Oberhausen. Fast alle Corona-Beschränkungen sind weggefallen. Dabei starben im Juli und August genauso viele Oberhausener an oder mit Corona wie 2021.

Der Sommer war und ist herrlich, fast so, als wäre die Corona-Pandemie beendet. Nur hier und dort sind noch ein paar Masken zu sehen. Aber sonst wurde auch in Oberhausen wieder kräftig gefeiert. Der Alltag kehrte zurück. Das entspricht dem Wunsch. Doch die Wirklichkeit sieht so aus: In diesem Juli und August starben genauso viele Oberhausenerinnen und Oberhausener an oder mit Corona wie ein Jahr zuvor. Die Gesamtzahl der Infizierten stieg sprunghaft an und lag Ende August bei 62.598. Zur gleichen Zeit vor einem Jahr waren es 11.681 Infizierte. Bundesweit sieht die Lage noch dramatischer aus.

18 Todesfälle beklagte Oberhausen allein zwischen Juli und August 2022: Unsere Stadt verlor elf Männer zwischen 78 und 93 Jahren und sieben Frauen zwischen 69 und 83 Jahren. Für den Juli und August 2021 listet die Statistik des Oberhausener Krisenstabs ebenfalls 18 Todesfälle auf: 13 Männer zwischen 63 und 84 Jahren und fünf Frauen zwischen 62 und 88 Jahren. Im ersten Corona-Sommer 2020 waren im gleichen Zeitraum zwei Oberhausener zwischen 48 und 68 Jahren an oder mit Corona verstorben.

Wer über den Tellerrand unserer Stadt hinaus blickt, erkennt: Bundesweit sehen die Zahlen noch alarmierender aus. Allein für den Juli 2020 listet das Robert-Koch-Institut deutschlandweit 136 Corona-Tote auf, für den Juli 2021 waren es bereits 274 und im Juli 2022 kletterte diese Zahl schließlich auf erschreckende 2839 Todesfälle. Damit ist klar: Von einem Ende der Pandemie sind wir leider noch immer weit entfernt. Doch wie erklärt sich dann das neue Sicherheitsgefühl, das etwa im Juni 2022 Zehntausende zur ausgelassenen Riesenfete „Oberhausen Olé“ ins Centro lockte?

Wahrscheinlichkeit, an einer Corona-Infektion zu sterben, ist gesunken

Vermutlich, weil inzwischen fast jeder jemanden im Familien- oder Freundeskreis kennt, der Covid-19 in diesem Jahr durchmachen musste – und es überlebte. Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit, an einer Infektion mit der jetzt dominierenden Omikron-Variante BA.5 zu versterben, im Vergleich zur Ursprungsvariante um etwa 0,8 Prozent geschrumpft. Zeitgleich aber führte allein die rasante Ausbreitung des Virus erneut zu hohen Todeszahlen. So infizierten sich nach Angaben des Robert-Koch-Instituts zwischen dem 1. und 29. Juli 2022 deutschlandweit rund 2,5 Millionen Menschen in Deutschland, davon zeitgleich 4252 in Oberhausen.

Nach einer Statistik der texanischen Gesundheitsbehörde von Mitte Januar bis Anfang Oktober 2021 lag das Risiko, an Corona zu sterben, für Ungeimpfte 40-fach höher als für Geimpfte. Auch die Stadt Oberhausen und die hier niedergelassenen Ärzten setzten entsprechend vor allem auf dieses Mittel der Wahl. Insgesamt wurden vor Ort bis zum Mai 2022 fast 520.000 Corona-Schutzimpfungen durchgeführt. Darunter fast 200.000 Boosterimpfungen. Doch gerade die Auffrischungsimpfungen bei den besonders gefährdeten über 70-Jährigen liegen oft schon mehr als drei Monate zurück. Ihr Impfschutz lässt also nach. Und etliche über 60-Jährige, aber auch viele Risikopatienten haben ebenfalls noch keine zweite Auffrischungsimpfung erhalten.

Genau hier will der Oberhausener Krisenstab jetzt ansetzen: Bereits geschlossene Impfstellen sollen wieder öffnen: jeweils eine in Alt-Oberhausen und Osterfeld und dies bereits zum 19. September. In Sterkrade soll ab Oktober eine dritte Impfstelle dazukommen. Gespritzt werden soll dort der an die Omikron-Variante angepasste Corona-Impfstoff. Auch die Hausärztinnen und Hausärzte werden in diese nächste Impf-Kampagne mit einsteigen. Bleibt nur zu hoffen, dass sich möglichst viele Oberhausenerinnen und Oberhausener beteiligen – damit die Todeszahlen endlich wieder sinken.