Oberhausen. Wenn die jüngsten Juroren der 68. Kurzfilmtage ihre Preisträger benennen, kann selbst eine „lobende Erwähnung“ tiefe Rührung stiften.

Wann bittet schon ein Filmemacher, aufgeregt und zappelig vor Freude, vier Jugendliche um ein Selfie – und nicht etwa umgekehrt? Natürlich bei den Preisen des 45. Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs.

Chen Shahuda, fünftagebärtig und in hellem Leinen, sah aus, als wäre er gerade erst von einem Strandcafé in Tel Aviv aufgestanden. Sein viertelstündiger Film „Genetica“ erhielt den Preis der Jugendjury. „Wir finden gut, dass der Film nur indirekt das Pride-Thema aufgreift“, erklärten die 14- und 15-jährigen Lara, Lea, Ella und Eliana in ihrer Begründung. Dabei war’s durchaus ein Trend: „Queere“ Themen überzeugen auch die jüngsten Jurorinnen (und einen zehnjährigen Juror).

Preise gibt’s auch für die jüngsten Juroren – nämlich als Dankeschön eine Überraschung, stilecht verpackt in Filmdosen.
Preise gibt’s auch für die jüngsten Juroren – nämlich als Dankeschön eine Überraschung, stilecht verpackt in Filmdosen. © Internationale Kurzfilmtage | Daniel Gasenzer

Bei den Internationalen Kurzfilmtagen kann selbst eine „lobende Erwähnung“ die Filmemacher tief ergreifen. Die Rührung war Jane Zhang selbst hinter der Maske anzusehen: „In unserem eigenen Land, in China, durften wir unseren Film bisher nicht zeigen.“ Die Regisseurin aus Macao erzählt in ruhigen Filmbildern und überraschenden Montagen von einem zwölfjährigen Mädchen, das der Beerdigung seiner geliebten Oma fernbleiben muss, weil es während seiner ersten Periode als „rituell unrein“ gilt.

Wie man fröhlich-dreist überkommene Konventionen hinwegfegt, davon erzählt Erich Rettstadt in den neuneinhalb Minuten von „Tank Fairy“: Der Amerikaner drehte in Taiwan die freche Glitzershow von einem einsamen Jungen, der an der Seite der „Tankfee“ zu großen Show-Posen aufläuft. Es war die „lobende Erwähnung“ der Kinderjury.

Ihren Hauptpreis gaben die Neun- und Zehnjährigen Haley, Zeynep, Aylin, Solin und Feras an „Die Königin der Füchse“, den bezaubernden Animationsfilm von Marina Rosset aus der Schweiz: Aus den Mülltonnen der Stadt holen die Füchse zerknüllte Liebesbriefe, um ihre traurige Königin zu trösten. Und mit einem vor der Kamera entknüllten Text für ihren Video-Gruß dankte die Regisseurin: „Liebes Oberhausen – ihr seid wunderbar.“