Oberhausen. Eine Stadt mit Aufenthaltsqualität und viel Grün – diese Vision versucht das Kreativlabor in Oberhausen umzusetzen. Was konkret geplant ist.

Eine Stadt mit Aufenthaltsqualität, mit Leben auch in den Nebenstraßen, mit Treffpunkten für die Bürgerinnen und Bürger und mit viel Grün – diese Vision versuchen die Stadt Oberhausen und Mitarbeitende des Fraunhofer Umsicht im Projekt „c.lab – das Kreativlabor für Oberhausen“ umzusetzen. „Wir wollen neue Impulse liefern“, sagt Boris Dresen vom Fraunhofer Umsicht.

Der 43-Jährige betreut die Offene Werkstatt – eines der kreativen Projekte. „Man kann hierhin kommen und bauen, was man möchte.“ Hier, das ist der Supermarkt der Ideen an der Goebenstraße 83 in der Oberhausener Innenstadt. In der großen Halle gibt es Werkzeuge und das nötige Know-How, sagt Dresen.

Wieder Leben in die Stadt bringen

Doch nicht nur Bürgerinnen und Bürger können hier zum Beispiel an ihren Fahrrädern schrauben. Es werden auch Stadtmöbel gebaut, unter anderem Baumscheiben und ein Parklet. Letzteres ist eine mobile Sitzecke in der Größe eines Parkplatzes. Auch in anderen Ruhrgebietsstädten setzen diese begrünten „Stadt-Terrassen“ bereits ein Zeichen für die Verkehrswende. Im September, anlässlich der Europäischen Mobilitätswoche, wollen die Projektverantwortlichen das Parklet dann vor dem Supermarkt der Ideen platzieren. „Das soll auch wieder Leben in die Stadt bringen“, sagt Simone Krause vom Fraunhofer Umsicht.

In der Offenen Werkstatt des Kreativlabors können Bürgerinnen und Bürger werkeln. Im Bild: Patrick Klüber, der ein Fahrrad repariert.
In der Offenen Werkstatt des Kreativlabors können Bürgerinnen und Bürger werkeln. Im Bild: Patrick Klüber, der ein Fahrrad repariert. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Als das Projekt im November 2020 startete, war die Idee, die Oberhausenerinnen und Oberhausener regelmäßig einzubeziehen. „Es geht um eine lebenswerte Innenstadt und wir dachten, wir treffen uns viel mit Menschen an unterschiedlichen Orten“, sagt Boris Dresen. Doch die Corona-Pandemie hat diesen Austausch erschwert. Nun soll aber im Supermarkt der Ideen ein Treffpunkt entstehen. Simone Krause: „Man kann hier sitzen, ohne was kaufen oder konsumieren zu müssen.“

Projekte in vier Themenkomplexe aufgeteilt

Doch dabei soll es nicht bleiben. Im kommenden Jahr wird die Halle saniert. Die Offene Werkstatt bleibt, hinzukommen sollen ein Showroom für andere Stadtakteure, eine Veranstaltungsfläche, eine Küche, ein Co-Working-Space, ein Upcycling-Lager im Keller. Auch eine riesige Dachterrasse sei denkbar, meint Dresen. Der Umbau selbst ist ebenfalls Teil der Kreativlabor-Projekte. So sollen etwa Lernpartnerschaften zwischen der Stadt Oberhausen, dem Handwerk und weiteren Baubeteiligten entstehen, erklärt der 43-Jährige.

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Ein Teil der neun Projekte von c.lab befinden sich aktuell schon in der Phase der Umsetzung. Die einzelnen Ideen haben die Projektverantwortlichen in vier Themenkomplexe aufgeteilt. Die Lernpartnerschaften fallen in den Bereich „Energetische Lösungen“, die offene Werkstatt zählt zu „Urbane Produktion und Leerstände“, das Parklet zur „Nahmobilität“.

Paten für Baumscheiben gesucht

Ein weiteres Themenfeld ist „Grüne Infrastruktur“. Dazu zählen unter anderem die Baumscheiben auf dem Oberhausener Altmarkt. Auf den Baumscheiben sollen „ökologisch wertvolle Pflanzen“ Insekten in die Innenstadt locken und zur Verbesserung des Klimas beitragen, erklärt Simone Krause. Für die Pflege der Flächen rund um die zwölf Stadtbäume sucht das Kreativlabor noch Paten. Diese sollen sich langfristig um die Baumscheiben kümmern, die Pflanzen bewässern, Unkraut und Müll entfernen. Am 29. April um 14 Uhr findet eine gemeinsame Pflanzaktion statt. Helfende Hände sind willkommen.

Die Baumscheiben auf dem Altmarkt in Oberhausen sollen bald bei einer Aktion bepflanzt werden. Mit „Baumscheibe“ ist übrigens der Boden um den Stadtbaum herum gemeint.
Die Baumscheiben auf dem Altmarkt in Oberhausen sollen bald bei einer Aktion bepflanzt werden. Mit „Baumscheibe“ ist übrigens der Boden um den Stadtbaum herum gemeint. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Auf dem Altmarkt passiert aber noch mehr, was das Klima verbessern soll. „Wir haben eine sehr hitzeanfällige Stadt“, erklärt Krause. Eine frühere Studie habe ergeben, dass die Innenstadt von Alt-Oberhausen mit Tropennächten über 20 Grad eine der wärmsten Innenstädte des Ruhrgebiets sei. „Es kühlt nachts einfach nicht ab.“ Mithilfe einer Wetterstation sollen diese Temperaturen nun sichtbar werden. „Vielleicht wird der ein oder andere Schottergarten dann nicht angelegt“, hofft ihr Kollege Boris Dresen.

Gemeinsam mit der Bevölkerung ein Fazit ziehen

„c.lab – das Kreativlabor für Oberhausen“ läuft noch bis Oktober 2023. Nicht alle der 27 Projektideen, die zu Beginn unter Bürgerbeteiligung erarbeitet wurden, kann das Team umsetzen. Einige Ansätze können auch nur testweise realisiert werden. So wollen die Verantwortlichen zum Beispiel vorübergehend Wegweiser im Stadtgebiet aufstellen und touristische Routen kennzeichnen. Am Ende der Projektphase wollen sie wieder gemeinsam mit der Oberhausener Bevölkerung ein Fazit ziehen, was diese und andere Veränderungen bewirkt haben.

Wer sich schon vorher mit den Projektbeteiligten austauschen will oder sich für das Projekt interessiert, kann dienstags und donnerstags zwischen 16 und 20 Uhr in die Offene Werkstatt an der Goebenstraße 83 in Oberhausen kommen.

Projekt wird mit 500.000 Euro gefördert

Das Projekt „c.lab“ läuft insgesamt drei Jahre und wird von der Eon-Stiftung mit 500.000 Euro gefördert. Um die Projekte langfristig weiterführen zu können und womöglich sogar noch weitere umzusetzen, soll der Verein „Kreativlabor e.V.“ gegründet werden.Mehr Infos zum Projekt gibt es online auf https://clab-oberhausen.de/.