Oberhausen. In Oberhausen, wo man es kaum vermutet, steht eine Modellanlage für erneuerbare Energien. Ein Fachbetrieb zeigt den Kunden die Wärmezukunft.

Ganz Deutschland diskutiert darüber, wie sich Energiekosten einsparen lassen, wie Siedlungen und Häuser möglichst autark werden können mit Hilfe der erneuerbaren Energien. Im Stadtnorden von Oberhausen zeigt der mittelständische Klimafachbetrieb von Phil Pollmann, wie das im Detail funktionieren kann.

Hier ist an der Hünenbergstraße eine Referenzanlage entstanden, die Photovoltaik, also Strom aus Sonnenenergie, mit weiteren wegweisenden Techniken verbindet. Dazu zählt auch eine kleine Windkraftanlage, die auf dem Dach montiert ist und ergänzend zu Photovoltaik Strom aus Windenergie liefert.

Die Referenzanlage an der Hünenbergstraße besteht aus einer Wärmepumpe, die diesen Strom nutzt und die hier die Geschäftsräume von Phil Pollmann heizt. Zudem wird der Strom aus Sonne und Wind direkt für den Hausverbrauch und für mögliche E-Auto-Ladestationen eingesetzt.

Damit jene Phasen, in denen weder die Sonne scheint, noch der Wind ausreichend weht, möglichst autark überbrückt werden können, ist zudem eine moderne Speicheranlage installiert, die den Strom zwischenlagern kann. Diese Anlage speichert 26 Kilowattstunden, aktuell können auf diese Weise sogar 90 Kilowattstunden abrufbereit gehalten werden, indem mehrere Speicherblöcke hintereinandergeschaltet werden.

Erneuerbare Energien im Blick

Schon in seiner Lehrzeit hat Phil Pollmann ein besonderes Interesse an den Erneuerbaren Energien entwickelt.

Im Jahr 2016 hat er nach der Meisterprüfung (Installateur- und Heizungsbaumeister) seinen eigenen Betrieb gegründet, der mittlerweile zwölf Mitarbeiter hat.

„Mit dieser Technik sind wir zu 85 Prozent autark“, sagt Phil Pollmann, wobei sich diese Angabe auf das ganze Jahr bezieht. Es kommt eben immer auf den einzelnen Tag an. Muss im Sommer die Wärmepumpe nicht laufen, scheint dann die Sonne und weht kräftig der Wind, könne die Anlage überschüssigen Strom sogar ins allgemeine Netz einspeisen. Weht an dunklen und kalten Wintertagen längere Zeit überhaupt kein Wind, muss eventuell etwas Strom von außen zugespeist werden, falls wirklich mal alle Speicher leer sind. Aber das soll nur selten vorkommen, wenn man eine solche Anlage passgenau für das jeweilige Haus konfiguriert.

Das Interesse der Kundschaft ist riesengroß

Firmenchef Phil Pollmann (li.) und Mitarbeiter Jörg Strathmann setzen auf erneuerbare Energien.
Firmenchef Phil Pollmann (li.) und Mitarbeiter Jörg Strathmann setzen auf erneuerbare Energien. © FFS | Jörg Schimmel

Phil Pollmann freut sich, dass er mit der Referenzanlage interessierten Hausbesitzern nun die wegweisende Technik direkt im laufenden Betrieb vorführen kann. „Wir haben schon viele entsprechende Angebote geschrieben und setzen darauf, nun auch konkrete Aufträge für unsere Firma daraus zu gewinnen.“ Das Interesse bei den Kundinnen und Kunden sei vor dem Hintergrund der rasant steigenden Energiekosten riesengroß.

Eine entsprechende Anlage kostet so viel wie ein Auto der gehobenen Mittelklasse; mit 30.000 bis 40.000 Euro muss man also – je nach konkreter Ausführung – schon rechnen, wobei staatliche Förderung das Vorhaben unterstützt. Auch CDU-Landtagsabgeordneter Wilhelm Hausmann hat sich kürzlich die innovative Technik vor Ort an der Hünenbergstraße angeschaut. „Ich bin stolz darauf, dass Oberhausener Handwerker eine solche Modellanlage aus verschiedenen Komponenten in der Praxis anbieten können“, so der Politiker, der das Projekt auch vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte um Öl- und Gaslieferungen aus Russland besonders hervorhebt: Mit Hilfe der neuen Techniken lasse sich diese Abhängigkeit relativ schnell vermindern. Voraussetzung sei allerdings eine weitere und möglichst noch aufgestockte Förderung solcher Privatprojekte durch die Bundesregierung.