Oberhausen. In diesem November startet in Oberhausen der Wissenschaftscampus NRW. Was steckt dahinter? Leiter Martin Florack beantwortet Fragen.

Oberhausen will als Wissenschaftsstandort mehr Profil gewinnen. Der neue Wissenschaftscampus NRW (WICA) startet am 10. November 2022 im Gasometer unter anderem mit der stellvertretenden NRW-Ministerpräsidentin Mona Neubar (Grüne) als Gast. Der Debattenabend ist mit „Politik der Transformationsgesellschaft“ überschrieben. Der Leiter des Wissenschaftscampus, Dr. Martin Florack, beantwortet Fragen der Redaktion zum neuen Projekt.

Herr Dr. Florack, der Auftakt zum Wissenschaftscampus findet am 10. November im Gasometer statt, an einem Ort also der einst harten Maloche mitten in Oberhausen – wird das Projekt handfeste Ergebnisse für die breite Bevölkerung bringen?

Florack: Zukunft passiert nicht einfach. In Demokratien wollen wir gemeinsam gestalten. Aber in welche Richtung? Die „große Transformation“ hin zu Nachhaltigkeit, einer Mobilitäts- und Energiewende sind dabei Ziele. Doch diese Veränderungen sind zutiefst politische Aufgaben. Jede Transformation setzt die Beratschlagung durch Bürger voraus. Sie ist auf demokratische Legitimation, gesellschaftliche Akzeptanz und aktive Gestaltung angewiesen. Genau diese politische Dimension von Transformation rücken wir ins Zentrum des Wissenschaftscampus NRW. Sozialwissenschaftliche Erkenntnisse können hier wichtige Impulse geben: Sowohl als konstruktive Anregung als auch im Sinne eines geschärften Problembewusstseins.

Welche konkreten Themen gibt es für Oberhausen?

Anmeldungen zur Auftaktdebatte

Der Wissenschaftscampus NRW (WICA) entsteht als Kooperation der Stadt Oberhausen mit der NRW School of Governance an der Universität Duisburg-Essen und dem Institut für Journalismus und Public Relations an der Westfälischen Hochschule.

Dr. Martin Florack leitet seit 1. Mai 2022 den Bereichs Integrierte Stadtentwicklung und Statistik bei der Stadt Oberhausen.

Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, an der öffentlichen Auftakt-Veranstaltung teilzunehmen. Eine Anmeldung ist möglich unter www.obhsn.de/wica.Einlass ins Gasometer ist am 10. November ab 18.30 Uhr.

Wir experimentieren in so genannten Reallaboren. Hier arbeiten Praxis, Wissenschaft, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft an Lösungsansätzen für konkrete Probleme. Themen in Oberhausen könnten beispielsweise sein: Welche Möglichkeiten eröffnet der Emscherumbau für anliegende Quartiere und ihre Entwicklung? Welche Möglichkeiten der Digitalisierung im Sinne einer „Smart City“ sind eigentlich wünschenswert und lösen reale Probleme? Welche Mobilitätsideen kann man kleinräumig erproben, die Konsequenzen erforschen und was kann man daraus lernen?

Wie werden die Ergebnisse nach außen getragen?

Wir setzen darauf, dass wichtige Multiplikatoren erreicht und übertragbare Erkenntnisse erzeugt werden. Durch die Kooperation mit der Universität Duisburg-Essen und der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen binden wir kontinuierlich Studierende und Wissenschaftler in Praxisprojekte ein. Zudem entwickeln wir unter dem Stichwort „WICA Transfer“ sozialwissenschaftliche Weiterbildungsangebote für künftige „Transformationspioniere“. Und schließlich nutzen wir die vielfältigen Möglichkeiten der Wissenschaftskommunikation online und offline über die entsprechenden Kanäle des WICA.

Mit welchen Veranstaltungs- und Forschungsformaten wird es nach dem Auftakt im Jahr 2023 weitergehen?

Aktuell laufen bereits mehrere Praxisprojekte mit Wissenschaftlern und Studierenden an. Dazu gehört ein Quartiersentwicklungsprojekt, bei dem integrierte Stadtentwicklung und Bürgerbeteiligung eng miteinander verzahnt und neue Formate erprobt werden. Wir werden sozialwissenschaftliche Veranstaltungen und Konferenzen organisieren und in die Stadt holen. Es wird einen Podcast geben, mit dem wir der interessierten Öffentlichkeit sozialwissenschaftliche Perspektiven zum Thema „Transformation“ vermitteln. Und wir setzen eigene Forschungsakzente im Feld der anwendungsorientierten Politikforschung. Zugleich bleiben wir selber 2023 eine Organisation im Wandel.