Oberhausen. Hackbarth’s Restaurant genießt in Oberhausen einen exzellenten Ruf. Beim Testessen fällt vieles sehr positiv auf – doch es gibt Kritikpunkte.

Die rote, massive Holztür von Hackbarth’s Restaurant, Lipperfeld 44, hat Kultstatus: Mitten im Oberhausener Gewerbegebiet verbirgt sich feinste Gourmetküche zwischen allzu gewöhnlichen Hallen für Produktion und Vertrieb schnöder Produkte.

Erst vor kurzem hat der weltweit bekannte Restaurantführer Gault&Millau die Küche des Traditionsrestaurants entdeckt, geprüft, bewertet – und als „sehr empfehlenswert“ ausgezeichnet. Doch was macht das seit 30 Jahren existierende Lokal so besonders? Halten die Künstler an den Kochtöpfen im Alltag das, was solche Preise versprechen? Wir haben anonym ein Drei-Gänge-Menü getestet und Ambiente, Service sowie Geschmack bewertet.

Die Spielregeln für unseren Restauranttest sind klar festgelegt: Bei unseren Tests geben wir uns nicht zu erkennen, bewerten unabhängig und bezahlen das Essen selbstverständlich selbst. Und die Gastrokritik entspricht rein dem subjektiven Geschmacksurteil des Testers.

Hackbarth’s Restaurant liegt äußerst ungewöhnlich – mitten im Oberhausener Gewerbegebiet am Lipperfeld in der Nähe des Centros. Hinter der roten Tür erwartet Gäste gehobene Küche.
Hackbarth’s Restaurant liegt äußerst ungewöhnlich – mitten im Oberhausener Gewerbegebiet am Lipperfeld in der Nähe des Centros. Hinter der roten Tür erwartet Gäste gehobene Küche. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Gehobene Küche in rustikal-entspanntem Ambiente

Beim Betreten des Restaurants an einem Samstagabend werden wir gleich sehr freundlich empfangen und gefragt, wo wir Platz nehmen möchten – es gibt sowohl Sitzmöglichkeiten im Garten, im Wintergarten, als auch im Innenbereich. Wir entscheiden uns für den Wintergarten; schon wenige Minuten später sind alle (meist reservierten) Tische des Restaurants belegt. Das rustikale Ambiente mit Holzwänden und Kamin im Eck sorgt für eine entspannte Atmosphäre, eine Leinwand mit Gasometer-Foto hängt neben unserem Tisch. Musikalisch wird der Abend durch dumpfe Bassklänge eines Heavy-Metal-Konzerts an der nahen Rudolf-Weber-Arena begleitet, im Wintergarten selbst läuft keine Musik.

Das sehr aufmerksame Servicepersonal bringt uns die „Karte“, die allerdings eher aussieht wie ein DIN-A4-großer Papierflyer – ein loses Blatt, das schnell verknickt. Der Inhalt der Karte klingt so vielfältig lecker, dass es schwierig ist, sich für eine Vorspeise zu entscheiden: Die meisten kosten 15 Euro, der Gartensalat beginnt schon bei 10 Euro. Wir greifen zu einem Kalbs-Carpaccio mit Pfifferlingen und Salat sowie zu einer Tapas-Variation (jeweils rund 18 Euro), bei der Vorspeisen des Hauses in Mini-Portionen angereicht werden. Auf unseren Änderungswunsch nimmt man prompt Rücksicht und serviert Mini-Frühlingsrolle statt Blutwurst.

Als „Gruß aus der Küche“ werden Brot und Körnerchips mit Sourcream gereicht. Das Highlight ist eine hauseigene Kräutersalzmischung.
Als „Gruß aus der Küche“ werden Brot und Körnerchips mit Sourcream gereicht. Das Highlight ist eine hauseigene Kräutersalzmischung. © Andrea Zaschka

Hauseigene Kräutersalz-Mischung als Gruß aus der Küche

Ein schöner Genuss gleich nach der Bestellung als Gruß aus der Küche: Fluffiges Brot und knusprige Körnerchips, serviert mit Sour Cream und einem hauseigenen Kräutersalz. Unser Aperitif lässt nicht lange auf sich warten, der Hauscocktail mit Prosecco und Limonenspritz für 8,50 Euro schmeckt süffig-leicht. Die alkoholfreie Alternative mit Kirsche, Paprika und roter Beete kostet einen Euro weniger, erinnert im Geschmack allerdings ein wenig an süßlichen Hustensaft aus Kindheitstagen.

Das Essen begeistert in allen Punkten: Das Carpaccio überzeugt durch zartes Fleisch und lecker gewürzte Pfifferlinge, die Tapas-Variation besticht durch schillernde Kreativität der Köche. Auf der Holzplatte findet sich neben einer geeisten Gazpacho (spanische Tomatensuppe) auch rote Beete mit Ziegenkäse oder gebratenes Steinbuttfilet. Wer sich nicht entscheiden kann, für den ist die Tapas-Variation ideal zum Probieren.

