Oberhausen. Das Innovation-City-Projekt wird nach Osterfeld in Oberhausen auf ganz Alstaden ausgerollt – und soll Hausbesitzern die Haushaltskasse entlasten.

Innovation City startet nun wirklich im Oberhausener Süden – das Klimaschutz-Projekt soll das beliebte Stadtviertel Alstaden ökogerecht sanieren. Burkhard Drescher, der ruhrgebietsweit bekannte frühere Oberhausener Oberbürgermeister, und sein vielköpfiges Team sitzen dabei nicht auf einem großen Sack Geld, den sie mit vollen Händen an die Hauseigentümer ausschütten. Nein, das erfolgreiche Konzept der seit 2010 existierenden „Innovation City Ruhr“ sieht vor, dass Eigenheim- und Mehrfamilienhaus-Besitzer so intensiv und konkret für ihr Objekt beraten werden, dass diese die wirtschaftlich und ökologisch beste Lösung für ihr Gebäude umsetzen können.

Dazu gehört auch, als Lotse für die Fördertöpfe der Europäischen Union, des Bundes, des Landes und der Stadt selbst zu dienen. „Wir machen die Energiewende von unten, das geht viel schneller und ist viel erfolgreicher als alles, was die sich in Berlin zum Klimaschutz ausdenken“, ist Drescher überzeugt.

Bottrop reduzierte Treibhaus-Gase um über die Hälfte innerhalb von zehn Jahren

Der heutige Manager der Innovation City Management GmbH mit seinem 35 Fachleute umfassenden Team hat es geschafft, dass Bottrop als erste Modellstadt für Innovation City nun einen Solaranlagen-Rekordwert für Großstädte erreicht und dass der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid innerhalb von zehn Jahren halbiert werden konnte. „Das ist europaweit für eine Industrie-Stadt beispiellos“, gibt Drescher an. Das Konzept wird nun in 20 Ruhrgebiets-Quartieren und bundesweit in immer mehr Städten ausgerollt – auch in Eschweiler, Osnabrück, Berlin oder Hamburg. Und eben auch in Oberhausen. Innovations-City-Sanierungsgebiet für die Klimawende sind seit zwei Jahren Osterfeld und ab sofort Alstaden.

Dort haben sich die Innovation-City-Berater in Räumen der Emmaus-Kirchengemeinde festgesetzt – und beraten nun dort in ihrem „Sanierungsbüro Alstaden-West“ an der Bebelstraße 234 Immobilieneigentümer, die wissen wollen, welche Klimaschutz-Investitionen für ihr Gebäude sinnvoll und bezahlbar sind. Um das Interesse hochzupeitschen, legt die Stadt Oberhausen, abgesegnet vom Stadtrat im März 2022, jährlich 120.000 Euro als Startförderung auf den Tisch. Es gibt bis zu 4500 Euro Förderung für ein neues effizientes Heizsystem (Holzpellet, Wärmepumpe) und 30 Euro pro Quadratmeter für die Fassadendämmung.

Wollen einen ganzen Stadtteil im Süden Oberhausens, nämlich Alstaden, klimagerecht sanieren: Oberbürgermeister Daniel Schranz und Burkhard Drescher (vorne von links), Geschäftsführer von Innovation City, mit Bezirksbürgermeister Dominik Stenkamp sowie Mitglieder der Stadt, der EVO und des Beratungsteams vor Ort.
Wollen einen ganzen Stadtteil im Süden Oberhausens, nämlich Alstaden, klimagerecht sanieren: Oberbürgermeister Daniel Schranz und Burkhard Drescher (vorne von links), Geschäftsführer von Innovation City, mit Bezirksbürgermeister Dominik Stenkamp sowie Mitglieder der Stadt, der EVO und des Beratungsteams vor Ort. © FUNKE / Foto Services | Gerd Wallhorn

Damit sollen Hauseigentümer motiviert werden, selbst Geld in die Hand zu nehmen. In Osterfeld hat das geklappt: Seit Mitte 2020 wurden 70 Förderanträge bewilligt, die zu Gesamtinvestitionen von über 1,1 Millionen Euro führten. „Das ist ein zusätzlicher Anreiz, Immobilien fachgerecht zu sanieren, der zu anderen Förderprogrammen hinzukommt. In Osterfeld hat dies sehr gut funktioniert“, meint Oberbürgermeister Daniel Schranz bei der offiziellen Startveranstaltung des Beratungsbüros.

Photovoltaik-Anlage rechnet sich bereits nach zwölf Jahren

Innovation City legt gerade darauf Wert, den Hauseigentümern vorrechnen zu können, dass sich Klimaschutz auszahlt. Dabei setzen die Bottroper in ihrer Beratung sehr stark auf Photovoltaik-Anlagen auch auf kleinen Dächern, mit denen man Strom für den Eigenbedarf produzieren kann. „Das rechnet sich in zwölf Jahren; wer ein E-Auto fährt und einen Speicher einbaut, hat die Investition sogar schon in sieben Jahren raus – und kann also viel Geld sparen“, ist die Erfahrung von Drescher. „Die Investitionen nützen nicht nur dem Klima, sondern entlasten vor allem die Haushaltskasse. Und das Förderprogramm der Stadt wirkt wie ein Katalysator, das läuft dann wie geschnitten Brot.“

Nach der Analyse und dem Konzept von Innovation City ist der Sanierungsbedarf in Alstaden bei Wohnhäusern sehr hoch: Sie stammen meist aus den 50er und 60er Jahren. Alstaden selbst besteht hauptsächlich aus Ein- und Mehrfamilienhäusern – ein beliebtes Wohngebiet. 60 Prozent des Kohlendioxid-Ausstoßes sind in Alstaden auf private Haushalte zurückzuführen – dementsprechend hoch ist das Potenzial an Einsparungen.

Ziele haben sich die Innovation-Berater auch gesetzt: Innerhalb von fünf Jahren sollen 16 Prozent CO2 eingespart werden – und über 1700 Dächer eine Acht-KW-Solaranlage haben. Zwar stöhnen alle Investoren über den großen Engpass an Handwerkern, doch ein echtes Hindernis sei das nicht, sagt Drescher: „Das ist ein Problem, aber Oberhausen ist hier gut aufgestellt, gerade im Elektrobereich.“

Dreistündige Beratung je Objekt kostenlos

Die Innovation-City-Beratungsstelle im Sanierungsbüro Alstaden-West befindet sich auf dem Gelände der Evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde an der Bebelstraße 234. Die individuelle Beratung der Fachleute ist kostenlos und dauert etwa zwei bis drei Stunden je Objekt. Beteiligt bei den Beratungen ist auch die Expertise der Energieversorgung Oberhausen (EVO). Welche Unterlagen und Infos dafür nötig sind, wird bei der Terminvergabe angegeben.

Fachleute vor Ort in Alstaden sind Projektleiterin Martina Schillings, Sanierungsmanager Philipp Pospieszny und Energieberaterin Kiran Kaur. Öffnungszeiten des Büros: dienstags von 10 bis 12 Uhr, donnerstags von 15 bis 17 Uhr – und nach Vereinbarung. Erreichbar sind sie unter 0208-84846-18 oder per Mail an alstaden@innovationcity-oberhausen.de. Infos gibt es auch auf der Internetseite www.innovationcity-oberhausen.de.