Oberhausen. Das traditionsreiche Niederrhein-Kolleg in Oberhausen muss schließen. Die Stadt äußert nun Wünsche, Gelände und Gebäude selbst zu nutzen.
Das Aus für das Oberhausener Niederrhein-Kolleg ist beschlossene Sache. Zum 31. Juli 2023 wird die Schule, an der Erwachsene über Jahrzehnte ihr Abitur nachmachen konnten, aufgelöst. Über Monate hatte diese Entscheidung der (vorherigen schwarz-gelben) Landesregierung Proteste ausgelöst, bei den Studierenden, aber auch bei Teilen der Oberhausener Lokalpolitik. Doch mit der endgültigen Entscheidung des Landes scheint man sich nun abgefunden zu haben. Kein Wort des Klagens oder Bedauerns war in der jüngsten Sitzung des Oberhausener Schulausschusses von der Politik zu hören, als die Stadtverwaltung verkündete, bereits Wünsche für die Nachfolgenutzung der Kolleg-Gebäude zu haben.
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Zumindest vorübergehend könne der Standort an der Wehrstraße im Osten der Stadt die Oberhausener Schullandschaft deutlich entlasten, erklärte Schuldezernent Jürgen Schmidt den Ausschuss-Mitgliedern am Donnerstag. Ein Grund: Oberhausen benötigt dringend Platz, um die aus der Ukraine geflüchteten Kinder und Jugendlichen zu unterrichten. Schmidt lobt die bisherige Arbeit der Oberhausener Schulen ausdrücklich: Gemeinsam haben sie es geschafft, fast allen rund 1000 Kindern und Jugendlichen einen Platz an einer Schule anbieten zu können. Und das, obwohl das Land keine zusätzlichen Lehrkräfte zur Verfügung stellt. Lediglich 22 junge Ukrainer stehen noch auf der Warteliste, um in einer Klasse aufgenommen zu werden. „Bei der Versorgung der geflüchteten Schülerinnen und Schüler sind wir im Vergleich zu anderen Städten ganz weit vorne“, sagt Schmidt.
Doch die Grenzen der Belastbarkeit sind erreicht. Könnte die Stadt das Kolleg künftig selbst nutzen, wäre das aus Sicht der Experten im Rathaus eine große Hilfe. Und ein weiterer Grund spricht für eine Nutzung der Gebäude durch die Stadt: In Oberhausen entsteht, wie berichtet, eine neue Gesamtschule. 2026 soll sie am Standort der ehemaligen Knappen-Hauptschule eröffnen. Den Bedarf gibt es aber nicht erst in vier Jahren, sondern schon jetzt. Künftige Gesamtschüler könnten daher übergangsweise in den Unterrichtsräumen des Kollegs lernen. Das gebe zusätzliche Planungssicherheit, falls sich der Bau der neuen Schule verzögert.
Gelände und Gebäude gehören dem Land
Dass die Stadt Gelände und Gebäude an der Wehrstraße dringend gebrauchen kann, hat die Stadtspitze nun auch dem Land mitgeteilt. Nach Auskunft von Schuldezernent Jürgen Schmidt hat Oberbürgermeister Daniel Schranz mittlerweile mit dem zuständigen Staatssekretär des Schulministeriums telefoniert. Nach der Landtagswahl im Mai wurde dies zunächst neu zugeschnitten. Doch die Zuständigkeiten sind nun geklärt und der Staatssekretär habe zugesagt, die Nutzungsmöglichkeiten des Kollegs nun intern prüfen zu lassen. Eigentümerin des Geländes ist das Land, beziehungsweise der landeseigene Bau- und Liegenschaftsbetrieb.