Oberhausen. Bisher gab es Topgolf fast nur in den USA. Die erste deutsche Anlage gibt es nun in Oberhausen. Sie macht Golf jünger, schneller und bequemer.
Man kann Topgolf so beschreiben, wie David Speiser es tut: „Einzigartige Erlebnisse und unvergessliche Momente“ kündigt der Geschäftsführer der Betreiberfirma „greenreb“ aus der Schweiz an. Fast noch besser beschreibt es aber die Lakonie des Besuchers einer bereits bestehenden Topgolf-Anlage: „Man macht nur Abschläge und versucht, große Löcher zu treffen.“
Am 21. Januar 2022 hat in Sichtweite des Centro Oberhausen die größte Topgolf-Anlage außerhalb der USA eröffnet, wo es rund 65 davon gibt. Und die erste in Deutschland. Ein Maxigolfplatz: ein Gebäude, das nach hinten offen ist und auf drei Etagen 102 Abschlagstellen bietet. Das Spielfeld dahinter ist gigantisch, so groß wie vier Fußballfelder. Die Fangnetze drumherum wachsen in den Himmel, 52 Meter. Die Erwartungen tun das auch. Topgolf soll Europa nehmen. Gekommen, um zu gewinnen.
Das Ruhrgebiet zog mit seinen Millionen Menschen und großen Freiflächen
Die wichtigste Voraussetzung ist: Vergessen Sie Golf! Die „Golf-Revue“ kennt die völlig ungerechtfertigten Vorurteile gegenüber dem Altherren-Sport natürlich: „Keine Zeit? Zu traditionell? Der Ausweg kommt mit voller Power aus den USA.“ Topgolf ist jünger, schneller, lauter, das lästige Laufen entfällt komplett, dafür gibt es Hamburger/Pommes am Platz und Heizstrahler über jeder Sitzgruppe. Denn draußen ist man schon noch.
Auch das „Golfsportmagazin“ hat in diesem Zusammenhang ein wunderbares Vorurteil aufgefrischt: „Ausgerechnet in Oberhausen.“ Aber natürlich war es die besondere Kombination des Ruhrgebiets von Millionen Menschen auf engem Raum mit den riesigen Freiflächen aus der Industriezeit, die die 50-Millionen-Euro-Investition herlockte.
Zehn verschiedene Spiele mit unterschiedlichen Anforderungen möglich
Die Adresse sagt schon alles: „Brammenring“, eine Verneigung vor dem früheren Stahlwerk an dieser Stelle. „Wir brauchen“, sagt Speiser, „Einzugsgebiete von einer Million Menschen in einer Fahrstunde Entfernung“. „Einzugsgebiete“ hat er gesagt und gedacht an Hamburg, Frankfurt, München, Berlin; aber was die reine Menschenmenge angeht, übertrifft das Ruhrgebiet sie - bis auf Berlin- um ein Mehrfaches.
Und wie geht Topgolf jetzt? Nun, Gruppen bis zu sechs Menschen können eine Abschlagstelle buchen. Die Grundidee kommt vom Golfen: Sie versuchen dann, von dort aus mit einem Schlag riesige ebenerdige Zielscheiben in 25 bis 200 Metern Entfernung zu treffen. Dazu können sie zehn verschiedene Spiele mit unterschiedlichen Anforderungen aufrufen. Die Atmosphäre kommt von Kegeln oder Bowling: Denn sie haben es sich bequem gemacht direkt hinter der Abschlagstelle in einer Sitzgruppe um einen Tisch, und bedient würden sie da auch.
„Nur acht Prozent der Topgolf-Nutzer sind regelmäßige Golfspieler“
Der Rest ist Technik. Denn niemand kann den Flug seinen Golfballs verfolgen, wenn aus vielen anderen, sehr naheliegenden Stellen ebenfalls Menschen abschlagen. Deshalb tragen die Bälle in sich einen Mikrochip, und in den Zielscheiben sind Chip-Leser eingebaut. Das Ergebnis erscheint dann automatisch und sofort auf dem Bildschirm der Sitzgruppe, ebenso wie die neu geordnete Tabelle nach diesem Schlag.
Eigentlich ist diese Technik Anfang der 2000er-Jahre entwickelt worden, um das Golf-Training zu verbessern; nun wird sie ausgenutzt von einem Spross, der als Unterhaltungsangebot ohne sportliche Ambitionen dem Golf den Rang ablaufen könnte. „Nur acht Prozent der Topgolf-Nutzer sind regelmäßige Golfspieler“, weiß der Betreiber. Und im Internet wirbt die Oberhausener Anlage so: „Everyone’s Game“ („Ein Spiel für alle“).
Oberhausen hofft, dass die Anlage sich auch touristisch bewährt
Und so macht sich „Oberhausen Tourismus“ nach der nächsten Anwerbung eines Amüsiertempels wieder mal die schönsten Vorstellungen. Von Menschen, die hier beispielsweise Junggesellen-Abschiede feiern und dann mit erreichter Bettschwere in ein Oberhausener Hotel wanken. Von Firmen und Fortbildern, die Tagungsräume im Topgolf-Gebäude buchen, weil es die Kombination aus lernen und einlochen zunächst nur hier gibt.
Auch das stellen sie sich vor: dass der Betreiber „greenreb“, der die alleinige Topgolf-Lizenz für mehrere Länder Mitteleuropas innehat, von hier aus die Expansion vorantreibt und neue Mitarbeiter für Wochen und Monate in den laufenden Betrieb nach Oberhausen holt, um sie auszubilden. Schließlich ist der neue touristische Slogan „oberhausen mehr erleben!“ grasgrün unterlegt. Und das passt dann ja auch wieder ganz gut.
>>> PREISE UND ZEITEN
Topgolf öffnet am Freitag, dem 21. Januar 2022, um 10 Uhr. In der Anfangszeit soll der Betrieb von mittwochs bis sonntags laufen. Man kann sowohl im Internet reservieren als auch unangemeldet kommen. Es ist auch möglich, allein die Gastronomie zu besuchen. Je nach Tages- und Jahreszeit kostet eine Stunde pro Abschlagstelle 30 bis 50 Euro, egal ob man alleine spielt oder bis zu sechst.