Oberhausen. Wer kennt das nicht? Dieses ewige Nachfragen, weil die Maske zu Verständigungsproblemen führt: Forscher in Oberhausen fanden dafür diese Lösung.

Arzthelferin und Patientin trennt außer den Mund-Nasen-Masken eine Plexiglasscheibe. Nuschel, nuschel. „Wie bitte, können Sie das noch einmal sagen?“ Als die Mutter von Melih-Ahmet Dimetokali nach einem langen Arbeitstag in der Praxis abends nach Hause kam, bat sie ihren Sohn entnervt: „Erfinde doch mal etwas, damit man sich trotz dieser Masken besser versteht!“ Bei dem 25-Jährigen stieß diese Idee auf offene Ohren. Dimetokali ist in der IT-Infrastruktur des Fraunhofer Umsicht in Oberhausen tätig. Mit seinen Kollegen Rasit Özgüç und Michael Joemann machte er sich vor einem Jahr ans Werk. Jetzt ist die Lösung gefunden: Ein alltagstauglicher und zugleich schicker Sprachverstärker steht kurz vor der weltweiten Markteinführung.

Der Bedarf für die maskAMP® ist vorhanden, davon zeigt sich die Institutsleitung überzeugt. Die Erfindung und der Name sind bereits geschützt, ein Patent ist erteilt, die weltweite Anmeldung läuft. Denn trotz der aktuellen Corona-Lockerungen zeichnet sich durch die rasante Ausbreitung der Omikronvariante BA.5 schon jetzt eine nächste Covid-Welle im Herbst ab. Aber selbst wenn diese halbwegs glimpflich verlaufen sollte: Zumindest in Krankenhäusern, Alten- und Reha-Einrichtungen sowie in den Arztpraxen dürfte die Maskenpflicht noch lange bestehen bleiben. Genau dort aber sind Verständigungsschwierigkeiten problematisch. Die soll der Kommunikationsadapter deshalb nun so schnell wie möglich beseitigen. Und immerhin arbeiten allein in Deutschland rund 5,8 Millionen Menschen im öffentlichen Gesundheitswesen.

Der Prototyp fällt noch etwas klobig aus, aber der Feinschliff erflogt in Kürze, versichern Rasit Özgüç (li.) und Melih-Ahmet Dimetokali vom Fraunhofer Umsicht in Oberhausen.
Der Prototyp fällt noch etwas klobig aus, aber der Feinschliff erflogt in Kürze, versichern Rasit Özgüç (li.) und Melih-Ahmet Dimetokali vom Fraunhofer Umsicht in Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Studien des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP hatten ergeben, dass eine normale Alltagsmaske bis zu 15 Dezibel an Lautstärke schluckt. Die Entfernung zum Gesprächspartner scheint sich mit einer Maske vor dem Mund geradezu zu verdoppeln. Mindestabstände und schalldämpfende Glasscheiben machen die Sache nicht besser. Doch damit nicht genug: Das IBP kam auch zu diesem Ergebnis: Das ständige Bemühen um eine lautere und verständlichere Sprache aufgrund des Mund-Nasenschutzes führt auf lange Sicht sogar zu Erschöpfungssymptomen wie Heiserkeit, Halsschmerzen, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit. Damit lag der wichtigste Arbeitsauftrag für die Tüftler auf der Hand: „Unser Verstärker ist regulierbar und holt diese 15 Dezibel mit Leichtigkeit wieder heraus“, sagt Dimetokali stolz.

Der Prototyp kommt aus dem 3D-Drucker

„Ein etwas klobiger Prototyp aus dem 3D-Drucker liegt bereits vor“, sagt Rasit Özgüç aus der Abteilung Elektrochemische Energiespeicher. Das Fraunhofer-Umsicht-Team steckte seine ganze Energie in die Technik. Özgüç entdeckte in den gängigen Handylautsprechern das beste Ausgangsformat. Noch ist der für einen reibungslosen Einsatz benötigte Akku relativ groß. „Aber das können wir sicherlich halbieren“, ergänzt Dimetokali. Befestigt werden könnte der Sprachverstärker schon bald ganz simpel und hygienisch einwandfrei mit einem Clip an jeder Maske.

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Leicht genug dafür ist sogar schon der Prototyp mit seinen gerade einmal 15 Gramm. „Selbst eine Einwegmaske rutscht damit nicht von der Nase“, freute sich Özgüç beim ersten Test. Damit könnte der Clip im Vergleich zu bereits vorhandenen ähnlichen Produkten auf dem Markt als besonders ressourcenschonend trumpfen. „Denn bei denen ist die Elektronik meist fest in die Maske integriert.“

Vertragspartner gesucht

Fraunhofer Umsicht sucht jetzt lizenznehmende Vertragspartner mit den entsprechenden technologischen Möglichkeiten und Vertriebskanälen.

Interessierte können sich unter dem Stichwort maskAMP® an Rasit Özgüç wenden, entweder per Mail an oder telefonisch unter 0208 8598 1141.

Doch die Forscher wissen: „Das Tragen einer Maske ist vielen generell eher unangenehm, deshalb muss unser Kommunikationsadapter ein echtes Schmuckstück werden.“ Genau dafür benötigt Fraunhofer Umsicht jetzt aber noch einen Geschäftspartner. „Designer kennen sich mit der Gestaltung von Formen auch viel besser aus“, meint Dimetokali. Der Sprachverstärker soll leicht zu reinigen und wiederaufladbar sein und er sollte aus umweltschonenden Materialien hergestellt werden, außerdem eine große Farbauswahl ermöglichen. „Damit ließe sich passend zu jedem Anlass ein eigener Adapter kreieren“, schwärmt Özgüç und denkt dabei laut schon einmal über hallenfüllende Konzerte nach.