Oberhausen. Die Omikron-Mutante BA.5 ist in Oberhausen angekommen. Fronleichnamskirmes und „Oberhausen Olé“ boten ideale Bedingungen: Die Inzidenz steigt.

Die nächste Omikron-Welle rollt erstmals auch im Sommer. Doch nach gut zwei Jahren Pandemie scheint das niemanden mehr zu interessieren. Rund eine Million Besucher tummelten sich – meist ohne Abstand und Maske – auf der Fronleichnamskirmes in Sterkrade, Zehntausende feierten gut eine Woche zuvor ausgelassen bei der Riesensause „Oberhausen Olé“. Fast alle Schutzmaßnahmen sind längst weggefallen. Die Inzidenz in der Stadt steigt rasant. Die sehr ansteckende Corona-Variante BA.5 ist jetzt in Oberhausen nachgewiesen worden. Wie reagiert der Krisenstab?

Großveranstaltungen wie die Kirmes sind nach der aktuellen Gesetzeslage erlaubt, daher habe die Stadt auch keine Möglichkeit gehabt, sie zu verhindern, teilt Stadtsprecher Frank Helling auf Nachfrage dieser Redaktion mit. Die derzeitige Coronaschutzverordnung sehe außerdem keine Masken- oder Test-Pflicht mehr bei Veranstaltungen vor. Das bedeutet letztlich: Freie Bahn für BA.5 – und das Virus nutzte seine Chance. Die Inzidenz in Oberhausen klettert wieder in die Höhe, liegt aktuell bei 592,7. (Stand: 28. Juni 2022). Zwar sind bisher nur wenige BA.5-Fälle in der Stadt nachgewiesen worden. Doch klar ist: Die Dunkelziffer liegt viel höher, denn Tests werden – außer etwa in Krankenhäusern, Arztpraxen und Alteneinrichtungen – kaum noch regelmäßig durchgeführt.

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Ein aufziehendes Virus-Gewitter, das den Krisenstab der Stadt in Alarmbereitschaft versetzt. „Für den Fall, dass die Kommunen wieder mit der Impfung der Bürgerinnen und Bürger beauftragt werden, hat der Krisenstab in allen drei Stadtteilen Impfstellen vorgehalten, die nach einer kurzfristigen Vorlaufzeit wieder betrieben werden können“, erläutert Helling. Auch Abstimmungen mit den Hilfsorganisationen hätten bereits stattgefunden. „Außerdem halten wir ein Terminmanagement vor, um für einen geordneten Ablauf sorgen zu können.“

Impfschutz liegt oft schon monatelang zurück – und verliert seine Schutzwirkung

Denn die Sorge ist groß. Bei vielen liegen die Corona-Impfungen schon Monate zurück. Der Schutz verliert dann nach und nach seine Wirkung. Trotz der generell hohen Impfquote von 87 Prozent stieg hauptsächlich aus diesem Grund auch in Portugal die Zahl der Krankenhauspatienten zuletzt wieder deutlich an und eben leider ebenfalls die der Todesfälle. Der Präsident des Weltärzteverbandes, Frank Ulrich Montgomery, blickt sorgenvoll auf diese neue Corona-Variante. Im Infektionsschutzgesetz müsse der Werkzeugkasten erhalten bleiben und bundeseinheitlich klar definiert werden – von Maskenpflicht bis Lockdown, sagte Montgomery der „Rheinischen Post“. Israel, seit Beginn der Pandemie bei den Impfungen führend, bereitet jedenfalls schon einmal die fünfte Corona-Impfung für seine komplette Bevölkerung vor.

Aber hätte Oberhausen für eine solch erneute große Impfkampagne nach der Schließung der Zentren überhaupt noch die Kapazitäten? „Sofern es zu großen Impfkampagnen kommen sollte, wird die Stadt unverzüglich wieder Impfzentren eröffnen“, kann Helling beruhigen. Allerdings haben die Impfstoff-Hersteller einen an Omikron angepassten Impfstoff erst für den kommenden Herbst in Aussicht gestellt. Bis dahin rät die Ständige Impfkommission (Stiko) vor allem Risikogruppen, etwa älteren Menschen, zur vierten Corona-Impfung mit den bislang verfügbaren Impfstoffen. Denn auch diese böten einen recht guten Schutz vor einem schweren oder tödlichen Verlauf. Tatsächlich erkranken Geimpfte deutlich milder. Das Risiko zu sterben, sei außerdem bei Geboosterten 97-mal geringer als bei Ungeimpften, heißt es im Ärzteblatt.

Warnhinweise eines Corona-Infektes

US-Gesundheitsexperten des „Centers for Disease Control (CDC)“ warnen: Eine blasse, graue oder bläuliche Verfärbung von Haut, Lippen oder Nägeln sind Warnhinweise für eine Infektion mit der Corona-Variante Omikron. Sie deuten auf einem niedrigen Sauerstoffgehalt im Blut hin.

Halsschmerzen, Fieber, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Erschöpfung, Schnupfen, Übelkeit, Nachtschweiß, Geruchs- und Geschmacksstörungen sowie Appetitlosigkeit gehören zu den häufig vorkommenden Symptomen. Bei Omikron beträgt die Inkubationszeit nur noch drei anstatt der bekannten sechs Tage. BA.5-Erkrankte zeigen außerdem verstärkt wieder Bronchitis-ähnliche Beschwerden.

24.643 Oberhausenerinnen und Oberhausener haben inzwischen sogar schon ihre zweite Booster-Impfung erhalten (Stand 19. Juni 2022). Bezogen auf die Gesamtbevölkerung in der Stadt entspricht dies rund 11,2 Prozent. Wegen weiter steigender Corona-Zahlen riet Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im ZDF entgegen der Stiko-Empfehlung nun zur vierten Impfung für alle.

Widersprüche wie dieser aber verunsichern. Das zeigte sich in der Vergangenheit immer wieder. Der Krisenstab in Oberhausen würde es jedenfalls begrüßen, wenn frühzeitige und möglichst einheitliche Maßnahmen auf Bundes- und Landesebene beschlossen würden. „Auch, um einen ausreichenden Vorlauf für die Realisierung nutzen zu können.“ Bis dahin bleibt der Stadt nur, darauf zu hoffen, dass möglichst viele Bürgerinnen und Bürger bewährte Maßnahmen freiwillig schon jetzt wieder in ihren Alltag integrieren: Masken in Innenräumen tragen und Abstand halten.