Oberhausen. Lange Jahre knappste die Oberhausener Sparkasse herum, doch jetzt gelang ihr ausgerechnet in der Niedrigzinsphase ein Rekord-Gewinn.

  • Das vergangene Jahr lief für die Stadtsparkasse viel besser als sie selbst prognostiziert hat
  • Doch in den nächsten Jahren ist das gute Betriebsergebnis wohl kaum zu halten
  • Verantwortlich machen die Sparkassen-Chefs die Niedrigzinspolitik der EU-Zentralbank

Trotz anhaltender Niedrigzinsphase hat die Stadtsparkasse Oberhausen im vergangenen Jahr einen erstaunlich hohen Bilanzgewinn von 6,6 Millionen Euro erzielt. In den Vorjahren schwankte der Gewinn zwischen einer halben Million und 2,3 Millionen Euro. Das gute Ergebnis für 2016 liegt nach Angaben des Sparkassenvorstandes vor allem daran, dass man keine Hochrisiko-Kredite entdeckt hat, für die man Geld an die Seite legen muss.

Das Service-Center der Stadtsparkasse Oberhausen an der Vestischen Straße in Osterfeld Heide wird Ende März 2017 geschlossen.
Das Service-Center der Stadtsparkasse Oberhausen an der Vestischen Straße in Osterfeld Heide wird Ende März 2017 geschlossen. © Kerstin Bögeholz

„Für uns ist heute ein Feiertag, das ist ein einmaliger Erfolg“, sagt Vorstandschef Bernhard Uppenkamp bei der Vorstellung der Bilanz. „Wir werden damit unser Eigenkapital stärken, um durch schlechte Zeiten zu kommen.“ Ein so guter Bilanzgewinn sei künftig allerdings erst einmal nicht mehr zu erwarten. Der Grund: Das Hauptgeschäft der Sparkassen ist unter starkem Druck. Für Spareinlagen der Kunden, die das Institut nicht als Kredite verleihen kann, muss die Sparkasse bei der Europäischen Zentralbank EZB Strafzinsen zahlen. Der Zinsüberschuss sank seit 2006 um stattliche 15 Millionen Euro.

Vier von elf Filialen stehen auf der Kippe

Zur Kostensenkung überprüft man deshalb nun auch Filialen mit niedrigem Kundenverkehr: Vier von insgesamt elf stehen auf der Kippe. Das Service-Center Osterfeld-Heide wird bereits Ende März geschlossen.

Zinsüberschuss stark gesunken

Das Geschäftsprinzip einer Sparkasse ist eigentlich ganz einfach: Man nimmt von vielen Sparern und zahlt ihnen ein paar Zinsen; man gibt dieses Geld als Kredit mit höheren Zinsen an seriöse Firmen, Hausbauer oder Einkauffans wieder heraus. Mit dem Zinsunterschied, dem Zinsüberschuss, konnten die öffentlich-rechtlichen Institute bisher gut leben. Doch durch die extreme Niedrigzinsphase gibt es für Volksbanken und Sparkassen mit diesem Geschäftsmodell ohne Aktien-Eigenhandel, internationales Wirtschaftsgeschäft oder Betriebsfusionen wenig zu holen.

So sinkt der Zinsüberschuss, die Haupteinnahmequelle, bei der Sparkassse seit 2006 stetig – um insgesamt 15 Millionen Euro seit 2006 (ein Minus von 20 Prozent). Allein von 2015 bis 2016 verlor das größte Geldinstitut vor Ort 2,5 Millionen Euro an Zinsüberschuss.

Vorstand selbst ein wenig erstaunt

So scheinen die drei Vorstandsmitglieder Bernhard Uppenkamp, Thomas Gäng und Oliver Mebus selbst ein wenig erstaunt darüber zu sein, dass ihr Ergebnis aus dem laufenden Geschäft 2016 trotz aller Unkenrufe fast gehalten werden konnte: Statt 15,2 Millionen Euro wurden es noch 14,6 Millionen Euro.

