Oberhausen. Vor der Landtagswahl in NRW erfreut sich das Online-Tool „Wahl-O-Mat“ auch in Oberhausen großer Beliebtheit – stößt aber auch auf Kritik.
Am 21. April ist der Wahl-O-Mat zur Landtagswahl gestartet, das Online-Tool nutzen auch in Oberhausen viele Wähler als Entscheidungshilfe. Von den insgesamt 29 zur Wahl stehenden Parteien haben sich 28 an dem Angebot der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) beteiligt, Bürgerinnen und Bürger können online oder per App die eigenen Ansichten zu Wahlthemen mit den Antworten der Parteien abgleichen. Doch wie wird der Wahl-O-Mat in Oberhausen aufgenommen?
Der Wahl-O-Mat wird besonders bei jüngeren Leuten gerne genutzt, so ist nach Angaben der bpb ein Drittel der Nutzer unter 30 Jahre alt. Der 22-jährige Leo Kater meint dazu: „Ich halt das Tool für eine gute Möglichkeit, auch politisch weniger interessierte Leute zu motivieren, sich mit der Wahl auseinanderzusetzen. Bisher habe ich den Wahl-O-Mat zwar selbst nicht genutzt, aber für die anstehenden Wahlen kann ich mir das gut vorstellen. Es macht auf jeden Fall Sinn, vorher mal zu schauen, was die Parteien eigentlich für Ansichten haben.“
So funktioniert der Wahl-O-Mat
Bei Nutzung des Wahl-O-Maten werden 38 Thesen vorgestellt, die mit „stimme zu“, „stimme nicht zu“, „neutral“ oder „These überspringen“ beantwortet werden können – die Themen sind dabei vielseitig vom Kohleausstieg über Online-Unterricht an Schulen bis hin zu kostenfreiem öffentlichen Nahverkehr. Einzelne Themen, die der Wähler für besonders wichtig hält, können doppelt gewichtet werden. Auch die zur Wahl stehenden Parteien haben vorab ihre Positionen zu allen Thesen an die bpb übermittelt. Der Wahl-O-Mat berechnet daraufhin, zu wie viel Prozent die gegebenen Antworten mit denen der Parteien übereinstimmen.
Doch lassen sich Oberhausener Wähler vom Online-Tool tatsächlich in ihrer Stimmabgabe beeinflussen? Ilona Olejniczak meint hierzu: „Ich kann mir schon vorstellen, meine Stimmabgabe abhängig vom Ergebnis des Wahl-O-Maten zu machen. Bisher habe ich das Tool nicht genutzt, da ich im Vorfeld wusste, wen ich wähle. Aber meine Tochter nutzt den Wahl-O-Mat schon jetzt und in Zukunft werde ich sicherlich auch schauen, was für Ergebnisse ich dort angezeigt bekomme.“
Überraschende Ergebnisse: Oberhausener überdenken Stimmabgabe
Nicht selten sorgt das Ergebnis des Tools für Erstaunen. Die Oberhausener Verkäuferin Julia Lemke berichtet: „Ich habe mich bei den letzten beiden Wahlen darüber gewundert, wie weit unten die Partei bei mir gelistet ist, die ich sonst immer wähle. Beim letzten Mal habe ich mein Kreuz dann tatsächlich lieber einer kleineren Partei gegeben.“
Der 19-Jährige Oberhausener Marius Probst erzählt von ähnlich überraschenden Ergebnissen: „Ich habe den Wahl-O-Mat zusammen mit meiner Oma gemacht und sie ist eigentlich Stammwählerin der CDU. Der Wahl-O-Mat hat dann als erstes die Grünen angezeigt und die CDU war erst relativ weit unten gelistet, da hat sie dann schon drüber nachgedacht. Aber letztendlich hat es ihre Wahlentscheidung trotzdem nicht beeinflusst. Interessant war es aber.“
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Kritiker: Bloßes „Dafür“ oder „Dagegen“ nicht aussagekräftig genug
Der Wahl-O-Mat kann also durchaus dazu führen, dass einige Nutzer ihre Stimmabgabe überdenken. Doch es gibt auch Kritik. So mahnte die Süddeutsche Zeitung (SZ) bereits bei der Bundestagswahl 2021 zur Vorsicht, da bei dem Tool nur berücksichtigt wird, was die Parteien vor der Wahl versprechen – wie wahrscheinlich eine tatsächliche Umsetzung der einzelnen Themen ist, bleibt außen vor. Dies kritisiert auch ein Oberhausener Leser auf Facebook: „Was nützt der Wahl-O-Mat, nach der Wahl ist alles anders als vorher angegeben!“ Ein weiterer Kritikpunkt der SZ ist, dass sich die unterschiedlichen Beweggründe und Forderungen der Parteien nicht durch ein bloßes „Dafür“ oder „Dagegen“ bei der Bewertung der einzelnen Thesen unterscheiden lassen.
Diese Kritik kennt auch Wahl-O-Mat-Projektleiter Martin Hetterich und betont deshalb, dass das Tool keine Wahlempfehlung darstelle, sondern nur eine von vielen Informationsmöglichkeiten sei. Insbesondere die einfache Bedienung und gute Übersicht wird aber auch in Oberhausen von vielen Nutzern geschätzt. „Es ist einfacher, als sich mit dem ganzen Wahlprogramm auseinanderzusetzen. Außerdem kann der Wahl-O-Mat bei der Entscheidung helfen, wenn man zwischen mehreren Parteien schwankt“, fasst eine Oberhausener Passantin zusammen.
Wahl-O-Mat wird zwanzig Jahre alt
Der Wahl-O-Mat wird seit 2002 von der Bundeszentrale für politische Bildung betrieben, bei den letzten Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen 2017 wurde das Online-Tool mehr als 1,5 Millionen Mal genutzt.
Neben der Option, sich die zu bewertenden Thesen vorlesen zu lassen, gibt es seit diesem Jahr auch ein Video zu jeder These in Gebärdensprache.