Oberhausen. Nach acht Monaten zieht Topgolf eine positive Bilanz. Die Gäste sind sehr zufrieden, zeigen Bewertungen im Netz. Doch es gibt auch Kritik.
Im Januar 2022 eröffnete Topgolf in Oberhausen – ausgerechnet in Pandemiezeiten. Und danach folgten noch weitere Krisen, der Ukraine-Krieg etwa und die gestiegenen Energiekosten. Doch die Anlage wirkt alles andere als krisengebeutelt. Bei einer Stippvisite zur Mittagszeit ist ein Großteil der Sitzecken, die sogenannten „Bays“, besetzt. „Es läuft genau nach Plan. Sogar besser“, bestätigt David Speiser, Geschäftsführer der Betreiberfirma „greenreb“ aus der Schweiz, den Eindruck.
Die Topgolf-Anlage am Oberhausener Brammenring ist die erste in Kontinentaleuropa. Weltweit gibt es laut greenreb mehr als 70 Standorte des Freizeit-Golf-Konzepts. Die Idee: Profis und Anfänger können in Gruppen Bälle aus gemieteten Parzellen auf das 20.000 Quadratmeter große Spielfeld schlagen. In den Bällen verbaute Mikrochips registrieren, wo genau sie aufkommen und wie viele Punkte dafür verbucht werden können.
Bewertungen der Gäste fallen zum Großteil positiv aus
Pro Woche verzeichnet Topgolf in Oberhausen zwischen 8000 und 10.000 Gäste. Und der Großteil der Besucherinnen und Besucher ist von der Anlage begeistert. Das zeigen auch die Bewertungen im Internet: 4,5 von fünf Sternen erhält Topgolf bei Google, bei Facebook sogar 4,9. Insbesondere der Service und das Personal werden immer wieder gelobt.
Doch es gibt auch Kritikpunkte: „Was wir als absolut überzogen empfanden, war, dass für das Anlegen eines Accounts (...) ganze fünf Euro pro Person berechnet werden. Sorry, aber das ist ‘ne Frechheit!“, schreibt ein Nutzer auf den Bewertungsseiten der Suchmaschine Google. Eine Mutter beschwert sich ebenfalls, dass sie für sich und ihre drei Kinder insgesamt 20 Euro zusätzlich zum normalen Eintrittspreis zahlen musste, damit ihre Daten aufgenommen werden.
Niemand muss eine Mitgliedschaft abschließen
David Speiser bestätigt, dass die Gäste manchmal „irritiert“ seien und fragten: „Warum muss ich jetzt meine Daten angeben?“ Topgolf reagiert online auf die Beschwerden der Nutzerinnen und Nutzer und erklärt: „Die Daten werden genutzt, um dir ein Mitgliedskonto zu erstellen, damit du die Global Lifetime Membership nutzen kannst.“ Mit dieser Mitgliedschaft sei es möglich, in allen Topgolf-Anlagen weltweit ohne erneute Registrierung zu spielen. „Die Gäste treten damit zudem in den Vertrag mit Topgolf ein und akzeptieren dadurch insbesondere die Sicherheitsbestimmungen“, erklärt Speiser.
Die Mitgliedschaft, deren Abschluss einmalig fünf Euro koste, sei aber freiwillig, erläutert das Unternehmen. „Alternativ gibt es auch die Möglichkeit, einen Daypass (Tageskarte) für fünf Euro zu erwerben.“ Diese Gebühr werde dann aber bei jedem Besuch erneut fällig, unter anderem als Ausrüstungspauschale für Schläger und Bälle sowie für die erneute Sicherheitseinweisung.
David Speiser hebt außerdem hervor: Wenn sich jeder Spieler und jede Spielerin vor jedem Spiel neu registrierten, dann koste das Zeit. Zeit, in der das Unternehmen die jeweilige Bay nicht an andere Gruppen vermieten könne. Und das bedeute weniger Umsatz. Natürlich sei niemand verpflichtet, seine Daten dauerhaft zu hinterlegen. Sie könnten jederzeit gelöscht werden, versichert der greenreb-Geschäftsführer.
