Oberhausen. Alstaden ist der bevölkerungsreichste Stadtteil in Oberhausen: Über die schönen Seiten in Oberhausens Südwesten – und was die Bewohner stört.

An der Peterskirche beginnt meine kleine Radtour durch Alstaden, den südwestlichen Zipfel von Oberhausen. Auf der Bebelstraße ist bereits am frühen Morgen einiges los, nicht zuletzt beim Bäcker, wo jeder noch seine frischen Brötchen fürs Frühstück besorgen will. Einen kleinen Abstecher wage ich zunächst zur Alten Kuhle, wo seit diesem Sommer mit Schwarz-Weiß Alstaden wieder Bezirksliga-Fußball gespielt wird. Doch erst später wird hier das runde Leder rollen, wenn Linienchef Raphael Steinmetz zum Training bittet.

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Deshalb fahre ich weiter, vorbei an den vielen Ein- und Zweifamilienhäusern. Nicht zuletzt hier wird der jahrzehntelange Wandel, der Alstaden bis heute prägt sichtbar: vom ehemaligen Zechenstandort zum beliebten Wohnort mit grüner Lunge.

Denn an Grünflächen mangelt es in Alstaden nun wirklich nicht. Auch deshalb radle ich Richtung Ruhrpark und entspanne ein paar Augenblicke auf der Jahnwiese. Eine Idee, die nicht nur ich allein habe. Zwar ist der große Abenteuerspielplatz noch nicht mit tollenden Kindern gefüllt, aber manch ein Radfahrer hat seine Tour für ein gemütliches Picknick im Freien unterbrochen. Und auch hier, mitten im herbstlichen Grünen, ist die Bergbaugeschichte allgegenwärtig. Die Hälfte einer alten Seilscheibe der Zeche Alstaden hält die Erinnerung an die letzte Kohlenförderung von 1972 bis heute wach.

240 Kilometer langer Ruhrtalradweg führt am östlichen Ruhrufer entlang

2019 wurde nach jahrelanger Planung die neue städteverbindende Fahrradstraße zwischen Alstaden und Mülheim-Styrum fertig.
2019 wurde nach jahrelanger Planung die neue städteverbindende Fahrradstraße zwischen Alstaden und Mülheim-Styrum fertig. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

„Die Alstadener wissen, was sie an ihrem Stadtteil haben und ihn besonders macht“, sagt Peter Klunk, Vorsitzender des Alstadener Bürgerrings. Ein Stimmungsbild, das sich auch mit Blick auf die Ergebnisse unseres Stadtteil-Checks widerspiegelt. Mit der Gesamtnote von 2,1 hat Alstaden im Vergleich zu allen anderen Oberhausener Stadtteilen auf einem Spitzenplatz abgeschnitten. „Das kommt nicht überraschend“, meint Klunk, zeichne sich Alstaden doch besonders beim Gemeinschaftssinn (2,61) und bei der Sicherheit (2,47) aus.

14 Fragen an Lesern für den Stadtteil-Check

Im Februar 2020 haben wir Leserinnen und Leser aufgefordert, 14 Fragen zu beantworten. Mitgemacht haben 3490 Leserinnen und Leser aus Oberhausen. Sie beantworteten mindestens zehn der 14 Fragen, die folgendermaßen lauteten:

In welchem Stadtteil leben Sie?

Wie beurteilen Sie die Sicherheit in Ihrem Stadtteil?

Wie bewerten Sie den Einsatz von Kommunalpolitikern und Stadtverwaltung für Ihren Stadtteil?

Wie beurteilen Sie die Sauberkeit in Ihrem Stadtteil?

Wie bewerten Sie den Nahverkehr in Ihrem Stadtteil?

An die Autofahrer: Wie ist die Parkplatzsituation in Ihrem Stadtteil?

Wie beurteilen Sie die medizinische Versorgung in Ihrem Stadtteil?

Wie beurteilen Sie die Seniorenfreundlichkeit in Ihrem Stadtteil?

Vergeben Sie eine Schulnote für die Kinderfreundlichkeit in Ihrem Stadtteil.

Vergeben Sie eine Schulnote für die Einkaufsmöglichkeiten in Ihrem Stadtteil.

Wie ist das gastronomische Angebot in Ihrem Stadtteil?

Wie beurteilen Sie das Freizeit- und Naherholungsangebot in Ihrem Stadtteil?

Vergeben Sie eine Schulnote für das Gemeinschaftsgefühl in Ihrem Stadtteil.

Wie gerne leben Sie in Ihrem Stadtteil? Welche Gesamtnote geben Sie Ihrem Stadtteil?

