Oberhausen. Das Niederrheinkolleg soll geschlossen werden. Die Stadt könnte die Einrichtung übernehmen. Politiker werfen ihr eine Defensivhaltung vor.

Diskussionsbedarf im zweistündigen Schulausschuss gab es wenig – mit einer Ausnahme: Beim Niederrheinkolleg zeigten sich SPD, Grüne, BOB und Linke enttäuscht von der Stadt. Diese sollte prüfen, ob sie als Träger für das Land einspringen kann. Doch es lag lediglich ein Zwischenbericht vor. Die Partei BOB etwa bemängelte eine „stiefmütterliche Behandlung“ des Kollegs. Angesichts schlechter Zahlen vermeidet die Stadt ein klares Bekenntnis. Am 12. Mai soll es ein weiteres Gespräch zwischen Land und Kommune geben.

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer hat die Schließung des ältesten Kollegs im Bundesland bereits beschlossen. Ende Juli 2023 soll das Licht ausgehen, die Lokalpolitiker wollen das verhindern und haben die Stadt per Resolution zur Prüfung beauftragt. Am Donnerstag legte sie einen Zwischenbericht vor – mit eindeutigen Zahlen. Um als Kolleg zu gelten, muss eine Mindestteilnehmerzahl von 240 erreicht sein. Doch diese wird seit Jahren unterschritten. Die Studierendenzahl sank seit 2014/15 um 51 Prozent. Im Dezember 2021 betrug sie nur noch 149. Lediglich 30 Studierende erwarben 2020/21 auf dem sogenannten zweiten Bildungsweg einen Abschluss – vor fünf Jahren war die Zahl noch doppelt so groß.

Miet- und Kaufpreise liegen der Stadt nicht vor

Schuldezernent Jürgen Schmidt vermied im Ausschuss trotz Nachfragen ein klares Bekenntnis. Es habe schon „x-Gespräche“ zwischen Kommune und Land gegeben, an denen auch Oberbürgermeister Daniel Schranz beteiligt sei. Rechtliche Vorgaben wie die Mindeststudierendenzahl müssen für einen Erhalt erfüllt sein. In dem Bericht werden deshalb alternative Nutzungen vorgeschlagen. So könnten die Räume genutzt werden, um dort Geflüchtete aus der Ukraine zu unterrichten. Das Gebäude befindet sich im Besitz des Landes. Zahlen über Miet- und Kaufpreise liegen der Stadt nicht vor.

SPD, Grüne, BOB und Linke reagierten mit Verärgerung auf den Bericht. Einerseits sei dieser „kurz vor knapp“ vorgelegt worden (Grüne). Andererseits würden wesentliche Angaben etwa zum Preis fehlen. Schmidt verteidigte sich damit, dass Gespräche noch ausstehen. Kommenden Montag sollen diese mit Staatssekretär Matthias Lichter fortgesetzt werden: „Der Prüfauftrag ist noch nicht erledigt.“

Grüne: Durch Schließung verschwindet eine ganze Schulform

Aus Sicht der Grünen zeichnet sich ein „Ping-Pong-Spiel“ zwischen Land und Stadt ab. „Dabei berufen sich Land und Kommune gebetsmühlenartig auf die gesunkenen Anmeldezahlen am NRK, ohne glaubhaft zu hinterfragen, woraus diese resultieren könnten, wie einer schlechten Öffentlichkeitsarbeit“, sagt Fraktionssprecherin Stefanie Opitz. Der zweite Bildungsweg müsse für Oberhausen dringend erhalten werden: „Wir würden mit der Schließung des Niederrhein-Kollegs nicht nur einen Schulstandort verlieren, nein, eine ganze Schulform verschwindet aus der Oberhausener Bildungslandschaft!“