Besucherinnen und Besucher geben bei der Registrierung Name, Telefonnummer, E-Mail Adresse und Geburtsdatum an. „E-Mail-Adresse und Telefonnummer werden verwendet, um die Gäste beim nächsten Besuch zu identifizieren und um ihnen eine Bay per SMS zuzuweisen“, erklärt Speiser. „Das Geburtsdatum (nur Monat und Jahr) benötigen wir zur Identifizierung von Mitgliedern mit gleichem Namen.“
Unterschiedliche Tarife und Angebote, die jeden ansprechen sollen
Frauen und Männer um die 50 Jahre schlagen bei Topgolf in Oberhausen die Bälle ins weite Grün, aber auch Jugendliche sind da, um zu spielen. Das Publikum ist im Schnitt etwa 30 Jahre alt. Laut Umfrage des Unternehmens haben 87 Prozent der Besucherinnen und Besucher noch nie gegolft, die anderen 13 Prozent sind erfahren in dem Sport und bringen zum Teil sogar ihre eigene Ausrüstung mit.
Für Speiser geht das Topgolf-Konzept damit auf: „Alle sind hier willkommen.“ Jeder soll sich das Angebot leisten können, weshalb es je nach Tag und Uhrzeit unterschiedliche Tarife gibt sowie spezielle Angebote für Studierende und Familien mit Kindern. Eine Gruppe, die vor 12 Uhr kommt, zahlt zum Beispiel – egal an welchem Tag – 30 Euro pro Stunde. Zu den Stoßzeiten kostet eine Bay hingegen mehr: Freitag- und Samstagabend etwa sind es 50 Euro pro Stunde.
Wenn die Gruppe allerdings mehr als sechs Personen umfasst und mehr als eine Bay benötigt wird, wird zum Teil ein Aufschlag berechnet. „Teurer Aufpreis dafür, dass zwei Bays nebeneinander sind“, beklagt ein Internetnutzer bei Google. Ein anderer gibt an, 100 Euro extra gezahlt zu haben, ein anderer 70 Euro. Topgolf reagiert: „Der Aufschlag für zwei Bays wird lediglich zu Spitzenzeiten fällig und dient dazu, dass wir euch auch garantiert nebeneinandersetzen können. Dafür halten wir die beiden Bays für euch schon deutlich vor der eigentlichen Startzeit frei.“
Mit den „Spitzenzeiten“ sind Freitag ab 17 Uhr sowie Samstag ganztägig gemeint, klärt David Speiser auf. „Das sind Zeiten, in denen wir auch wirklich Kosten für das Freihalten von Bays haben, da wir gut ausgelastet sind.“ Wie viel Euro Aufpreis Topgolf berechnet, ist unter der Rubrik „Preise“ auf der Internetseite allerdings nicht zu finden. Natürlich könnten Gäste auch einfach warten, bis zufällig zwei Bays nebeneinander frei würden, sagt der Investor. Im Übrigen werde bei Topgolf keine Reservierungsgebühr erhoben oder anteilig Geld fällig, wenn Gäste nicht auftauchen.
Lange Wartezeiten aufgrund coronabedingter Personalausfälle
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Ein weiterer häufiger Kritikpunkt der Besucherinnen und Besucher in Oberhausen ist die teils stundenlange Wartezeit. Nach Angaben von David Speiser ist die Wartezeit auf den aktuell hohen und häufig coronabedingt kurzfristigen Krankenstand unter den Mitarbeitenden zurückzuführen. „Darum haben wir zum 1. September noch einmal 20 neue Mitarbeiter eingestellt.“ Und die bekommen sogar noch „tierische“ Unterstützung. Zwischen den einzelnen Bays sind probeweise Bella und Holla mit Tabletts unterwegs – zwei gut einen Meter große Roboter-Katzen auf Rädern. Bella wird allerdings noch eingearbeitet. Sie hat ein paar Getränke verschüttet.
Und auch in Zukunft soll es noch Neuerungen geben. „Wir entwickeln unser Konzept kontinuierlich weiter“, sagt Speiser. Im Moment laufen bereits die Planungen für Weihnachten. Es soll ein „Winterwunderland“ geben mit kleinen Feuerstellen und Glühwein. Kalt dürfte den Gästen bei dieser Aktion also – trotz Energiekrise – nicht werden.