Oberhausen. Ein Paar aus Oberhausen erzählt, wie es sich anfühlt, in einer Ehe mit mehreren Kindern plötzlich die „Liebe des Lebens“ zu treffen.
Martina und Peter Pilgrimm sitzen entspannt auf der Terrasse ihres Hauses in Oberhausen-Klosterhardt und genießen die Frühlingssonne, sie tauschen liebevolle Blicke aus und necken sich hin und wieder. Diese Familienidylle war für die Rentner lange unvorstellbar: Als sie sich 1992 kennenlernten, waren beide bereits verheiratet und hatten insgesamt fünf Kinder. Trotz vieler Hindernisse und Herausforderungen führte sie das Schicksal letztendlich doch zusammen – uns haben sie ihre Geschichte erzählt.
Erste Begegnung fühlte sich an „wie ein Blitzschlag“
„Als ich Peter 1992 das erste Mal bei einer gemeinsamen Freundin gesehen habe, war das wie ein Blitzschlag. Ich dachte, da steht der Mann meiner Träume“, beginnt Martina Pilgrimm lächelnd zu erzählen. Genau dieser „Traummann“ sitzt nun neben ihr, kichert verlegen und fügt hinzu: „Ich habe das ähnlich erlebt, wir haben schon nach wenigen Worten festgestellt, dass wir eine ganz besondere Beziehung zueinander haben – alles, was wir uns erzählten, passte.“
Die erste Begegnung des Oberhausener Pärchens hört sich an wie im Märchen, allerdings war Martina Pilgrimm zu diesem Zeitpunkt seit 18 Jahren verheiratet und hatte drei Kinder, Peter seit 11 Jahren mit zwei Kindern. Beide waren sich der Verantwortung ihren Familien gegenüber bewusst, weshalb ein näheres Kennenlernen nicht infrage kam – zumal sie 100 Kilometer trennten, da Martina im Sauerland lebte und Peter in Oberhausen.
Dennoch gingen sich die beiden nicht mehr aus dem Kopf. Peter Pilgrimm erinnert sich: „Ich habe zu Hause gesessen und ständig an Martina gedacht. Aber ich wusste, das führt zu nichts, man setzt seine Ehe mit Kindern nicht einfach aufs Spiel.“ Seiner heutigen Frau ging es ähnlich, sie entschloss sich, wenigstens kurz mit ihm zu telefonieren. Diesem einen Mal folgten viele weitere Telefonate und schließlich auch Treffen, „aber immer nur mit Freunden zusammen oder in der Öffentlichkeit, wir waren ja vernünftige Menschen“, erzählt die Rentnerin. Aber: „Es war hart, immer wieder die Vernunft vorzuschieben.“
Plötzlich waren beide Singles – „da gab es kein Halten mehr“
Da beide ihre Familien nicht im Stich lassen wollten, entschlossen sich Martina und Peter nach mehreren Jahren voller Telefonate und lockeren Treffen dazu, den Kontakt abzubrechen. Es herrschte Funkstille, Martina Pilgrimm merkte allerdings, dass sie in ihrer Ehe nicht mehr glücklich war und entschloss sich 1995 nach langem Überlegen zur Trennung – unabhängig von Peter. Was sie zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Zeitgleich trennte sich Peters damalige Frau von ihm, sie hatte sich neu verliebt. Plötzlich waren beide Singles. Martina erinnert sich: „Unsere gemeinsame Freundin hat mir gegenüber in einem Nebensatz erwähnt, dass sich Peter und seine Frau getrennt haben. Da gab es für mich kein Halten mehr, ich habe sofort seine Telefonnummer rausgekramt und wir haben uns getroffen. Wenig später waren wir dann zusammen.“
Obwohl beide keine ehelichen Verpflichtungen hatten, gab es dennoch viele weitere Hürden zu überwinden. Die Fernbeziehung forderte die Jungverliebten heraus, zwei Mal kam es innerhalb von drei Jahren zur Trennung. Doch sie kamen nicht voneinander los und beschlossen im Jahr 2000, eine gemeinsame Wohnung in Oberhausen zu suchen – nicht ohne Bedenken. Peter Pilgrimm erklärt: „Ich war im Bergbau tätig und konnte nicht ins Sauerland ziehen. Martina hatte im Sauerland ihre Arbeit, die Kinder hatten ihre Schule und ihren Sportverein. Die Familie aus ihrem gesicherten Umfeld zu reißen, war sehr schwierig – wir wussten schließlich nicht, ob wir im Alltag überhaupt miteinander klarkommen. Ich hatte eine riesige Angst davor, dass das schiefgeht. Aber es half nichts, wir wollten es versuchen und haben Nägel mit Köpfen gemacht.“
Nach schwierigem Start kehrte Harmonie ein
Das erste Jahr in Oberhausen beschreibt Martina Pilgrimm als „Katastrophe“: fremde Umgebung, fremder Job, fremde Schulen. Auch wenn die Kinder beider Familien sehr gut miteinander und mit den neuen Partnern auskamen, fiel das Einleben erstmal schwer. „Aber mit Liebe, Respekt, starken Nerven und einer gehörigen Portion Humor haben wir alle Höhen und Tiefen gemeinsam gemeistert“, fasst die Rentnerin zusammen. Ihr Mann ergänzt: „Bereut haben wir es nie, da unterm Strich immer genug Positives übrig geblieben ist, auch in den schweren Zeiten. Und als sich die Kinder dann immer besser eingelebt haben, wussten wir, dass wir alles richtig gemacht haben.“
2004 folgte schließlich die Hochzeit im kürzlich abgerissenen Hotel im Volksgarten und auch 18 Jahre später ist das Paar glücklich miteinander. „Unsere Enkelkinder machen unser Glück perfekt. Und ich denke mir immer noch jedes Mal, wenn ich Peter ansehe, dass dort mein Traummann steht“, meint Martina Pilgrimm und streicht ihrem Mann zärtlich über die Hand.