Oberhausen. „Lauf mal schneller“ – Beleidigungen und respektloses Verhalten von Gastronomie-Gästen sind für Servicekräfte kaum noch auszuhalten.
„Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll...“, meint Susan Schröder und schüttelt besorgt den Kopf. Seit 25 Jahren arbeitet die Oberhausenerin im Service von Gastronomiebetrieben, sie liebt ihren Beruf und das Gefühl, Gastgeberin zu sein. Doch seit der Coronapandemie treibt ihr das respektlose Verhalten einiger Gäste Sorgenfalten ins Gesicht, einen derart rücksichtslosen Umgang inklusive Beleidigungen gegenüber dem Servicepersonal habe sie noch nie erlebt. Mit einem Hilferuf wendet sie sich an diese Redaktion.
Gäste beleidigen Personal wegen Corona-Auflagen
Seit August 2021 arbeitet Susan Schröder in einem Oberhausener Restaurant, zuvor war sie als Angestellte eines Hotelbetriebes hart von den Schließungen durch die Coronapandemie betroffen, musste 16 Monate zu Hause bleiben. Als die ersten Lockerungen von der Politik beschlossen wurden, entspannte sich die Lage jedoch nicht, sondern brachte neue Herausforderungen für das Gastronomie-Team rund um Susan Schröder: „Die Auflagen haben sich im Vier-Wochen-Takt geändert, da musste man sehr viel beachten. Viele unserer Gäste kamen mit der Erwartungshaltung zu uns, dass wir als Servicepersonal einschätzen können, wann welche Maßnahme gilt – auch für eine Reservierung in zwei Wochen. Aber das konnten wir einfach nicht wissen, wir hatten keine Vorab-Informationen“.
Dass ihre Gäste genervt von den wechselnden Regelungen waren, konnte Schröder verstehen – Beleidigungen ihr gegenüber jedoch nicht, schließlich habe sie nur ihren Job gemacht, um nicht selbst Ärger mit dem Ordnungsamt zu bekommen.
Mittlerweile gibt es kaum noch Einschränkungen durch Pandemieregelungen, doch die Respektlosigkeiten gehen weiter. Das beobachtet Schröder bei immer mehr Gästen. Durch Personalmangel könne man nicht einfach so weitermachen, wie vor der Pandemie. Genau dies sei allerdings die Erwartungshaltung der Gäste.
„Wenn die Bestellung mal fünf Minuten länger dauert, kann ich mir anhören, dass ich doch einfach schneller laufen soll – dabei ist es mir wichtig, mir Zeit für meine Gäste zu nehmen. Für viele Menschen ist Essen gehen nichts Besonderes mehr, da wird schon bestellt, bevor man überhaupt Platz genommen hat – und es wird nicht mal mehr Guten Tag gesagt.“
Kellnerin: „Wir haben Respekt verdient“
Von ähnlichen Zuständen berichtet auch eine Kellnerin eines Lokals in der Oberhausener Innenstadt, die lieber anonym bleiben möchte: „Die Leute denken, dass wir froh darüber sein können, überhaupt wieder Gäste zu haben, weil wir während Corona ja monatelang niemanden empfangen durften. Aber das bedeutet doch nicht, dass wir mit uns umgehen lassen müssen, als hätten wir gar keinen Respekt verdient.“ Auch Susan Schröder wünscht sich etwas mehr Verständnis und Wertschätzung von ihren Gästen, die aktuelle Situation könne so in Zukunft nicht weitergehen.
Dass Schröder den Spaß an ihrem Beruf nicht verliert, liege zum einen an den freundlichen und wertschätzenden Gästen, die es neben respektlosen Gästen „zum Glück“ nach wie vor gebe. Doch auch das Service-Team, das durch die Herausforderungen wie eine Familie zusammengewachsen sei, gebe ihr jeden Tag den Antrieb, weiterzumachen.
Während eine Kollegin bereits scherzhaft ankündigte, ein Buch über ihre Erlebnisse in der Gastronomie schreiben zu wollen, meint Susan Schröder: „Bei allem, was ich hier jeden Tag mitmache, werde ich in Zukunft noch Stand-up-Comedian!“