Oberhausen. Im Sterkrader Tor ist bald Schicht im Schacht – dann zieht Zurheide aus und verweist alle Kunden auf seinen modernisierten Supermarkt in Alsfeld.
In wenigen Tagen ist endgültig Schluss: Die Bottroper Lebensmittelhändler, Familienunternehmer und Brüder Rüdiger und Marco Zurheide, die im halben westlichen Ruhrgebiet bis nach Düsseldorf Läden unter der Marke „Zurheide Feine Kost“ betreiben, schließen ihre Filiale im Sterkrader Tor in Oberhausen endgültig. Letzter Verkaufstag ist nach Angaben der Zurheides der Montag, 31. Oktober 2022.
Die Niederlassung war bei Sterkrader Kunden, die nicht nur Billigware bei Lebensmitteln schätzen oder schätzen müssen, durchaus beliebt. Die Zurheides beteuerten schriftlich, dass nicht Sterkrade selbst für den Rückzug ursächlicher Grund ist, sondern die vom Eigentümer gewünschten Mietpreise. „Wir bedauern diesen Schritt sehr, allerdings lassen uns die gestiegenen Mietkosten der vergangenen Jahre keine weiteren Alternativen“, sagte Marco Zurheide bereits im Frühjahr in einem Interview.
15 Jahre alte Niederlassung an der Luchsstraße aufwendig modernisiert
Wie die Kunden wissen, zieht sich Zurheide nicht komplett aus Oberhausen zurück – im Gegenteil. Aufwendig ließen die beiden Geschäftsführer ihre 4000 Quadratmeter große Filiale an der Luchsstraße im Oberhausener Norden, in Alsfeld, komplett umbauen – nach einjähriger Vorplanung innerhalb von erstaunlich kurzen drei Wochen.
Zeit ist in diesem Geschäft erst recht Geld, weil die Umsatzrenditen im Lebensmitteleinzelhandel nicht besonders hoch sind – wo kein Verkauf, da kein Gewinn. So rückte das „Gourmet-Bistro“ schnell zum Eingang inklusive Weinabteilung, alle Frischetheken stehen nun prompt auf einer Linie. „Der visuelle Reiz ist entscheidend beim Einkauf, das Auge isst ja bekanntlich mit“, meint Marco Zurheide. Der 15 Jahre alte bisherige Zurheide-Supermarkt im Luchscenter erfüllte diese Anforderungen nicht mehr. Wie viel die Bottroper dort investierten, verraten sie nicht – traditionelle Schule gestandener Kaufleute.
Vater Heinz Zurheide gründete seinen ersten Supermarkt 1977 in seiner Heimatstadt Gladbeck – und verfeinerte den Auftritt seiner kleinen Edeka-Supermarkt-Kette im Ruhrgebiet. Bei Touren durch die USA und andere Länder im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends erkannte der Unternehmer schnell, dass die USA bei der Präsentation ihrer Lebensmittel Deutschland weit voraus waren: übersichtlicher, transparenter, frischer, leckerer – und so führte er in seinen Läden beispielsweise gläsern-leuchtende Fischtheken ein.
Zurheides Entscheidungen bereiten Oberhausenern Sorgen
In Oberhausen sorgen die Zurheides allerdings mit ihren Entscheidungen für Sorgen – in der Politik und bei Nachbarn des Luchscenters. Einerseits bedeutet der Wegzug aus dem Sterkrader Innenstadt-Rand einen herben Verlust an Attraktivität, die auch ein modernisiertes Kaufland-Geschäft im Sterkrader Tor womöglich nicht auffangen kann – zumal Kaufland dafür das große Gebäude am Kleinen Markt mitten in der Sterkrader City verlässt. Andererseits fürchten nicht wenige, dass ab November viele Edeka-Fans aus Sterkrade die kleine Alsfelder Niederlassung der Zurheides bestürmen.
Viel Verkehr bei zu wenig Parkplätzen also? Die erfahrenen Lebensmittelverkäufer glauben das nicht: „Wir gehen nicht davon aus, dass alle Kunden vom Sterkrader Tor an die Luchsstraße kommen, sondern vor Ort auf neue Alternativen zurückgreifen werden.“ Mehr Parkplätze schaffen, das gehe so oder so nicht: „Da es ein bestehendes Grundstück ist, können leider nicht mehr Parkplätze eingerichtet werden.“
Kaufland, also die baden-württembergische Schwarz-Gruppe aus Neckarsulm, hat bereits angekündigt, ab Januar die Edeka-Filiale von Zurheide im Sterkrader Tor kernzusanieren – und dort ihre neue Sterkrader Niederlassung einzurichten. Ob dabei die benachbarten Läden der Edeka-Filiale ebenfalls übernommen werden, lässt die Schwarz-Gruppe trotz Nachfragen der Redaktion unbeantwortet.
Wie sieht der Warenmix von Kaufland in Sterkrade künftig aus?
Klar ist nur, dass im Herbst 2023 die neue Kaufland-Filiale am Sterkrader Tor eröffnet wird – mit Lebensmitteln und weiteren Waren „des täglichen Bedarfs“. Dann wird die große Filiale am Kleinen Markt mit der Adresse Bahnhofstraße 57 geschlossen. Ob das bedeutet, dass Kaufland in Sterkrade sein Warensortiment stark verkleinert, etwa den Verkauf elektronischer oder sonstiger Produkte einstellt – darüber schweigt sich die Kaufland-Pressestelle aus. „Die Kunden erhalten eine zeitgemäße, attraktive Einkaufsstätte in einem Center mit einem vielfältigen Mieter-Mix“, heißt es im Marketingdeutsch nur. „Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass wir aktuell darüber hinaus keine weiteren Aussagen treffen können.“
Entscheidend ist allerdings, ob die Kunden in Oberhausen für die mageren Informationen zum jetzigen Zeitpunkt Verständnis haben. Für den Umzug jedenfalls hält sich die Zustimmung in der Bevölkerung und in der Politik in engen Grenzen. Nicht nur eingefleischte Sterkrader befürchten einen weiteren Exodus aus dem eigentlichen Zentrum des Stadtbezirks – schließlich steht auch das Möbelhaus Finke seit vielen Jahren leer – und verfällt. Ob ein Nachmieter ins alte Kaufland-Gebäude einziehen wird und was aus den Parkplätzen dort wird, steht in den Sternen.