Oberhausen. Eine neue Aufnahmestelle soll Ukraine-Kriegsflüchtlingen eine gute Ankunft in Oberhausen ermöglichen. Einige erzählen und zeigen Erschütterndes.

Ein Kuscheltier-Pferd liegt auf einem runden Holztisch zwischen Ausmalbildern, Stickern und Buntstiften. Dazwischen hat ein fürsorglicher Helfer Kekse und Bonbons ausgelegt. Beim Betreten des Empfangsraumes an der Oberhausener Knappenstraße 125 könnte man denken, man stehe in einem Grundschulraum für Schülerinnen und Schüler. Dass hier aber keine Kinder unterrichtet, sondern ukrainische Geflüchtete erstmals registriert und betreut werden, erkennt man erst auf den zweiten Blick – Schilder in ukrainischer Sprache fordern zur Registrierung auf und erklären den weiteren Ablauf.

Jeden Tag zwanzig bis sechzig neue Kriegsgeflüchtete in Oberhausen

Seit Montag, 21. März, hat die Stadt in einem Verwaltungsgebäude die neue Anlaufstelle für Geflüchtete aus der Ukraine eingerichtet, von 9 bis 18 Uhr nimmt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Oberhausen hier Neuankömmlinge auf. Martin Götzke, der beim DRK für Katastrophenschutz und Krisenmanagement zuständig ist: „Zurzeit kommen jeden Tag zwischen 20 und 60 neue Kriegsgeflüchtete an, überwiegend junge Frauen und Kinder. Bei uns wird gecheckt, welcher Impfstatus vorliegt, ob sonstige Erkrankungen bestehen – und wir machen einen Corona-Schnelltest.“ Anschließend setze sich das DRK mit dem Sozialbereich der Stadt in Verbindung und erhalte die Zuweisung zur jeweiligen Unterkunft.

Neun Flüchtlingsunterkünfte in Oberhausen

In folgende vier Gemeinschaftsunterkünfte im Oberhausener Stadtgebiet werden die ukrainischen Flüchtlinge derzeit verteilt: Ruhrorter Straße, Duisburger Straße, Erlenstraße, Bahnstraße.

Zudem gibt es fünf Notunterkünfte: Louise-Schroeder-Heim, Marienhospital, Josefhospital, Eschenstraße, Knappenstraße.

Daneben ist die private Unterbringung ein wichtiger und unterstützender Faktor. So hat das Berufsförderungswerk (BFW) Oberhausen Ende März 30 Personen in seinen Räumen an der Bebelstraße untergebracht und bietet den Geflüchteten neben dem Wohnraum auch eine Verpflegung an.

Während das erste Einchecken der Geflüchteten per QR-Code nach Erfahrung von Götzke problemlos erfolge, sei die Verständigung der Geflüchteten mit den DRK-Helfern schon eine größere Herausforderung. Nur eine Mitarbeiterin – eine Medizinstudentin aus Kiew – spreche ukrainisch und könne dolmetschen. Sei diese gerade nicht im Dienst, würde sich mit Google-Übersetzer, Händen und Füßen verständigt. „Aber es klappt immer irgendwie“, meint das Empfangsteam des DRK schmunzelnd.

Erstaufnahme zwischen Kuscheltieren und Ausmalbildern: In der von der Stadt Oberhausen eingerichteten Anlaufstelle sollen sich insbesondere geflüchtete Kinder gleich wohlfühlen.
Erstaufnahme zwischen Kuscheltieren und Ausmalbildern: In der von der Stadt Oberhausen eingerichteten Anlaufstelle sollen sich insbesondere geflüchtete Kinder gleich wohlfühlen. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Ukrainerin zeigt Fluchtvideo – ihre Kinder laufen zwischen Leichen

Manche Schicksale berühren die Helfer vor Ort besonders. Am Donnerstag sei eine junge Frau mit ihren Kindern (drei und sieben Jahre alt) angekommen und habe Handyvideos von ihrer Flucht gezeigt. „Da sieht man dann, wie die junge Ukrainerin durch völlig zerstörte Straßen läuft, rechts und links liegen die Leichen. Und die Kinder sind mittendrin. Das ist für uns hier unvorstellbar“, erzählt – noch immer bewegt – Martin Götzke.

Ebenfalls sehr berührt habe ihn das Schicksal eines jungen Mannes, der bereits schwer an Krebs erkrankt sei und jetzt auch noch aus seiner Heimat fliehen musste. „Zusätzlich zum Krieg kommt da noch das persönliche Schicksal hinzu, das bewegt mich schon sehr. Zum Glück kann er hier schnell weiterbehandelt werden, die Organisation erfolgt da wirklich schnell.“ Eine Kollegin berichtet wiederum von vier gehörlosen Flüchtlingen, die sich alleine bis nach Oberhausen durchgeschlagen hätten.

Umso dankbarer seien die Geflüchteten für die Aufnahme und Hilfe durch das DRK. Auch wenn die meisten Neuankömmlinge einen eingeschüchterten Eindruck machten, würden sie sich gleichzeitig sehr freuen, dass es hier einen Platz für sie gibt. Das Empfangsteam des DRK ist sich einig: „Das Wort, das hier am häufigsten fällt, ist: Danke.“

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