Hinzu kommen die guten und schnellen öffentlichen Bus- und Bahn-Verbindungen (Nahverkehr: 2,19) zu den umliegenden Nachbarstädten Mülheim, Essen und Duisburg – und auch per Rad gelangt man zu vielen Orten. 2019 wurde nach jahrelanger Planung die neue städteverbindende Fahrradstraße zwischen Alstaden und Mülheim-Styrum fertig. Der 1,1-Kilometer Abschnitt schloss damit eine Lücke auf dem 240 Kilometer langen Ruhrtalradweg und führt nun idyllisch gelegen am östlichen Ruhrufer entlang. Zuvor mussten Radfahrer einen Umweg über Solbadstraße, Kewerstraße und Speldorfer Straße nutzen. Klunk: „Gerade in diesen Zeiten, wo Klimaschutz ein so großes Thema ist, ist es wichtig, die Stadt fahrradfreundlich umzubauen.“

Großer Kritikpunkt im Stadtteil Alstaden: die Abfallbeseitigung

Aber auch hier die Alstadener bedrückt so manche Sorge. Sauberkeit zum Beispiel. Die wurde beim Stadtteilcheck nur mit der Schulnote befriedigend (3,18) bewertet, denn Müllverschmutzung ist nach Aussage von Peter Klunk „ein großes Thema“ im Stadtviertel.

Umfrage ergibt ein gutes Stimmungsbild

Die Umfragen „Stadtteil-Check“ liefern ausdrücklich keine repräsentativen Ergebnisse, weil die Teilnehmer nicht gezielt nach sozio-demografischen Merkmalen ausgewählt wurden, sondern selbst nach Aufrufen über ihre Teilnahme entschieden haben. Die Umfrage-Resultate geben die subjektive Meinung wieder.

Anna Moya, die für die Auswertung zuständige Statistik-Expertin der Funke Mediengruppe.
Anna Moya, die für die Auswertung zuständige Statistik-Expertin der Funke Mediengruppe. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Aber: „Der Stadtteilcheck liefert wegen der sehr großen Beteiligung ein gutes Stimmungsbild“, sagt Dr. Ana Moya, die für die Auswertung zuständige Statistik-Expertin. „Es wurde darauf geachtet, dass in jedem Stadtteil eine ausreichende Teilnehmerzahl erreicht wurde.“

Die berücksichtigten Teilnehmerzahlen reichen von 50 (Brücktorviertel) bis 337 (Alstaden). Eine Ausnahme bilden Vondern und Vonderort. Dort hatten zu wenige Leser (16 und 5) teilgenommen, gleichwohl geben wir die Benotungen in den Übersichten der Vollständigkeit halber an. Die Umfrage fand im Februar 2020 statt – die Auswertung wurde wegen der Corona-Pandemie auf das zweite Halbjahr 2020 verschoben.

Dabei sieht er vor allem den Zustand des Ruhrparks als Hauptkritikpunkt. Denn nicht zuletzt im Sommer wird der Park von vielen Bürgern genutzt, wobei der Müll allzu oft einfach liegengelassen wird. Nach Meinung des Vereinsvorsitzenden ist es nicht allein mit einer verbesserten Müllbeseitigung durch die Stadt getan. „Hier muss es auch mehr Aufklärung geben, zum Beispiel durch mehr Ordnungskräfte, die die Menschen darauf hinweisen, ihren Müll doch bitteschön vernünftig zu entsorgen.“

Die Hälfte einer alten Seilscheibe im Ruhrpark hält die Erinnerung an die letzte Kohlenförderung von 1972 bis heute wach.
Die Hälfte einer alten Seilscheibe im Ruhrpark hält die Erinnerung an die letzte Kohlenförderung von 1972 bis heute wach. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Überhaupt bedürfe der „in die Jahre gekommene“ Ruhrpark laut Klunk dringend einer Sanierung, um weiter ein Ausflugsziel für alle Oberhausener zu bleiben. Ebenfalls „ausbaufähig“ sei das gastronomische Angebot (3,37) in Alstaden. Die vorhandenen Möglichkeiten zu speisen (von Döner, Pizza über Pommes bis hin zur gutbürgerlichen Küche) könnten auf der zentralen Bebelstraße durchaus noch eine attraktive Ergänzung vertragen, damit das Angebot den Bedürfnissen des bevölkerungsreichsten Stadtteils Oberhausens gerecht würde.

Gehen Alstadener zu oft zur Centro-Promenade?

„Solange die Leute lieber den Gang zur Promenade am Centro antreten, als hier einen gemütlichen Abend zu verbringen, fehlt noch etwas im Stadtteil“, sagt Klunk, der trotzdem optimistisch in die Zukunft blickt. „Es hat sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten vieles zum Positiven verändert. Dies ist jedoch kein Grund, im Stillstand zu verweilen. Die Alstadener lieben ihren Stadtteil und schauen immer optimistisch in die Zukunft.“

Auf dieser Seite können Sie alle Ergebnisse und Berichte unseres Stadtteil-Checks sehen: https://www.waz.de/staedte/oberhausen/stadtteil-check/