Oberhausen. Blick in die Stadtgeschichte: Ab 1967 wird aus der Marktstraße eine Fußgängerzone. Die City von Alt-Oberhausen erlebt einen dramatischen Umbruch.

Vor 55 Jahren hat sich die Innenstadt von Alt-Oberhausen auf spektakuläre Weise verwandelt – Oberhausen baute die Marktstraße zur Fußgängerzone um.

Wer in den Berichten jener Zeit blättert, stößt bei aller Umbau-Euphorie schnell auf Kritik: Die Umgestaltung der Marktstraße zur Fußgängerzone sei eine „späte Einsicht“ der Oberhausener Stadtplaner, hieß es damals, denn viele Nachbarstädte seien schon längst auf diese Idee gekommen.

Wie auch immer: Im November 1967 – die Beatles haben in diesem Jahr ihre legendären Hits „Penny Lane“ und „Strawberry Fields Forever“ veröffentlicht – sorgt das Projekt für viel Aufsehen in Oberhausen. Der Umbau startet im Abschnitt Lothringer Straße und Elsässer Straße. Die Straßeneinmündungen werden beseitigt; die Markstraße erhält in diesem Bereich eine 140 Quadratmeter große Plattierung – als erstes Teilstück der neuen Fußgängerzone.

Ständiger Baulärm und Verkehrs-Provisorien

Hier gibt es offenbar eine kleine Modenschau – mitten in der Baustelle auf der Marktstraße; ein Foto von 1968.
Hier gibt es offenbar eine kleine Modenschau – mitten in der Baustelle auf der Marktstraße; ein Foto von 1968. © NRZ | Hermann Feldmann

Die Autofahrer müssen sich mächtig umstellen: Die Durchfahrt von der Lothringer Straße zur Elsässer Straße ist nicht mehr möglich. Für die Umbauarbeiten in diesem Bereich sind nur rund zehn Tage veranschlagt. Doch insgesamt dauert die Neugestaltung der langen Marktstraße natürlich viel länger. Über viele Monate leben die Oberhausener in der Innenstadt mit dem ständigen Baulärm und allerlei Verkehrs-Provisorien. Für Lieferwagen, die zu den damals noch so zahlreichen Fachgeschäften wollen, werden eigens Zuwegungen und Wendemöglichkeiten geschaffen. Ein Verkehrsschild dominiert eindeutig in der City das Straßenbild jener Tage: „Sackgasse!“ Denn Schritt für Schritt werden alle Nebenstraßen der Marktstraße baustellenbedingt abgebunden.

Immer wieder diskutiert die Politik das Thema, vor allem der Verkehrsausschuss. Ausschussmitglied Kornelius – die Parteizugehörigkeit ist nicht überliefert – regt in einer Sitzung an, die Verwaltung möge prüfen, ob künftig nicht auch die Sterkrader Bahnhofstraße dem Fußgängerverkehr vorbehalten werden könne. Beigeordneter Dellenbusch teilt in diesem Zusammenhang mit, dass an den kommenden vier verkaufsoffenen Samstagen der Vorweihnachtszeit 1967 nur Linienbusse dort verkehren dürften. Ganz zaghaft erhalten also die Fußgänger im Stadtnorden ebenfalls immer mehr Platz für ihren Einkaufsbummel. Von einer Fußgängerzone für Osterfeld ist zunächst noch nicht die Rede.

Blütezeit in den 1970er Jahren

In der Tat war Oberhausen mit seiner ersten Fußgängerzone damals recht spät dran. Kassel in Nordhessen verwirklichte bereits 1953 ein solches Projekt – die kürzeste Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Zentrum wurde dort – schon wenige Jahre nach dem Krieg – zur breiten Flaniermeile mit Plätzen sowie Rampen für Kinderwagen, allerdings handelte es sich um eine nur 275 Meter lange Straße mit 578 Stufen! Die gab und gibt es in Oberhausen auf der rekordverdächtig langen Achse der Marktstraße (1400 Meter!) zum Glück nicht.

Die WAZ Oberhausen berichtet am 15. Oktober 1968, dass am Vortag die letzten Gehwegplatten im fußläufigen Teil der Marktstraße verlegt worden seien. In den 1970er Jahren erlebt die Marktstraße als Shopping-Meile dann ihre Blütezeit. Eine Ära, von der heute noch viele ältere Oberhausenerinnen und Oberhausener gerne schwärmen.