsent zu sein?

Natürlich sehr froh. Das hatte sich damals einfach so ergeben. Ich bekomme von vielen früheren Theaterkollegen mit, wie schlimm es ist, wenn man zwei Jahre fast nie auftreten darf. Live spielen ist der Pulsschlag meines Lebens, da pocht das Herz am heftigsten, das liebe ich sehr. Dass das zwei Jahre kaum möglich war, ist eine Katastrophe. Aber immerhin muss ich mir nicht die Gedanken machen, wie es überhaupt in meinem Leben weitergeht. Ich habe eben auch finanziell die Möglichkeit, diese Zeit zu überbrücken, es ist eine komfortable Situation. Ich vermisse nur einen Großteil meines Berufsbildes.

„Ich bin ein neugieriger Mensch“

Jetzt startete wieder eine neue Show mit Ihnen – warum wieder ein Dating-Format?

Weil’s Spaß macht. Es ist toll, mit Menschen zu sprechen, sie kennenzulernen, aus denen heraus zu kitzeln, wie sie ticken. Auch zu merken, dass man über die Macken, die wir alle haben, lachen kann und das zu akzeptieren. Es hat ja auch was gebracht. Da sind Kinder und Ehen entstanden. Als Moderator befindet man sich da in einer schönen Situation. Und ich bin ein neugieriger Mensch. Passt also.

Auf Sat.1 moderiert Ralf Schmitz die Dating-Show „Voll verschossen“.
Auf Sat.1 moderiert Ralf Schmitz die Dating-Show „Voll verschossen“. © Willi Weber

Die schönste Geschichte in acht Jahren „Take Me Out“ war wohl die, bei der eine Büroangestellte auf ihren Chef traf und am Ende sogar ausgesucht wurde …

Das hätte man nicht besser schreiben können. Wie ein Märchen. Beide hatten sich beworben und wussten nichts. Die Gesichter in der Show waren dann unfassbar. Dann kommen die zusammen, heiraten, bauen ein Haus. Kinder gibt’s noch nicht, aber ich glaube, die sind geplant.

Sie haben noch Kontakt zu einigen Kandidaten?

Joa, mal mehr, mal weniger. Bei denen beiden war ich aber sogar zur Hochzeit eingeladen, hatte aber leider an dem Abend einen Auftritt. Das habe ich sehr bedauert.

Hatten Sie sich mal in eine Kandidatin verguckt?

(lacht laut) Kann ich ganz klar sagen: Nein.

Auch interessant

Warum haben Sie „Take Me Out“ eigentlich aufgegeben?

Die Entscheidung ist mir wirklich schwer gefallen, das passte gut zusammen. Es hat unfassbar viel Spaß gemacht. Ich habe es aber auch schon bei der „Schillerstraße“ und den „Dreisten Drei“ so gehalten, aufzuhören, wenn es am schönsten war. Sich in neue Abenteuer zu stürzen, hält mich frisch und wach. Acht Jahre waren wirklich eine lange Zeit, obwohl sie sich eher wie ein bis zwei Jahre anfühlten.

Sie wurden in den Sozialen Medien dafür gelobt, den schwierigen Spagat zwischen deftigen, pikanten, aber nie beleidigenden Sprüchen hinbekommen zu haben. Haben Sie schon mal einen Ihrer Sprüche bereut?

Das war genau die Rückmeldung, die ich mir erhofft habe. Am wichtigsten ist, dass wir miteinander lachen und nicht übereinander. Ich muss nicht auf einen zeigen und zynisch darüber lästern, wie doof der ist und mich damit selbst erhöhen. Jeder hat seine Macken und verrückte Eigenschaften. Natürlich gab es Momente, wo ich dachte: Hm, da warst du sehr schnell mit dem Kommentar. Aber so richtig Schlimmes gab es eigentlich nicht.

„Mit Zynismus will ich kein Geld verdienen“

Gibt es für Sie humoristische Grenzen?

Komik nur auf Leid und Unzulänglichkeiten anderer aufzubauen, brauche ich nicht. Zynismus zieht einen selbst in den Keller und macht einen unschön. Das zeigt, dass man es braucht, sich selbst besser zu sehen als jemand anderen. Ich habe nichts davon, damit möchte ich auch kein Geld verdienen.

Hat sich ein Zuschauer mal über einen Gag von Ihnen beschwert?

Tatsächlich nicht. Mittlerweile haben viele auch gemerkt, dass sie selber auf der Bühne die Zügel in der Hand haben, weil ich als Komiker auf das reagieren muss, was sie sagen. Es gab nur mal eine Frau, die war so hypernervös, dass sie gar nichts sagte und dann einfach wieder von der Bühne ging. Und bei einer Improvisation, wo ein Zuschauer mich bewegen sollte, hat dieser nichts anderes getan, als immer nur meinen Arm umzudrehen. Bestimmt fünf Minuten lang. Erst war es komisch, dann flaute es ab, dann wurde es absurd komisch und die Leute lachten Tränen.

Auch interessant

Nochmal zurück zum TV: Wie sähe ein Traumformat von und mit Ralf Schmitz aus?

Ich hätte gerne mehr Talk-Elemente, so in Richtung Late-Night, aber ohne die gerade so erfolgreichen Kollegen zu kopieren. Ich bin sehr interessiert an Menschen, so wäre eine Talkshow mit höherem Humor-Anteil sehr interessant.

Wo Sie das Stichwort Late-Night geben: Was wäre gewesen, hätte Pro Sieben für „TV Total“ angefragt?

Niemals. Ich habe selber gerade eine Sendung nach acht Jahren abgegeben und beneide meinen Nachfolger nicht, weil es sehr schwierig ist, etwas über Jahre von einer Person Geprägtes zu übernehmen. Ich muss aber sagen, dass ich Sebastian Pufpaffs Verpflichtung für einen Coup halte. Eine sehr schlaue Idee, die ich selbst nicht gehabt hätte. Der bringt das nötige Rüstzeug mit, seine Entertainment-Qualitäten hat er schon seit Jahren unter Beweis gestellt. Ich traue ihm zu, da seine eigene Identität reinzubringen.

>>> INFO: Ralf Schmitz auf Tour

Termin: 16.+17.1. Dinslaken (Kathrin-Türks-Halle), 27.1. Olsberg (Konzerthalle), 28.1. Oberhausen (König-Pilsener-Arena), 2.2. Neuss (Stadthalle), 3.2. Siegen (Siegerlandhalle), 31.3. Münster (Halle Münsterland), 1.4. Bochum (RuhrCongress), 2.4. Mülheim (Stadthalle), 29.4. Leverkusen (Forum), 6.5. Köln (Lanxess Arena), 14.+15.5. Ratingen (Stadttheater), 22.9. Düsseldorf (Mitsubishi Electric Halle), 23.9. Dortmund (Westfalenhalle 3a), 24.9. Krefeld (Yayla Arena), 29.10. Dortmund (Westfalenhalle 2).

Karten ab ca. 35 € und weitere Termine gibt’s auf ralfschmitz.tv.