Wer sich bei der Auswahl einer Vorspeise nicht entscheiden kann, der sollte die Tapas-Variation des Hauses probieren. Eine kleine Portion Gazpacho (in der Espressotasse) wird hier neben Steinbuttfilet, einer Art Frühlingsrolle, Ziegenkäse mit roter Beete, sowie einem Mini-Schnitzel serviert.
Wer sich bei der Auswahl einer Vorspeise nicht entscheiden kann, der sollte die Tapas-Variation des Hauses probieren. Eine kleine Portion Gazpacho (in der Espressotasse) wird hier neben Steinbuttfilet, einer Art Frühlingsrolle, Ziegenkäse mit roter Beete, sowie einem Mini-Schnitzel serviert. © Andrea Zaschka

Passende Auswahl für Fleisch-, Fisch- und Gemüseliebhaber

Weiter geht es mit dem Hauptgang, hier liegen die Preise zwischen 19 und 38 Euro. Positiv fällt auf, dass sowohl Fleisch- und Fischliebhaber, als auch Vegetarier schnell fündig werden. So stehen neben Entenbrust und Zanderfilet auch Erbsenravioli und gegrillte Aubergine auf der Karte. Wir wählen die Entenbrust mit geschmelzten Gnocchetti (kleine Nudeln), sowie Störfilet auf Champagner-Gemüserisotto. Die freundliche Bedienung berät uns bei der Auswahl des passenden Weines ausgiebig und bringt gleich mehrere Gläser zum Probieren. Ein toller Service. Wir entscheiden uns für einen Grauburgunder aus dem Rheingau für 4,50 Euro pro Glas.

Die Inhaber Jörg und Uschi Hackbarth Anfang des Jahres in ihrem Restaurant Hackbarth's, Im Lipperfeld 44, in Oberhausen. Sie betreiben das Restaurant bereits seit 30 Jahren.
Die Inhaber Jörg und Uschi Hackbarth Anfang des Jahres in ihrem Restaurant Hackbarth's, Im Lipperfeld 44, in Oberhausen. Sie betreiben das Restaurant bereits seit 30 Jahren. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Auch die Hauptgänge überzeugen, einzig die Entenbrust ist an manchen Stellen etwas zäh geraten und fordert die Kaumuskeln heraus. Dennoch: Von den Gnocchetti bis hin zum zarten Störfilet mit perfekt abgeschmecktem Risotto und Krustentierschaum erleben wir schon beim ersten Biss, weshalb dieses Restaurant ausgezeichnet wurde. Dies bestätigt sich auch bei der Nachspeise: Der geeiste Erdbeersmoothie mit Pistazieneis rundet das Menü ebenso ideal ab, wie die gebratene Ananas in Schokosauce mit Rosmarinsorbet – experimentell, spannend, lecker.

„So viel Zeit muss sein“: Das Motto von Hackbarth’s Restaurant könnte nicht treffender sein. Wer hier isst, sollte Zeit mitbringen, nicht etwa, weil das Servicepersonal auf sich warten lässt oder das Essen zu langsam serviert wird. Vielmehr, weil hier Genuss an erster Stelle steht. Die drei Stunden, die wir vor Ort verbringen, sind sehr schnell vorbei. Wir zahlen am Ende des Abends 156 Euro für zwei Personen mit jeweils Drei-Gängen und Getränken – ein teures Vergnügen, was sich für besondere Anlässe allerdings wirklich lohnt.

Die Ente zum Hauptgang ist zart-rosa gebraten, allerdings teilweise ein wenig zu zäh geräten. Dazu gibt es Gnocchetti mit Pfifferlingen und Estragon-Schaum.
Die Ente zum Hauptgang ist zart-rosa gebraten, allerdings teilweise ein wenig zu zäh geräten. Dazu gibt es Gnocchetti mit Pfifferlingen und Estragon-Schaum. © Andrea Zaschka

Fazit und Bewertung

Lage und Ambiente: Mit sechs Parkplätzen ist die Parkfläche vor dem Restaurant zu klein, wir haben stattdessen eine Straße weiter vor einer Gewerbehalle geparkt. Dass man sich im Oberhausener Gewerbegebiet befindet, vergisst man beim Betreten des Restaurants allerdings sofort. Der Garten ist sehr schön und einladend gestaltet, negativ fällt allerdings der Bauschaum im Wintergarten auf, der an den Ecken der Holzwand hervortritt. Deshalb insgesamt 4 von 5 Sternen.

Service: Herausragend. Selten wurden wir so aufmerksam und freundlich bedient. Bei einem Gespräch gegen Ende des Abends erzählt uns eine Bedienung, dass aufgrund mehrerer Krankheitsfälle an diesem Abend deutlich weniger Servicekräfte im Einsatz sind, als üblich. Davon bekommen wir als Gäste allerdings nichts zu spüren. Verdiente 5 von 5 Sternen.

Geschmack: Auf jeden Fall ein Gourmet-Erlebnis. Bis auf die leichten Einbußen beim Entenbraten haben wir nichts auszusetzen, hier findet jeder Geschmack von experimentell bis klassisch etwas Passendes. Deshalb 4,5 von 5 Sternen.

Restaurant Hackbarth’s, Im Lipperfeld 44, 46047 Oberhausen, Telefon 0208-22188, info@hackbarths.de