Oberhausen. Derzeit häufen sich Werbeanrufe bei Senioren für eine kostenpflichtige Pflegeberatung. Das ist unseriös, sagen Verbraucherschützer.
Wer eine Beratung zu Pflegeleistungen braucht, erhält diese kostenlos bei offiziellen Stellen von Kommunen und Pflegekassen. Derzeit häufen sich allerdings Fälle, in denen eine Firma am Telefon für eine kostenpflichtige Beratung wirbt. 199 Euro Servicegebühr wird dafür von den meist älteren Menschen verlangt. Die Verbraucherzentrale Oberhausen mahnt zur Vorsicht. Die Firma aus der Schweiz sei unseriös.
Oft laufe es so ab: Die Seniorinnen und Senioren erhalten einen Anruf und dann ein Schreiben, erklärt die Verbraucherzentrale. Die Firma werbe damit, dabei zu helfen, einen Anspruch auf Pflegeleistung über bis zu 6280 Euro jährlich durchzusetzen. Für die Hilfe werden 199 Euro berechnet. Die Verbraucherschützer raten Betroffenen, das Geld nicht sofort zu zahlen, sondern den Vertrag – den sie womöglich unwissentlich am Telefon geschlossen haben – zu widerrufen.
14 Tage Widerrufsrecht
„Betroffene können telefonisch geschlossene Verträge in der Regel 14 Tage lang widerrufen“, informiert die Verbraucherzentrale in einer Mitteilung. Anbieter seien verpflichtet, eine Widerrufsbelehrung vorzulegen. Reicht er diese nach, haben Verbraucher ab diesem Zeitpunkt 14 Tage Zeit für den Widerruf. „Erfolgt keine Widerrufsbelehrung, verlängert sich das Widerrufsrecht und erlischt erst nach zwölf Monaten und 14 Tagen.“
Die Schweizer Firma lockt die Betroffenen mit der Aussicht auf 6280 Euro in die Falle. „Das klingt zunächst viel“, schreibt die Verbraucherzentrale. Es könne aber sogar noch mehr sein. Je nach Pflegegrad und den Leistungen, die in Anspruch genommen werden, könnten Betroffene sogar 900 Euro Pflegegeld pro Monat erhalten. „Insgesamt kann also ein deutlich höherer finanzieller Anspruch bestehen.“
Mehr als 500 Beratungsstellen in NRW
Sobald Hilfe- oder Beratungsbedarf besteht, können Pflegebedürftige sich an die Pflegekasse wenden und erhalten dort kostenfreie, neutrale und individuelle Pflegeberatung. Alle Menschen, die gesetzlich kranken- und pflegeversichert sind, haben darauf einen Anspruch, heben die Verbraucherschützer hervor. In NRW gibt es mehr als 500 Beratungsstellen, getragen von Kommunen, Pflegekassen oder Wohlfahrtsverbänden. Privatversicherte können sich an die Compass Private Pflegeberatung wenden.
Mehr Infos bietet der Pflegewegweiser NRW auf https://www.pflegewegweiser-nrw.de und unter 0800 4040 044 (kostenlos).