Oberhausen. Unbekannte zerstören in Oberhausen ein Wandgemälde gegen Diskriminierung. Die Schüler reagieren vorbildlich und erhalten dafür nun einen Preis.

Nachdem ein Wandgemälde am Bertha-von-Suttner-Gymnasium in Oberhausen mutwillig zerstört worden war, haben Schülerschaft und Lehrerkollegium die Enttäuschung darüber in etwas Positives umgewandelt – und wurden prompt belohnt. Mit dem Wettbewerb zur Neugestaltung der Wand gehört die Oberhausener Schule in diesem Jahr zu den Preisträgern bei „Demokratisch Handeln“.

Das zerstörte Gemälde an einer Wand im Übergang zur Mensa der Schule hatte Familien und Geschlechterrollen im Wandel gezeigt. Es wurde anlässlich eines Wettbewerbs von Schülerinnen und Schülern des Projektkurses Europa gestaltet. Doch das Bild schmückte die Wand auf dem frei zugänglichen Schulgelände nur für ein knappes Jahr. Kurz vor Weihnachten 2020 wurde es zerstört und unter anderem mit den Worten „linke Propaganda“ beschmiert.

Mehr als 50 Vorschläge eingereicht

In einer Krisensitzung am nächsten Tag entwickelten Schülerinnen und Schüler der AG Demokratie und Teile des Kollegiums die Idee, das zerstörte Wandgemälde neu zu gestalten. „Es sollte damit betont werden, dass demokratische Grundwerte nicht verhandelbar sind und Diskriminierung keine Meinung darstellt, sondern gegen das Grundgesetz verstößt“, erklärt das Gymnasium in einer Mitteilung. Mehr als 50 Vorschläge seien eingereicht worden.

Kurz vor Weihnachten 2020 wurde das alte Wandgemälde zerstört und unter anderem mit den Worten „linke Propaganda“ beschmiert.
Kurz vor Weihnachten 2020 wurde das alte Wandgemälde zerstört und unter anderem mit den Worten „linke Propaganda“ beschmiert. © Bertha-von-Suttner-Gymnasium Oberhausen | Lina Kindermann

Der Gewinnerentwurf zeigt die Erde in Regenbogenfarben, zwei ineinandergreifende Hände unterschiedlicher Hautfarbe und zwei gleichgeschlechtliche Paare, die sich küssen. „Wo Liebe wächst, gedeiht Leben“ und „Mit anderen Menschen zusammen erreichen wir mehr als alleine“ steht auf zwei Säulen nahe der Wand. „Die Wettbewerbsidee der Schüler und auch das Ergebnis machen uns sehr stolz auf unsere Schüler und Schülerinnen“, sagt Mitinitiatorin und Lehrerin Lina Kindermann. „Da sind junge Menschen aktiv geworden, die bereit sind, sich für unsere demokratischen Werte einzusetzen und deutliche Zeichen zu setzen.“

Bertha bereits zum zweiten Mal unter den bundesweiten Preisträgern

Für die Umgestaltung der ehemals weißen Wand und den damit verbundenen Wettbewerb „Wir sind bunt – wir sind Vielfalt – wir sind das Bertha! Wettbewerb GEGEN Diskriminierung und FÜR Vielfalt“ wird das Gymnasium nun geehrt. Drei Schülerinnen und Schüler nehmen den Preis entgegen, der im Rahmen des Demokratiefestivals „Junify“ in Berlin vergeben wird. Das Oberhausener Projekt gehört zu den 50 diesjährigen Preisträgern auf Bundesebene.

Der Wettbewerb „Demokratisch Handeln“ ruft jedes Jahr Kinder und Jugendliche auf, sich für die Demokratie zu engagieren. Nach 2019 ist das Oberhausener Bertha bereits zum zweiten Mal unter den bundesweiten Preisträgern. Die Ehrung führt außerdem noch zu einer weiteren Nominierung: für den Deutschen Engagementpreis. Der Dachpreis für bürgerschaftliches Engagement in Deutschland würdigt das freiwillige Engagement der Menschen im ganzen Land.

„Es ist beeindruckend zu sehen, dass sich der ursprüngliche Schock über die Zerstörung des Ursprungsgemäldes in so viel Positives gewandelt hat“, sagt der stellvertretende Schulleiter Stefan Schubert. „Im Endeffekt war es auch eine Chance, sich darauf zu verständigen, wofür wir ganz unbedingt stehen wollen und müssen, und dies durch das Außengemälde auch nach außen, in die Stadt hinein, zu verdeutlichen.“