Oberhausen. Open Grid Europe plant eine Wasserstoffleitung im Norden von Oberhausen. Wie gefährlich ist das künftig in der Erde versenkte Rohr für Anwohner?
Der Bericht zum geplanten Bau einer neuen Wasserstoffleitung von Open Grid Europe (OGE) im Norden von Oberhausen hat viel Beachtung gefunden. Zahlreiche Menschen fragen sich: Ist eine solche Wasserstoffleitung gefährlich?
Die Redaktion hat bei Open Grid Europe nachgefragt, deren Pressestelle unterstreicht: „Wasserstoff ist - wie jeder andere Energieträger auch – natürlich brennbar.“ Daher seien für OGE hohe technische Anforderungen verbindlich, um den sicheren und zuverlässigen Transport zu gewährleisten.
Derzeit gebe es in Deutschland knapp 400 Kilometer Wasserstoffleitungen. Unter gewissen Voraussetzungen könne sich Wasserstoff in Kontakt mit Sauerstoff entzünden. Dies hänge unter anderen von einer vorhandenen Zündquelle und dem Mischungsverhältnis ab.
Diese Risiken würden bei Planung, Bau und Betrieb einer Leitung berücksichtigt. Da Wasserstoff sehr leicht sei, könne er wegen seiner geringen Dichte sehr schnell nach oben in die Atmosphäre aufsteigen und sich nicht an einem Ort konzentrieren. „Aus diesem Grund wird vor allem die Dichtheit der Bauteile – zum Beispiel der Sicherheitsarmaturen in der Leitung – durch regelmäßige Prüfungen sichergestellt.“
Mit 10 Meter breitem Schutzstreifen entlang der Trasse
Eine weitere Frage beschäftigt viele Menschen – gibt es vorgeschriebene Mindestabstände zur Wohnbebauung? „Feste Mindestabstände, die über den 10 Meter breiten Schutzstreifen hinausgehen, sind auch für Wasserstoffleitungen nicht vorgeschrieben“, erklärt die OGE-Pressestelle. Solche Mindestabstände seien in dicht besiedelten Regionen wie dem Ruhrgebiet nur schwer umsetzbar. Der Schutz der Umgebung werde stattdessen über die hohen Sicherheitsanforderungen gewährleistet.
Die OGE unterstreicht: „Sofern die Leitungen in bebauten Gebieten verlegt werden, werden diese Anforderungen erforderlichenfalls noch einmal erhöht“ – dann würde die Trasse zum Beispiel mit noch mehr Erde abgedeckt oder etwa Leitungsmarkierungen noch intensiver gesetzt.
Der genaue Trassenverlauf im Oberhausener Norden steht derzeit noch nicht fest. Es gibt lediglich 600 Meter breite Planungskorridore, in denen das Wasserstoffrohr künftig unter der Erde verlaufen könnte. Allerdings soll schon in diesem Monat das Raumordnungsverfahren für das Projekt starten.
Einladung in die Bezirksvertretung
Bezirksbürgermeister Ulrich Real hat die OGE-Experten in die Bezirksvertretung Sterkrade eingeladen.Dort wird Open Grid Europe das Projekt also der Lokalpolitik nochmals in allen Details vorstellen.Den genauen geplanten Trassenverlauf will OGE ebenfalls zeitnah veröffentlichen.
Dann folgt ab Februar 2024 das Planfeststellungsverfahren. Baubeginn soll im Oktober 2025 sein; die Inbetriebnahme der Leitung soll Ende 2026 erfolgen. Das neue Stahlrohr, 60 Zentimeter im Durchmesser, verbindet Dorsten mit Duisburg und bringt grünen Wasserstoff zu den industriellen Zentren im Westen des Ruhrgebiets, zum Beispiel zum Stahlstandort von Thyssen-Krupp in Hamborn, wo auf diesem Weg künftig klimaneutraler, grüner Stahl produziert werden soll.
Leitungssicherheit: Helikopter-Patrouillenflüge mit Infrarot-Laser-System
Zu den Sicherheitsmaßnahmen an der Leitung zählen nach Angaben von Open Grid Europe auch regelmäßige Helikopter-Patrouillenflüge in geringer Höhe über der Leitung mit einem Infrarot-Laser-System an den Hubschraubern, um die Dichtheit des Rohrstrangs zu überprüfen. Zudem durchfährt ein Inspektionsgerät („Molch“) die Leitung vor der Inbetriebnahme und auch anschließend in regelmäßigen Abständen. Eine Netzleitstelle hat das Wasserstoffrohr nach Angaben von OGE zudem „rund um die Uhr“ im Blick.