Oberhausen. Die neue Kinowoche startet. In Oberhausen laufen unter anderem alte Klassiker, Western und großes europäisches Schauspielkino. Unsere Kinotipps.

In der Lichtburg wirbelt der Staub mächtig auf: Dem Filmpalast an der Elsässer Straße 26 ist in dieser Kinowoche (fast) alles Western – selbst wenn die unheimlichen Wolken über einer einsamen Ranch ins Horrorgenre hinüberdriften.

Los geht’s allerdings eher possierlich mit einer kindgerechten Hommage: Denn Regisseur Mike Marzuk erzählt sehr frei nach Karl May „Der junge Häuptling Winnetou“ (täglich um 16 Uhr). 60 Jahre ist es her, dass Pierre Brice erstmals auf seinem stolzen Rappen posierte. Was folgte, ist Popkulturgut: zehn weitere Winnetou-Abenteuer mit Brice und Lex Barker als Old Shatterhand. Nun reitet Winnetou wieder – auch, wenn Mika Ullritz als Häuptlingssohn noch nicht allzu fest im Sattel sitzt, so jung wie er ist.

Ein greller „Themenpark“ in der Wüste

Für die Präsentation des zweiten Neustarts dieser Woche ließ Regisseur Jordan Peele, um keine kultverdächtige Idee verlegen, eigens einen grellen „Themenpark“ in die Wüste setzen. Sein drittes Werk „Nope“ handelt von einer außerirdischen Macht – und von der dunklen Seite des US-Filmbusiness. Außerhalb von Los Angeles, im wüstenhaften Santa Clarita Valley, leben die Geschwister OJ und Emerald auf ihrer Pferderanch, die sich für die Geschwister kaum trägt. Sie überlegen, das Erbe ihres Vaters an den nahen Vergnügungspark „Jupiter’s Claim“ zu verkaufen. Doch dann lernen in diesem apokalyptischen Endzeit-Western die Pferde fliegen. In der Lichtburg täglich um 17.45 und 20.15 Uhr.

Urlaub in Acapulco: Alice (Charlotte Gainsbourg) und Tochter Alexa (Albertine Kotting McMillan) in „Sundown“.
Urlaub in Acapulco: Alice (Charlotte Gainsbourg) und Tochter Alexa (Albertine Kotting McMillan) in „Sundown“. © Ascot Elite Entertainment

Und damit zum wahren Western: Im Geburtstagsprogramm zum 91. der Lichtburg repräsentiert nämlich Sergio Leones „Spiel mir das Lied vom Tod“ am Sonntag um 18 Uhr die wilden ‘60er Jahre: 165 Minuten staubtrockene Breitwand-Panoramen und Charles Bronsons Mundharmonika – der wohl größte Geniestreich des Cinecittà-Komponisten Ennio Morricone. Dazu Henry Fonda in einer einzigartigen Schurkenrolle und Claudia Cardinale als Wüstenschönheit. Wen juckt’s, dass die Filmbilder dieses „New Mexico“ in der dürren spanischen Pampa zwischen Almeria und dem Cabo de Gata entstanden?

Ein Treffen mit den Mördern ihres Mannes

Wer darüber hinaus in dieser Woche großes europäisches Schauspielkino erleben möchte, darf im Walzenlager-Kino an der Hansastraße 20 Platz nehmen. „Maixabel“, pathetisch untertitelt „Eine Geschichte von Liebe, Zorn und Hoffnung“, erzählt (jeweils um 18 Uhr) von einer wahren Begegnung im Baskenland. Im Jahr 2000 wird Juan Mari Jáuregui, sozialistischer Provinz-Gouverneur, durch einen Mordanschlag der ETA getötet. Für Maixabel Lasa, seine Frau und politische Weggefährtin, bricht eine Welt zusammen. Elf Jahre später erreicht sie eine ungewöhnliche Anfrage: Zwei der Mörder bitten um ein Gespräch. Maixabel wagt die Begegnung, auch gegen ihren eigenen inneren Widerstand.

Zudem geht’s im Walzenlager mit zwei großen englischen Darstellern gen Mexiko: „Sundown“ (jeweils um 20 Uhr) zeigt Tim Roth in der Rolle jenes rätselhaften Neil, der sich nichts sehnlicher wünscht, als mit seinem Nichtstun in Ruhe gelassen zu werden. Doch zunächst verbringt er mit Alice (Charlotte Gainsbourg) und den Kindern entspannte Urlaubstage in Acapulco. Ein Todesfall in der Familie scheint die Ferien abrupt zu beenden. Beim Check-in am Flughafen gibt Neil vor, seinen Ausweis im Hotel vergessen zu haben – und bleibt zurück. Hätte Neil ein Pferd, er ritte jetzt in den Sonnenuntergang.