Besser noch: In den Vorjahren musste die mit 2,3 Milliarden Euro Bilanzsumme mittelgroße Sparkasse wegen einiger Hochrisiko-Kredite höhere Summen abschreiben – und konnte unterm Strich nur noch einen Bilanzgewinn von einer Million oder zwei Millionen Euro ausweisen. Jetzt sind es 6,6 Millionen Euro – eben gerade deshalb, weil man seit einigen Jahren nach eigenem Bekunden sehr, sehr vorsichtig und risikobewusst Kredite ausleiht.

Der Bilanzgewinn ist sogar mit Blick auf die Ergebnisse der Sparkassen der Nachbarstädte Mülheim und Essen sehr ordentlich.

„Abbruchkante im Zinsergebnis ist erreicht“

Doch hält die Niedrigzinsphase weiter an, kann es düster werden. „Die Abbruchkante im Zinsergebnis ist erreicht, die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) rüttelt an den Grundfesten unseres Geschäftsmodells“, sagt Gäng. Mebus, fürs Privatkundengeschäft zuständig, rechnet nicht damit, dass die Sparzinsen trotz steigender Preise so bald angehoben werden.

Uppenkamp bedauert: „Niedrigzinsen treffen unsere Kunden, aber auch uns. Wir werden jedoch alles tun, um Negativzinsen für unsere Privatkunden zu vermeiden.“

Negative Zinsen für vermögende Unternehmer

Für vermögende Unternehmer mit Millionen Euro Erspartem berechnet die Sparkasse allerdings schon negative Zinsen. Zuvor wurde mit den Betroffenen, etwa 15 Kunden, aber gesprochen: Ob sie ihr Geld nicht lieber woanders, etwa in Wertpapieren, anlegen wollten?

Sparkassenchef wirbt: Investiert mehr

Noch nie war es so einfach und so billig, an Geld zu kommen. „Jetzt ist die Zeit zu investieren – sowohl als Privatmann als auch als Geschäftsmann“, wirbt Sparkassenchef Bernhard Uppenkamp. Für jeden Euro, den die Sparkasse einsammelt, aber nicht als Kredit herausgibt, muss sie bei der Europäischen Zentralbank 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen.

Trotzdem will die Sparkasse nach den vor einigen Jahren so verlustreichen Geschäften mit Sportartikel- und Stahlhändlern nicht mehr leichtsinnig werden. „Wir machen keine Geschäfte um jeden Preis.“

Viel frisches Geld auf Girokonten

Die Zahlen sprechen offenbar dafür, dass die Sparkasse mit ihrer Linie neues Vertrauen erworben hat. So packen die Kunden ihr Erspartes in rauen Mengen auf Konten der Stadtsparkasse – meist auf ihr normales Girokonto, weil sie flexibel auf die Zinswende mit höheren Renditen warten: Die Einlagen der Sparkasse stiegen um fast 40 Millionen Euro – im Vergleich zu 2015.

Mehr Kunden als früher konnten die Sparkassenberater überzeugen, ihr Geld auch mal in Fonds oder direkt in Aktien zu stecken – der von der Sparkasse betreute Wertpapierbestand kletterte erstmals seit Jahren – auf 423 Millionen Euro (2015: nur 382 Millionen Euro). Und auch beim Kreditgeschäft legte die Sparkasse zu: Sie gab im vergangenen Jahr 34 Millionen Euro mehr Darlehen heraus als 2015.

Zahl der Konten steigt um fast 1000 Stück

Die Sparkasse konnte auch neue Kunden überzeugen: Die Zahl aller Konten stieg trotz stabiler Einwohnerzahl in Oberhausen um fast 1000 Stück. Die 562 Mitarbeiter, darunter 38 Auszubildende, betreuen damit nun 100 000 Privatkunden und 13 000 gewerbliche Kunden.

Sparkasse plant erstmals Ausschüttung an die Stadt

Und was bringt die Sparkasse den Oberhausenern selbst? 2,6 Millionen Euro zahlt das Geldinstitut an Gewerbesteuern ans Rathaus. Auf eine Million Euro beläuft sich das gemeinnützige Engagement, davon fließen allerdings 225 000 Euro nur an die städtische Wirtschaftsförderung. Und im nächsten Jahr will der Vorstand erstmals in der Geschichte dieser Sparkasse einen Teil des Gewinnes an ihren indirekten Eigentümer ausschütten: Eine halbe Million Euro hat der Stadtkämmerer für 2018 bereits eingeplant.